bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Augen fesselten mich. Ich verlor mich in diesen strahlenden saphirblauen Augen, die in meine schauten. Er erwiderte meinen Blick mit unbeschreiblicher Intensität. Es kam mir vor, als ob er nicht in meine Augen, sondern in meine Seele schaute. Kaum merkbar veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er zog die Augenbrauen leicht zusammen und ich fragte mich, was ihm wohl durch den Kopf ginge.
„Mrs. Edison!“, hörte ich energisch meinen Namen rufen, drehte mich um und sah zu Mrs. Miller.
„Haben Sie uns etwas mitzuteilen, Mrs. Edison?“
„Ahm, nein“, gab ich kleinlaut von mir, spürte die Hitze in meine Wangen aufsteigen und mein Herzschlag drohte die Schulglocke zu ersetzen.
Na toll, das war ja super peinlich. Was William sich wohl dachte? Wie lange habe ich in angestarrt? An was habe ich gerade nochmal gedacht?
Velisa sah mich fragend an und grinste. Ich zuckte kurz mit den Schultern, als ob ich selbst nicht wüsste, was gerade los war. Als ob ist gut, ich wusste wirklich nicht, was das war. Warum ich meinen Blick nicht losreißen konnte. Mrs. Miller fuhr fort und ich versuchte mich auf sie zu besinnen.
Als die Glocke das Ende der Stunde bekanntgab, packte ich meine Sachen zusammen. Plötzlich stand er neben mir. William. Ich blickte zu ihm auf und könnte schwören, ihn mit offenem Mund angestarrt zu haben. Diese durchdringenden gletscherblauen Augen, diese roten sinnlichen Lippen, dieser attraktive, starke, muskulöse Körper und das feenhafte, bezaubernde Gesicht, einfach unbeschreiblich.
„Hi, ich bin William“, grüßte er mit einem verschmitzten schiefen lächeln.
„Ahm, hi“, japste ich, völlig vertieft in sein porzellanartiges Gesicht.
„Du musst neu hier sein?“ Seine Stimme war sanft und verlockend.
„Ja.“ Ich starrte ihn idiotisch an.
„Wie heißt du?“ Seine Stimme spielte eine ähnliche Melodie wie Jeremys. Sie mussten verwandt sein.
„S-Sarah“, stotterte ich.
„Das ist ein schöner Name.“
„Danke“, murmelte ich verlegen.
Was war los mit mir? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, als ob meine Gehirnströme nicht mehr in die richtige Richtung flossen. Meine Gedanken standen still, vergleichbar mit der Pausenphase während eines Videofilms. Und der Film spielte in einem verzauberten Märchenwald mit mir und William in den Hauptrollen.
„Sarah komm, wir müssen weiter“, holte mich Velisa wieder zurück in die Realität.
„Ja, ich komme.“
Ich versuchte, es mir nicht allzu sehr anmerken zu lassen, wie fasziniert ich von William war, versuchte meinen Blick auf meinen Rucksack zu lenken, erhob mich und folgte Velisa zur Tür, ohne ihn weiter zu beachten.
Auf dem Weg zur Tür kreuzte ich Emily’s Weg. Eine blonde Schönheit. Jedes Mädchen wollte so sein wie sie und jeder Junge wollte mit ihr ausgehen, außer William. Er widerstand ihrer Attraktivität, was eine gewisse Schadenfreude in mir aufkommen ließ. Sie beobachtete uns, als William mit mir sprach, und sah verärgert aus. Sie strafte mich mit zornigen spöttischen Blicken. Sie würde sich sicher nicht mit mir anfreunden, schätzte ich.
„Emily scheint eifersüchtig auf dich zu sein“, lästerte Velisa grinsend.
„Warum?“ Da ich mich noch in der Märchenwelt mit William befand, schaffte ich es nicht Velisa zu folgen.
„Ich hab‘ dir doch erzählt, dass Emily ein Auge auf William geworfen hat, er sie aber ignoriert. Als sie sah, wie er mit dir geredet hat, platzte sie fast vor Wut. Und gestern habe ich dir doch erklärt, dass Jeremy und William in der Beliebtheitsskala der Jungs ganz oben stehen.“
„Oh.“
„Sarah! Wo bist du gerade mit deinen Gedanken?“
„Hm? Weiß nicht.“
„Lass uns gehen, wir müssen weiter, sonst kommen wir zu spät.“
Es dauerte einige Zeit bis ich wieder klar denken konnte. Velisa warf mir amüsierte Blicke zu. Sie behandelte mich als ob wir uns schon ewig kennen würden. Eigenartig, denn dieses Gefühl vermittelte sie mir schon gestern.
Nach der letzten Stunde trafen wir uns draußen am Schulgelände an der kleinen steinernen Sitzbank. Jason , Velisa, Alex und ich. Jason nahm Velisa in die Arme und küsste sie energisch mit einem Lächeln. Alex sah mich betreten an und verdrehte die Augen, was mich amüsierte.
Meine Aufmerksamkeit schwand, als William und Jeremy, den Blick gerade nach vorne gerichtet, im exakt gleichen Rhythmus an uns vorbeigingen. Sie bewegten sich so elegant, als wären sie in einer „Benimmschule“ unterrichtet worden.
Weitere Kostenlose Bücher