Bring mich heim
freuen, wenn wir weiterhin gemeinsam spontan sein könnten. Meine Reise ist genauso geplant wie deine.«
»Gerne.« Sie lächelte mich wieder an. Das könnte sie den gesamten Tag machen. Ihr Gesicht strahlte richtig auf.
»Aber jetzt sieh durch.«
Mia beugte sich leicht. Ihre Hände lehnte sie an das Tor.
»Der Petersdom«, flüsterte sie.
Zufrieden sagte ich: »Ich sagte dir, dass du den Petersdom zu sehen bekommst.«
Kapitel 31
Mia – Meine Regeln
Rom, Juni 2012
Ich war eine knappe Woche mit Samuel unterwegs. Ich genoss jede Minute mit ihm. Er brachte mich zum Lachen. Er wusste, wann es Zeit zum Schweigen war. Eines der wichtigsten Dinge für mich war, dass er es respektierte, dass ich die Nähe nicht wollte. Nein, eigentlich wollte ich sie, nur hielt ich sie nicht aus. Sam versuchte mich kein weiteres Mal zu berühren. Es passierte noch nicht einmal. Und ich wusste nicht, ob ich das so wollte oder nicht.
Wir blieben insgesamt drei Tage in Rom. Nach dem ersten Führungstag von Samuel wollte ich trotzdem die üblichen Sehenswürdigkeiten sehen. Also schleppte ich ihn einfach mit. Kolosseum, Engelsburg, Sixtinische Kapelle und auch der Petersdom. Dieses Mal von der Nähe. Wie von ihm vorhergesehen, mussten wir viel zu lange warten. Die Zeit verging dennoch schnell mit Sam an meiner Seite. Auch wenn er alle paar Minuten wie ein Kleinkind fragte: » Sind wir schon dran? «
Am zweiten Romtag, während des Essens, nahm ich meinen Mut zusammen und fragte: »Ähm, Samuel?« Er blickte von seinem Teller hoch, legte sein Besteck zur Seite und sah auf meinen.
»Was ist los, schmeckt es dir nicht?« Ich schüttelte den Kopf.
Er sah mich verwundert an. »Und wieso isst du dann nichts? Du weißt schon, dass dein morgendlicher Kaffee kein Essen ist. Dieser nicht deinen Magen füllt und deshalb auch nicht den ganzen Tag hält.« Er sah besorgt aus. »Isst du jemals? Ich habe dich gestern nur an einem Brötchen kauen gesehen.« Ich zog meine Augenbrauen hoch. Über mein Essensverhalten zu sprechen, war mir nicht gerade ein Bedürfnis.
»Ja, ich esse. Wenn ich Appetit habe«, sagte ich genervt. Diese Lektion bekam ich zu oft. Es langte, dass meine Familie mich deswegen andauernd ermahnte. »Ich werde nachher weiteressen.«
»Gut, sonst muss ich dich nämlich füttern.« Ein schelmisches Grinsen entkam ihm. »Was wolltest du dann?«
Nervös fuhr ich mir durch dieses kurze Haar. Ich hatte meine Mütze noch immer nicht gefunden. Durch den Schnitt von Kriszta sah es zumindest etwas akzeptabel aus. Jedoch wusste ich, dass ich zwei hätte einpacken sollen. Die Arme legte ich in meinen Schoß. Schon begann ich an meiner Nagelhaut zu picken.
»Ich wollte eigentlich, dass ... dass ... ähm ...«, ich fand nie die richtigen Worte. Es war beinahe nicht zu glauben, dass ich Journalismus studiert hatte. Früher wäre mir diese ganze Stotterei nie passiert. Ich sah in Samuels Augen und begann ein weiteres Mal von vorne. »Ich weiß nicht, wohin du willst, aber es wäre schön, wenn wir zumindest eine Zeit lang gemeinsam reisen würden.« Diese Augen hypnotisierten mich. Ich sollte viel öfter hineinsehen. Sie beruhigten mich deutlich.
»Ich dachte, das wäre klar«, sagte er und aß einfach weiter.
An diesem Abend setzten wir uns noch in meinem Zimmer zusammen und besprachen die Route. Denn wir konnten nicht die gesamte Zeit planlos durch die Gegend fahren.
Unser nächstes Ziel war also Nizza. Es gab mit Sicherheit genügend Sehenswürdigkeiten, die man sich ansehen konnte. Und Samuel wollte mich überall hinschleppen, aber als ich dort ankam, wurde ich von dem Charme der Stadt umgeworfen. Ich wollte einfach nur durch diese Gassen schlendern. Über diesen Markt spazieren. Und genießen. Samuel ließ mir meinen Willen. Er bemerkte, es machte mich glücklich.
Lächelnd sagte er zu mir: »Okay, lass uns ein paar gemütliche Tage hier verbringen.« Ich schenkte ihm mein vollstes Lächeln. Darin war ich wieder recht gut. Es fühlte sich überwältigend an. Meine Wangen spannten auch nicht mehr gar so arg. Deshalb hatte ich dieses wahnsinnige Glücksgefühl im Körper. Ein Gefühl, das ich irrsinnig vermisst hatte.
Ich hatte nur ein einziges Problem in Nizza. Samuel hatte genug von billigen Betten. Dass er nur drei Tage in einem geschlafen hatte und das bei Weitem keine Ewigkeit war, sagte ich dann doch nicht laut. Er wollte in einem Hotel übernachten. Nein, nicht irgendeines. Eines der teuersten. Für mich war es unleistbar.
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