Bring mich heim
süße Vanilleduft blieb hängen. Mia rückte noch ein kleines Stück näher an mich ran. Ich wusste nicht, wie ich das zu verstehen hatte. Tat sie das alles nur im Schlaf?
Ich war zu egoistisch und ging nicht weg. Viel zu sehr genoss ich diesen Körper, welcher sich an mich schmiegte. Genoss ihre kleinen Finger, mit doch rauer Haut, welche direkt auf meiner Brust lagen.
»Samuel?«, abermals sagte sie meinen Namen.
»Ich bin da«, flüsterte ich gegen ihr Haar.
»Bleib bitte hier«, nuschelte sie in meine Seite. Nein, das war kein Egoismus. Ich wollte, das es ihr gut ging. Es schien ihr so besser zu gehen.
»Ich bleibe bei dir liegen«, hauchte ich und küsste sanft ihre Stirn.
Kapitel 33
Mia – Hilfe, Dr. Weiß
Nizza, Juni 2012
Es war mir warm. Zu warm. Ich bewegte meinen Arm, welcher mir eingeschlafen war. Wie tausende Ameisen auf mir, so kam es mir vor. Doch dann bemerkte ich, dass meine Hand auf etwas Warmem, Hartem lag. Etwas, das eine enorme Hitze ausstrahlte. Vorsichtig bewegte ich meine Finger. Ein Körper. Es lag ein männlicher Körper neben mir. Ich fühlte, wie mein Herz zu rasen begann. Schnell riss ich die Augen auf.
Samuel ...
Hastig setzte ich mich auf und rutsche weit weg. So weit ich konnte. Mein ganzer Körper fing zu zittern an. Luft ... Ich benötigte Luft. Ich spürte diesen riesengroßen Kloß, welcher meine Luftröhre zu erdrücken schien. Warum lag Samuel Winter in meinem Bett?
Mein Herz, es klopfe hart gegen meinen Brustkorb, dass es beinahe wehtat. Es drohte zu explodieren.
Luft ...
Atmen ...
Wackelig versuchte ich aus diesem Bett zu kommen. Ein Bein nach dem anderen hievte ich heraus. Lose hingen sie herab und baumelten. Meinen Kopf steckte ich zwischen die Füße. Japsend schnappte ich nach Luft. Viel Luft. Einatmen. Ausatmen. Die steifen Glieder meiner Finger dehnte und beugte ich. Es wurde nicht besser.
Mit einem Griff schnappte ich mir das Handy, welches auf dem Nachttisch lag. Zerquetschte es nahezu.
Weg. Ich musste weg von hier.
Ich bemühte mich aufzustehen. Taumelnd schlenderte ich in das nahe liegende Badezimmer. Bei jeder Mauer, bei jedem Möbelstück klammerte ich mich fest, um nicht zu Boden zu gehen.
Mit einem harten Knall schlug ich die Badezimmertür hinter mir zu. Dort sank auf die eiskalten Fliesen. Mein Puls raste noch immer wild. In den Ohren konnte ich ein Dröhnen hören.
Mit letzter Kraft wählte ich Dr. Weiß‘ Nummer. Schaltete auf Lautsprecher und legte das Telefon vor mich hin.
»Mia?«, sagte er schlaftrunken.
»Josef, ich brauche Hilfe.« Die Worte kamen nur mehr gestockt aus mir heraus. Die Luft war viel zu knapp.
»Wie kann ich Ihnen um diese Uhrzeit helfen?« Seine Stimme war ruhig.
»Luft. Atmen«, krächzte ich.
Er schaltete sofort und begann sanft mit mir zu sprechen. »Mia, hören Sie mir gut zu. Ich möchte, dass Sie nicht an den Auslöser denken. Konzentrieren Sie sich nur auf das Atmen.« Er selbst holte tief Luft. »Und nun machen Sie mit. Augen zu. So kräftig es geht schnappen Sie nach Luft. Danach lassen Sie sie komplett aus Ihren Lungen entweichen. Ein ...«
Ich konzentrierte mich auf seine Worte. Meine Augenlider waren geschlossen. So gut es ging, atmete ich ein. Es war schmerzhaft.
»Und nun durch den Mund alles hinaus«, hörte ich seine tiefe Stimme.
Aus ...
»Jetzt wiederholen wir das«, sagte er in einem leichten Befehlston. Mit all meiner Kraft machte ich mit. »Vergessen Sie nicht, sich zu bewegen.« Ich bewegte meine Finger.
»Ich höre Sie atmen wieder in einem normalen Tempo. Gut gemacht. Ich bin stolz auf Sie, Mia«, ermutigte mich Josef. »Bitte erzählen Sie mir, was geschehen ist. Sie können das. Keine weitere Panik.«
»Samuel ist geschehen«, platzte ich heraus ohne jegliche andere Erklärung.
»Okay, wenn Sie mir noch sagen, wer Samuel ist, dann könnte ich Ihnen vielleicht auch folgen.«
»Er ... Ich bin ihm auf der Reise begegnet. Und irgendwie sind wir beieinandergeblieben. Ich ... ich weiß nicht, warum. Aber ich konnte ihn nicht gehen lassen.« Nervös stammelte ich vor mich hin. Begann mit meinen Fingern zu spielen und zupfte an der Nagelhaut, bis es schmerzte. Ich riss daran, bis Blutstropfen zum Vorschein kamen.
»Was ist mit Samuel?«, fragte er mich gefasst.
»Er liegt in meinem Bett.« Ich fühlte wieder die Panik in mir hochsteigen. Mein Atem wurde schneller.
»Vergessen Sie nicht das Atmen«, ermahnte mich Dr. Weiß mit ruhigem Ton. Ich tat, wie er sagte.
»Zurück zu Samuel.
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