Bring mich heim
Ich wollte mir schon wieder eine günstige Herberge suchen. Jedoch gefiel es ihm nicht, dass ich in fremden Städten alleine die Nacht verbrachte. Das war ja wahnsinnig süß. Aber wo kein Geld, da auch nichts Teures.
Nach vielem Hin und Her überredete er mich dennoch, dass ich mit ihm ins Hotel mitging. Er kam auch dafür auf. Meine Bedingung war, dass es nur bei dieser einen Nacht bleiben würde. Und ein eigenes Zimmer. Das kleinste, das es gab.
»Okay, geht in Ordnung. Danach können wir gerne wieder in eine billige Absteige gehen.« Er zwinkerte mir zu. Sam ging zum Eingang des Prachthotels. »Wenn du nach dieser Nacht nicht doch bemerken solltest, dass diese Matratzen besser sind«, sagte er leise in seine Hand.
»Das habe ich gehört.« Er grinste mich an.
»Und ich werde nicht hierbleiben wollen. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich schon schlechter gelegen habe.« Kurz kam mir dieses Krankenhausbett in meine Gedanken. Wochenlanges Ruhigliegen auf einem harten Bett. Nein, daran wollte ich nicht denken. Ich schloss meine Augen, griff mir an meine Schläfen und massierte sie, bevor ich davon Kopfweh bekam.
»We only have one room left«, sagte der Mann hinter der Rezeption.
»Okay, then we take the last room«, hörte ich Samuel neben mir sagen. Ich blickte erschrocken zu ihm hoch. Hörte den Rezeptionisten an seinem Computer tippen.
»Das kannst du nicht machen«, flüsterschrie ich.
Ahnungslos, warum ich so reagierte, sagte er: »Warum denn nicht? Wir werden ohnehin beinahe nie da sein. Und Geld erspar ich mir auch.«
Mit meinem finstersten Gesichtsausdruck sah ich ihn an: »Es war deine Idee hier zu übernachten. Du wolltest mir das Zimmer zahlen. Ich wollte das sowieso nicht. Dann jammerst du wegen des Geldes. Als ob du nicht genug hättest.« Ich war aufgebracht. Der Mann hinter der Rezeption sah kurz zu uns, tippte schließlich wieder weiter.
Samuel bückte sich leicht, damit er in meine Augen sehen konnte. »Vergiss die Aussage mit dem Geld. Das sagte ich nur beiläufig. Darum geht es mir nicht. Ich könnte vermutlich viele Nächte mehr bezahlen. Aber ich lasse dich nicht alleine. Und in eine Herberge mit rückenzerstörenden Betten will ich auch nicht«, erklärte er breit. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust.
»Ich schlafe, wenn es sein muss, auch auf dem Boden, der Couch oder Badewanne. Aber bitte lass uns dieses Zimmer gemeinsam nehmen«, flehte er mich an.
Sanfter sagte ich: »Gut, aber wir stellen Regeln auf.«
Samuel lachte nur mehr.
Nachdem wir alles ausgefüllt hatten, bekamen wir unseren Schlüssel. Im Hotelzimmer setzte ich mich auf das überdimensionierte Himmelbett, ließ mich rücklings hinfallen. Verdammt, es war perfekt. Weiche Matratze, herrlich duftende Bettwäsche. Mit den Fingern tastete ich die Decke. Genial ...
Samuel ging grinsend an mir vorbei, warf seinen Rucksack auf die Couch. Er setzte sich hin und sagte zu mir: »Na, genießt du das Bett schon?«
Schnell setzte ich mich auf, antwortete: »Ach, komm schon, Samuel, das ist nur ein Bett.« Ein wirklich angenehmes. Aber den Triumph wollte ich ihm natürlich nicht geben.
»Ich frag dich morgen in der Früh noch einmal, ob es wirklich nur ein Bett sei.« Ich rollte mit meinen Augen.
»Und nun zu meinen Regeln«, sagte ich. Sam kam zu mir und setzte sich an das Fußende. Ich saß in der Mitte im Schneidersitz. Er wartete.
»Gut, das hier ist mein Bett.« Ich deutete auf das, auf dem wir saßen. Auf der Stelle begann Samuel zu lachen. Als er nicht aufhörte, starrte ich ihn mit verschränkten Armen an.
Er wischte sich Tränen von den Augen. Noch immer leicht lachend sagte er: »Ich dachte, du hast schon in schlechteren Betten geschlafen, da wäre die Couch doch genau das Richtige für dich.«
»Okay, schon gut. Ich sitze erst fünf Minuten auf diesem Ding und möchte nicht mehr weg.«
»Ha, ich wusste es«, rief er. »Aber gut, du kannst es haben.«
»Danke«, flüsterte ich mit einem Lachen im Gesicht.
»Wenn ich im Badezimmer bin, gehst du nicht hinein. Auch nicht wenn ich mir nur die Zähne putze, mir die Nase putze oder Ähnliches.« Er nickte. »Keinen Blick erhaschen, wenn ich im Pyjama bin. Überhaupt keinen Blick erhaschen, wenn ich nur leicht bekleidet bin.« Wieder nickte er.
»Noch etwas?« Ich verneinte.
»Das sollte ich hinbekommen.«
Kapitel 32
Samuel – Die Nähe zu dir
Nizza, Juni 2012
Wir blieben diese Nacht im Hotelzimmer. Das viele Zugfahren machte Mia müde. Auch wenn sie es
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