bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
stirnrunzelnd an. Offensichtlich rätselte sie, worauf ich hinaus wollte.
„Glaubst du daran?“, wiederholte ich ohne auf ihre Frage näher einzugehen. Sie würde noch früh genug erfahren, warum ich das wissen wollte.
Sie überlegte und schaute mich nachdenklich und forschend an.
„Ich denke, es gibt noch etwas anderes außer uns. Ob es nun Außerirdische, Hexen, Feen, Werwölfe oder Engeln gibt, weiß ich nicht genau. Aber es ist anmaßend zu sagen, wir sind die einzigen Geschöpfe, die existieren.“
Das war schon mal sehr gut, sie stand der Welt offen gegenüber.
„Aber was hat das mit dir zu tun? Beschäftigst du dich etwa neuerdings mit Okkultismus?“
„Irgendwie schon in letzter Zeit.“ Naja, nicht direkt, aber es war ein guter Ansatz für das, was sie gleich erfahren würde.
„Und was genau interessiert dich daran? Bist du in einer Sekte oder sowas?“
Ihrem skeptischen Ausdruck nach zu urteilen wäre sie nicht sehr erfreut darüber.
„Nein, ich bin in keiner Sekte und ich schlachte auch keine Tiere ab.“
Wobei das auch nicht ganz stimmte. Wenigsten tat ich es nicht eigenhändig, sondern trank nur deren Blut. Der Gedanke an einen warmen süßen Schluck entzündete ein staubiges Gefühl in meiner Kehle. Da fiel mir das zarte Pochen der Schlagader am Hals meiner Mutter auf. Unter der zarten Haut strömte es. Köstliches und frisch. Sofort verwarf ich den Gedanken daran, ihr an die Gurgel zu springen, und konzentrierte mich auf das Gespräch mit ihr.
„Was ist es dann?“
Ich konnte es unmöglich aussprechen und hoffte sie würde von alleine darauf kommen.
„Ich hab mich verändert.“
„Das ist mir schon aufgefallen.“
Was? Ich war über mich selbst überrascht. Selbstverständlich hatte sie die Veränderungen sofort bemerkt als sie mich sah.
„Nicht nur äußerlich.“
„Auch das ist mir nicht entgangen. In letzter Zeit verhältst du dich wie ein durch geknallter Teenager.“
Um ihr zu zeigen, was ich mit nicht nur äußerlich meinte, reichte ich ihr meine Hand. Ich streckte ihr meine Finger entgegen und sie legte ihre Hand auf meine.
„Meine Güte du bist ja total unterkühlt! Bist du doch krank?“
Ihre Besorgnis stieg wieder an und ich strömte ihr eine weitere reduzierte Dosis Wohlbefinden und Wärme zu.
„Nein, ich bin ganz bestimmt nicht krank. Ich habe mich nur etwas … verändert.“
Ihr Blick suchte nach Antworten auf die Fragen, die in ihrem Kopf ziellos herumschwirrten. Sie versuchte Löcher in meinen Kopf zu bohren, um endlich an die Lösung des Rätsel zu gelangen.
„Deine Augen … leuchten deine Augen?“
Ungläubig starrte sie mich an, ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Ich schaute kurz aus dem Fenster. Die nächtliche Dunkelheit brach an. Ich stand auf und schaltete das Licht über dem Esstisch an. Sie beobachtete mich genau. Jede meiner Bewegungen verglich und prüfte sie auf Veränderungen.
„Du bist eiskalt. Blasser als sonst. Deine Augen leuchten und glänzen. Deine Bewegungen sind anmutiger und graziler als sonst. Du sprichst sogar anders.“
Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, warum das so war. Die Nervosität in mir stieg schlagartig an. Sie war kurz davor, die Wahrheit zu erfahren. Ich konnte ihr die sich überschlagenden Gedanken und Vorstellungen ansehen. Ich musste ihr unbedingt klar machen, dass sich zwar mein Körper, aber nicht meine Seele, oder was auch immer das jetzt war, verändert hatte.
„Bevor wir weiter sprechen, möchte ich, dass du weißt, egal was du gleich erfahren wirst, ich liebe dich über alles. Das musst du dir immer vor Augen halten. Versprich es mir bitte!“
„Ich liebe dich auch, mein Schatz. Nichts könnte je etwas daran ändern. Und egal was du auf dem Herzen hast, wir werden es gemeinsam überstehen.“
Das Problem war, sie musste nur überstehen, was sie gleich hören würde.
„Glaubst du, dass sich Menschen … von Grund auf verändern können?“
„Klar. Jeder kann sein Leben ändern, sich selbst ändern. Jederzeit.“
„Glaubst du auch, dass … Menschen sich körperlich verändern können?“
Ihr Blick wurde eindringlicher. Fragender. Bohrender. Und sie gab für sie plausible Antworten.
„Wir verändern uns ständig. Werden älter, dicker, dünner. Worauf willst du hinaus?“
Sie kniff die Augen zusammen, als ob sie so besser in meinen Kopf sehen könnte.
„Ich meine, … glaubst du, ein Mensch kann sich in ein anderes Wesen
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