Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Briefe vom miesesten Ort des Universums

Briefe vom miesesten Ort des Universums

Titel: Briefe vom miesesten Ort des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Lauschern und großer
     Tapferkeit.

    „Eine Invasionsstreitmacht ist hierher unterwegs“, sagte Papa. „Sie wird die Erde und alles darauf auslöschen. Es sind Schreggs.“
    Schreggs! Ein wahrer Faading kennt keine Furcht. Doch ich zitterte an allen Saugnäpfen.
    „Aber, Papa, der Kaiser kann sie doch bestimmt aufhalten, oder? Sonst hätte er uns doch nie hierher geschickt. Er schickt seine treuen Untertanen nicht in ihr Verderben.“ Da kam mir ein treuloser Gedanke. „Oder weiß der Kaiser vielleicht sogar darüber Bescheid?“
    „Anscheinend weiß er es schon seit einiger Zeit“, erwiderte Papa. Sein Erdlingsgesicht lief rosarot an. „Deshalb wollte er, dass wir ein paar Exemplare mit nach Hause bringen, bevor die Erdlinge aussterben. Aber er wollte uns nicht beunruhigen.“
    „Was soll das heißen, er wollte uns nicht beunruhigen? Wir könnten unser Leben verlieren!“, schrie ich.
    „Untersteh dich, die Entscheidungen des Kaisers infrage zu stellen!“, schimpfte Papa. „Vergiss nie, du bist ein tapferer und treuer Faading. Was der
     Kaiser sagt, ist Gesetz. DieGeheimniskrämerdienste haben ein paar Raum-Zeit-Berechnungen angestellt, in der Annahme, dass wir hier im
     Erdenjahr 1942 ankommen, eine gute Tat vollbringen, indem wir den Weltkrieg beenden, und dann immer noch genug Zeit haben, ein paarmal hin und her zu
     reisen, um einige Erdlings-Exemplare nach Hause zu bringen. Natürlich müssen wir sie erst verbessern, weil sie uns sonst nichts nützen. Laut den
     Berechnungen der Geheimniskrämerdienste sollten die Schreggs etwa siebzig Erdenjahre bis hierher brauchen, weil ihre Galaxie mehrere Milliarden Erdenjahre
     von hier entfernt liegt. Nur leider sind wir etwa zur gleichen Zeit hier angekommen wie sie. So ein Fehler kann schnell mal passieren.“

    Schnell mal passieren? Ich konnte Papa ansehen, dass er selbst nicht daran glaubte. Er wirkte beunruhigt.
    „Hör mal, Fluppipi“, sagte er. „Ich habe nicht viel Respekt für Erdlinge, aber ich habe wirklich gedacht, wir würden ihnen etwas Gutes tun, wenn wir sie verbessern.“
    Ich konnte nicht fassen, dass unsere edlen Geheimniskrämerdienste so dumm sein konnten. Aber ich versuchte, die Dinge positiv zu sehen, weil mir Papa
     leidtat.

    „Wir haben die Schreggs doch schon vor Urzeiten besiegt, oder? Dann besiegen wir sie einfach noch mal“, sagte ich.
    „Wir haben sie abgewehrt“, erwiderte Papa. „Aber wir haben sie nicht vernichtet.“
    „Aber was könnten sie auf der Erde wohl wollen?“
    „Ha! Das hat Bert endlich herausgefunden. Sie wollen aus der Erde einen gigantischen Gemüsegarten machen, weil es hier Spinat gibt.“
    „Deshalb hast du so eine Angst vor Spinat“, meinte ich.
    „Ich habe keine Angst vor Spinat! Es ist die Anziehungskraft, die er auf die Schreggs ausübt, die mir Sorgen bereitet! Dieses Gemüse zieht sie an wie
     ein Magnet. Wenn sie nicht regelmäßig große Mengen an Magnesium, Eisen und Vitamin K zu sich nehmen, implodieren ihre Gehirne. Sie sind unglaublich dumme
     Lebewesen und haben sich nie daran gewöhnt, dass Spinat selbst in riesigen Mengen beim Kochen auf ein Achtel seiner Größe zusammenschrumpft. Sie können
     nie genug davon kriegen. Sie sind in Milliarden Planeten eingefallen und haben Galaxien in allen dreizehn Dimensionen durchforscht. Und jetzt sind sie auf dem Weg hierher.Sie werden alles Leben außer der Spinatpflanze vaporisieren. Dann werden sie sie auf der ganzen Erde anbauen.“
    Als Papa seinen Erdlingskopf in die Hände stützte, bemerkte ich, wie sein gutes, altes, unglückliches Gesicht aus seiner Jacke hervorspitzte. Ich tätschelte ihm den Rücken und gab ihm einen Schluck Koz .
    „Bist du sicher, dass Schreggs dieselbe Nahrung verdauen können wie Erdlinge?“, fragte ich.
    „Fast alle eingehirnigen Lebewesen in primitiven Ökosystemen ernähren sich auf dieselbe Art und Weise. Das solltest du eigentlich wissen.“
    Vielleicht können wir auch dieselbe Nahrung essen, überlegte ich, während ich an mein Schokoladenerlebnis dachte. Das sagte ich Papa aber nicht. Ich wollte nicht, dass er sich noch dümmer fühlte, als er es sowieso schon tat.
    „Und wenn sie hier einfallen, machen sie aus der Erde ein großes Spinatbeet? Ohne Erdlinge? Oder Computerspiele? Oder Musik? Die Schreggs werden alles zerstören?“
    „Richtig. Wie du weißt, haben die Schreggs während der Sechsten Quadratischen Kriege bei ihrer Spinat-Suche dieHälfte der
     Bevölkerung von Faa vaporisiert.

Weitere Kostenlose Bücher