bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
niemals gehen lassen.
„Sie würde das nicht zulassen.“
„Es gäbe noch eine andere Möglichkeit.“ Williams Stimme wurde frostig. Das bedeutete, diese Möglichkeit würde mir wohl nicht gefallen. Zumindest wollte ich wissen, welche es gab.
„Die wäre?“
„Du müsstest sie für immer verlassen.“
„Wie sollte ich. Sie wäre dagegen, mich einfach gehen zu lassen.“
Sie würde alle Hebel in Bewegung setzen, um mich bei ihr zu behalten bis ich volljährig wäre. Wir hatten über das Thema eigene Wohnung schon mal gesprochen. Sie machte ihren Standpunkt klar und deutlich. Es war bevor wir nach Philadelphia zogen. Ich wollte nicht in die Stadt und schlug vor, mir eine eigene Wohnung in Rainsville zu suchen. Sie war strikt dagegen. Bevor ich nicht achtzehn wäre und solange sie sorgepflichtig für mich sei, würde sie mich nicht ausziehen lassen.
„Indem du stirbst.“
Geschockt starrte ich ihn an.
„Du schaltest dein Telefon aus, lässt deine persönlichen Sachen von der Polizei finden und änderst deinen Namen.“
„Das kann nicht dein Ernst sein“, fuhr ich ihn an.
Wenn die Polizei Carol über meinen Tod informieren würde, könnte sie das ihr Leben kosten. Das würde ihr Leben zerstören. Ich würde ihr Leben zerstören. Sie, die Frau, die mich als Waisenkind mit all ihrer Liebe aufgenommen hatte, mich pflegte, großzog, liebte, tröstete. Wie sollte ich das übers Herz bringen. Wie könnte ich danach noch in den Spiegel schauen, ohne mich zu verachten und zu hassen. Eine unkontrollierte Stoßwelle voller Trauer, Schmerz und Todessehnsucht brach aus meinem Inneren heraus und traf die anderen mit voller Wucht wie ein Pfeil mitten ins Schwarze. Schuldbewusst senkte ich meinen Blick, als sie mich geschockt anstarrten.
„Tut mir leid.“
„Schon gut. Du hast es noch nicht unter Kontrolle“, sagte Jeremy immer noch erschüttert von der Kraft meiner Emotionen.
„Zumindest wissen wir jetzt, was du darüber denkst“, sagte Alex mit einem bitteren Ausdruck in seiner Stimme und leicht hochgezogenen Mundwinkeln, als ob er sich zu einem verständnisvollen Lächeln zwang.
„Ich würde ihr das Herz brechen. Das kann ich nicht.“
Entschuldigend ließ ich den Kopf hängen. William küsste mich auf die Stirn. Ich wusste, er verstand, wie es mir gehen würde, wenn ich diese Möglichkeit wählte. Er selbst kämpfte Jahrzehnte mit sich selbst wegen Rachel Steward. Eifersüchtig knirschte ich mit den Zähnen. Wegen ihr hatte sich William jahrelang fertig gemacht und sein Leben aufgegeben. Ich verdrängte die Erinnerung an ihr Foto und das Tagebuch erfolgreich und tadelte mich selbst, auf eine tote Frau eifersüchtig und wütend zu sein. Das war unangebracht. Sie war tot und konnte mir nicht mehr in die Quere kommen.
„Gibt es denn keinen anderen Ausweg?“
„Ich denke schon. Aber es ist ebenfalls kein leichter Weg“, sagte Emily und in ihrer Stimmlage schwang ein Funken Hoffnung mit.
„Was wäre, wenn du ihr die Wahrheit erzählen würdest?“
„Das wäre unvernünftig, denn das Wissen könnte sie in ernsthafte Gefahr bringen“, wandte Jeremy ein.
„Die Gefahr bestand schon die ganze Zeit. Felix, Ryan und Corby kannten Sarah und somit auch Carol. Sie waren nicht dumm“, konterte William.
Mir gefiel der Gedanke, ihr die Wahrheit zu sagen zwar nicht, aber es war immerhin besser, als ihr Herz zu brechen.
„Was hältst du davon, Sarah?“ William schaute mich stirnrunzelnd an.
„Ich weiß nicht. Es auf jeden Fall besser, als ihr weiszumachen, dass ich tot wäre.“
Vielleicht würde sie sogar Gefallen daran finden zu wissen, dass es außer den Menschen noch andere Wesen gibt. Seit sie diese Samantha kannte, stand sie sowieso auf alles Paranormale. Definitiv wäre sie geschockt, verstört oder würde an ihrem Verstand zweifeln, aber sie könnte damit besser umgehen, als zu glauben ich sei nicht mehr am Leben. Ich überlegte eine Weile und kam zu dem Entschluss, es zu versuchen.
„Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich es lieber so machen.“
„Dir ist klar, dass du sie total verstörst? Denk zurück wie es für dich war!“ Ermahnte mich Jeremy verantwortungsbewusst und vorausschauend. Aber er war nicht vorausschauend genug.
„Ich kann mich noch gut erinnern. Ich sah euch kämpfend in der dunklen Gasse und eure leuchtenden Augen und gefletschten langen Zähne erschreckten mich zu Tode. Das würde ich ihr niemals antun!“
Wenn ich es ihr in aller Ruhe erklären könnte, bestand
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