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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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Nicken deutete mir Dr. Weiß, dass ich wieder sprechen konnte.
    »Ich lief in Sie herein. Ich spürte ihre Hand auf meinem Bauch. Danach weiß ich nichts mehr.«
    »Okay, gut. Was ist heute geschehen?« Er ging nicht weiter auf meine Aussetzer ein.
    Vor Aufregung und all den Emotionen, mit welchen ich nicht mehr umzugehen wusste, kratzte ich kräftig an meinem Schnitt. Die Augen von meinem Arzt waren auf meine Finger fixiert. »Bitte, hören Sie damit auf.« Er stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und gab mir ein Notizbuch mit Ledereinband. »Da kratzen oder ziepen Sie daran. Viel besser, schreiben Sie darin. Aber lassen Sie bitte Ihren Arm in Frieden.« In einer schnellen Bewegung warf er mir das Büchlein in meinen Schoß.
    Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, bat er mich: »Bitte fahren Sie fort.«
    Zittrig begann ich zu erzählen. »Ich hatte dd ... diese Untersuchung heut. Alles wurde angesehen«, sprach ich leise. »Ich hatte solche Angst.« Meine Augen fingen an, feucht zu werden. »Einer von den Ärzten wollte sich die Narbe ansehen.« Mit den Fingern deutete ich zu meinem Bauch. »Ich schrie. Ich weiß nicht wieso. Der Arzt beruhigte mich, dass er nur sehen möchte, wie sie verheilt wäre. Er griff zu und ich hatte das Gefühl, als ob er mich wieder aufschlitzen würde. Er versuchte mich zu beruhigen. Aber ich schlug um mich. Eine Schwester kam hinzu und half ihm mich festzuhalten, damit er den Schnitt begutachten konnte.« Die Tränen rollten auf der Stelle meine Wangen herab. »Sie ließen mich los. Ich beruhigte mich nur langsam.«
    »Danke, dass Sie es mir erzählt haben. Ich bin stolz auf Sie.«
    Er war stolz auf mich. Mit dem Blick nach unten gesenkt biss ich mir auf meine Lippen. Er war stolz auf mich.
    »Lächeln Sie, Mia. Das war ein sehr guter Anfang.«

Kapitel 21
    Samuel – Komm zurück
    Budapest, Juni 2012
    Mia war bereits mehr als eine Viertelstunde fort. So wie es klang, wollte sie nur zur Toilette. Ich machte mir Sorgen. Ihr Rucksack stand schließlich auch noch hier. Sie würde doch nicht einfach abhauen ohne ihre Sachen? Das ließ mich nervös werden. Mit meinem rechten Fuß zappelte ich auf und ab. Mein Blick wanderte von links nach rechts. Aber sie war nirgendwo zu sehen.
    Ich konnte nicht länger auf dieser Bank sitzen und warten. In Eile nahm ich ihre und meine Sachen und lief in die Richtung, in welche sie gegangen war. Auf den ersten Blick war keine Spur von ihr. Nie wäre Mia hier zu übersehen gewesen. Es waren kaum Leute auf dem Bahnhof um diese Zeit. Am Wochenende stand vermutlich niemand freiwillig auf.
    Im Eilschritt suchte ich nach der Frauentoilette. Gefunden riss ich die Tür auf und rief Mia. Mehr als das Kreischen von anderen Frauen bekam ich nicht zu hören. Ich rannte näher zum Bahnsteig, um zu sehen, ob sie vielleicht schon bei der Bank war. Nein, nicht da.
    Ich drehte mich einmal im Kreis. Da war noch eine weitere Toilette. Wieder riss ich die Tür auf. Sie war hier. Am Boden zusammengekauert. Schnell ging ich die wenigen Schritte zu ihr. Warf die Rucksäcke und Gitarre in eine Ecke. Ich kniete mich vor ihr hin. Mia sah schrecklich leblos aus. Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, wie sich der Brustkorb bewegte. Mit einer Hand ertastete ich den Puls, dieser war rasend schnell. Was war ihr passiert?
    Vorsichtig setzte ich sie etwas auf, damit sie nicht auf diesen kalten, verschmutzten Fliesen lag. Sie wehrte sich heftig gegen meine Berührung. Also ließ ich sie nach dem Hinsetzen los. Nur sacht kontrollierte ich ihren Puls, welcher sich zu normalisieren schien.
    »Mia, bist du wieder da?«, fragte ich ruhig, als ich bemerkte, dass die Augenlider zu flattern begannen. Verwirrt öffnete sie die Augen. Sie sah mich erschrocken an. Mit einem Satz war Mia einen Meter weit weg von mir. Ihre Arme hatte sie fest um ihre Beine geschlungen. Sie starrte mich mit weit geöffneten Augen an.
    Mit beiden Händen in der Höhe sagte ich: »Es ist alles in Ordnung, Mia. Ich habe dich gesucht.«
    Ich rückte etwas näher an sie heran. Sie zeigte mir mit einer Hand Stopp .
    »Okay, ich komme nicht näher. Aber was ist passiert?« Sie schüttelte einfach ihren Kopf. Dabei sah sie so verängstigt aus. Ich wollte wissen, was geschehen war, und ihr helfen. Ich kroch zu den Rucksäcken und nahm aus meinem eine Flasche Wasser heraus. »Nimm und trink, bitte.« Ich reichte ihr das Getränk. Gierig riss sie mir die Flasche aus der Hand, öffnete sie und trank, als ob sie seit Tagen nichts

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