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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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und blieben an meinem Bauch stehen. Ich presste meine Augen zusammen.

Kapitel 20 1/2
    Mia – Keine Berührung
    Graz, Januar 2012
    »Mia, sind Sie wieder da?« Ich hörte Josefs Stimme. Ein Finger war auf meinem Handgelenk. Er fühlte meinen Puls.
    »Sie werden wieder ruhiger«, sagte er sanft. »Öffnen Sie langsam die Augen. Sie sind bei mir in der Praxis.«
    Ich tat, wie er sagte. Blinzelte einige Male, bis ich die Augen offen halten konnte.
    »Atmen Sie tief ein. Sie sind wieder hier«, beruhigte er mich.
    Ich lag auf dem mächtigen Sofa. Dr. Weiß kniete vor mir. Er war so nahe, dass es mir nur möglich war, seinen Bart zu fokussieren. Ich wollte mich aufsetzen, doch mein Arzt hielt mich an der Schulter.
    »Warten Sie, bleiben Sie noch kurz liegen.« Er stand auf und kam mit einem Glas Wasser zurück.
    Ich griff mit meiner rechten Hand danach. Jedoch war diese zu zittrig. So hätte ich nur den Inhalt über den Boden verteilt. Mit beiden Händen umklammerte ich das Wasserglas. Mit dem Rücken rutschte ich ein wenig höher, um besser trinken zu können. In drei Schlucken war das Glas leer. Ich streckte die Arme aus und hielt es zu Josef.
    »Möchten Sie noch etwas?«, fragte er mich. Ich nickte ihm nur zu.
    Nachdem ich auch dieses in Rekordzeit getrunken hatte, setzte ich mich wieder gerade hin. Rücken zur Lehne, die Beine auf der Sitzfläche zu einem Schneidersitz überkreuzt.
    »Was ist geschehen?« Beunruhigt saß Dr. Weiß, nicht wie gewohnt auf seinem Sessel weit weg von mir, sondern direkt gegenüber von mir auf dem Couchtisch. Arme auf den Oberschenkeln abgestützt.
    »Dr. Weiß, ich ... ich weiß ... ich glaube.« Ich ließ frustriert die Luft aus meinen Lungen. »Ich weiß es nicht. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich auf diese Couch gekommen bin.« Nervös fing ich an, an meiner langen Narbe zu kratzen. Ich hasste es, wenn ich diese Blackouts hatte. Sie passierten mir und ich fand mich in irgendeiner anderen Situation wieder.
    »Sie kamen aufgelöst in meine Praxis gestürmt«, versuchte er mir weiterzuhelfen. »Wieso waren Sie aufgebraust. Ist heute etwas Besonderes geschehen?«
    Die Augen zusammengepresst schüttelte ich heftig meinen Kopf. Ich kam nicht her, um darüber zu sprechen, was mich so wütend machte. Aber ich wusste, dass ich hier meine Ruhe genießen konnte und eine Auszeit, welche ich dringend benötigte.
    »Sie wollen wieder nichts sagen?« Mit seiner linken Hand fuhr er sich über seine Schläfe und die Stirn. Er kratzte sich seinen Bart. Es war mehr als nur deutlich, dass Josef oft auch nicht wusste, wie er und was er mit mir tun sollte. »Wissen Sie, Mia«, er sah zu mir. »Ich weiß, Sie erzählen nicht gerne Ihre Dinge , wie Sie es nennen. Jedoch bin ich nicht Ihr Feind.« Er stand auf. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, ging zehn Schritte in die eine, dann wieder zehn Schritte in die andere Richtung. Meine Augen verfolgten ihn. Kurz vor mir blieb er abermals stehen. »Sie sind der Feind«, warf er mir ins Gesicht. Regungslos blickte ich zu ihm hoch.
    »Ja, Mia. Sie möchten wieder mit der Welt klarkommen. Dafür müssen Sie vorher mit sich selbst wieder klarkommen. Sie müssen Emotionen zulassen. Sie sind im Moment Ihr eigener Feind.«
    Ich öffnete kurz meinen Mund, um etwas zu sagen. Doch mein Therapeut schnitt mir das Wort ab. »Und wenn Sie mir noch hundert Mal sagen, dass Sie okay sind, glaube ich es Ihnen auch nicht.« Er setzte sich an die Ecke des Tisches. Körper nach vorne gelehnt. »Sprechen Sie«, sagte er in einem ruhigen, aber dennoch sehr bestimmten Ton.
    Er hatte recht. Ich stand mir vermutlich, oder nein ... so ziemlich sicher selbst im Weg. Vielleicht sollte ich seine Hilfe annehmen. Ärzte waren nicht meine Feinde. Sie wollten mir nur helfen.
    »Okay«, flüsterte ich.
    »Gut«, sagte er mit einem Lächeln. »Und nun gehen wir gemeinsam den Beginn unserer Stunde noch einmal durch. Sie haben Auslöser, welche wir finden sollten.« Ich nickte ihm zu. »Sie kamen zur Tür hereingestürmt und rannten direkt in mich hinein. Plötzlich war Ihr Gesichtsausdruck ein anderer und Sie schrien los. Sie waren nicht mehr ansprechbar. Ich legte sie auf das Sofa. An was können Sie sich erinnern?«
    Nachdem ich tief Luft geholt hatte, begann ich zu erzählen. »Ich bin die Stufen zur Praxis hochgelaufen. Mein Tag verlief nicht gut. Ich weiß, dass ich hier meine Ruhe haben kann.«
    »Ja, das können Sie. Gut, dass Sie sich hier wohlfühlen, Mia.« Mit einem kurzen

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