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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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Kriszta atmete tief ein. »Melde dich, wenn du an deinem Ziel angekommen bist«, sagte sie betrübt.
    »Wenn ich angelangt bin.« Mit einem Kloß im Hals ließ ich sie los. Ich gab den Rucksack auf meinen Rücken, winkte ihr zu und ging in das Bahnhofsgebäude.

Kapital 20
    Mia – Einfach abschalten
    Budapest, Juni 2012
    In der Seitentasche meines Rucksackes kramte ich nach meinem Handy und den Kopfhörern. Dieses blöde Ding war zu groß oder ich zu dämlich, um ihn zu packen. Denn ich fand nichts darin. Ich kniete mich vor dem Gebäude zu Boden. Ich musste beinahe das gesamte Seitenfach ausleeren, bis ich die Sachen fand. Leute, die an mir vorbeigingen, hörte ich leise fluchen. Auch wenn es auf Ungarisch war, so viel hatte ich in meiner Zeit hier gelernt. Aber okay ... ich kniete etwas im Weg. Hastig warf ich alles zurück und schloss den Reißverschluss. Ich brauchte jetzt dringend Musik. Ich brauchte Ablenkung.
    Im Gebäude suchte ich an der Anzeigetafel den zutreffenden Bahnsteig. Ich ging gleich hin und setzte mich auf eine der Bänke. Der wenige Schlaf tat mir nicht gut. Ich fühlte mich matt. Richtig erschöpft.
    Ich war gerade am Eindösen, als eine männliche Stimme dies verhinderte.
    »Guten Morgen, Mia.«
    Ich riss meine Augen erschrocken auf. Mein ganzer Körper begann zu zittern. Mein Herz fing schneller zu schlagen an.
    »Oh Shit ... musst du mich so erschrecken?« Ich sah ihn finster an. Er musste mich verfolgen. Es konnte kein Zufall sein, dass er genau jetzt hier war. Ich drehte mich wieder mit Blick nach vorne. Langsam atmete ich die Luft aus, welche ich in meinen Lungen gesammelt hatte, um mich zu beruhigen.
    Samuel entschuldigte sich auf der Stelle bei mir. Ich drehte meinen Kopf, damit ich ihn sah. Nur reden wollte ich wirklich nicht. Sah ihn einen Moment länger an. Er fuhr sich nervös mit seiner rechten Hand durch sein Haar und leckte seine Unterlippe. Ich musste hinstarren. Vor meinem inneren Auge stellte ich mir vor, wie ich mit meiner Zunge drüberstrich. Was war mit mir los, dass ich an das dachte. Ich mochte ihn noch nicht mal. Das verdammt gute Aussehen von ihm machte es aber auch schwer, nicht an gewisse Dinge zu denken.
    Ein weiteres Mal atmete ich tief ein, um meine Gedanken umzulenken. »Schon gut«, sagte ich leise. Er sollte das nur nie wieder machen.
    Ich drehte mich nach vorne, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren. In meiner Playlist suchte ich nach noch ruhigerer Musik. Steckte das Handy in die Tasche und schloss die Augen.
    Eine Durchsage ertönte. Ich schaltete die Musik auf stumm und hörte genau zu. Als Erstes wurde auf Ungarisch durchgesagt danach auf Englisch.
    »Due to a technical defect, the train from Budapest to Vienna Meidling has an expected delay of 30 minutes.«
    Das hatte mir noch gefehlt. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Also eine weitere Dreiviertelstunde warten. Hoffentlich würde ich da noch meine Anschlusszüge erwischen.
    »Scheiße oder?«, sagte Samuel zu mir, welcher nach wie vor neben mir saß. Er spielte mit seinem leeren Kaffeebecher. In einer Hand hielt er ihn fest und mit dem Zeigefinger der linken umkreiste er den Rand unentwegt.
    Mein Blick war noch immer auf den Becher gerichtet, als er mich fragte: »Möchtest du einen Kaffee? Ich hol dir einen, wenn du willst.«
    Ich schüttelte einfach meinen Kopf. Sah dabei nicht zu seinem Gesicht oder in seine Augen, sondern starrte weiterhin auf die Bewegung seines Fingers. Sie waren leichter anzusehen als diese großen, grauen Augen.
    »Okay, wie du willst. Aber nachdem wir wohl so lange warten müssen, werde ich mir noch einen holen. Wird sonst eine anstrengende Fahrt bis nach Rom. Kannst du kurz auf meinen Rucksack aufpassen? Dann muss ich ihn nicht mitschleppen.«
    Mit Schrecken im Gesicht blickte ich hoch. Das konnte wirklich nicht wahr sein. Er fuhr bis nach Rom. Ich spürte, wie sich der Schrecken in meinem Körper breitmachte. Herzrasen, die Handflächen begannen zu schwitzen. Ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Magen bemerkbar. Dieses Gefühl kroch langsam herunter. Die Knie wurden weich, bis es auch noch den letzten Zeh erlangt hatte. Ich wollte meine Ruhe. Keinen Samuel Winter neben mir klebend, welcher mich mit ziemlicher Sicherheit auch in Rom verfolgen würde.
    Bevor meine Augen seine trafen, schloss ich sie. Atmete meinen empfohlenen Rhythmus. Und hoffte, dass ich rechtzeitig zu atmen begonnen hatte und die aufsteigende Panik abfangen konnte. Meine Hände waren zu Fäusten

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