Bring mich heim
diesem tristen Warteraum. Kopf in den Händen und wunderte mich, was geschehen war. Am Tag davor schien noch alles in Ordnung gewesen zu sein. Jetzt wusste ich nichts. Der Krankenwagen blieb vor dem Spital stehen. Es warteten bereits zwei Ärzte bei dem Eingang. Sie rissen die Tür auf. Die Trage wurde herausgeschoben. Jeder rannte heraus. Nur ich blieb sitzen. Ich musste zusehen, wie Mia immer weiter von mir entfernt wurde. Der Anblick ihres leblosen Körpers brannte sich in mein Hirn. Den würde ich nie mehr aus mir bekommen. All das fraß sich in meinen Kopf. Der Notarzt und die Sanitäter tummelten sich um sie. Beugten sich über sie. Tasteten den Puls. Ich war hier nur der hilflose Zuseher. Rein gar nichts konnte ich machen, um sie zurückzuholen. Mia sah tot aus. Aber das durfte nicht sein. Nein, nein. Diese Leute mussten ihr helfen. Sie mussten einfach. Wenn ich es schon nicht konnte.
»Ich muss hinter ihr her.« Ich sprang auf, wollte aus dem Wagen.
Ein Sanitäter, welcher in der Rettung blieb, um alles wieder in Ordnung zu bringen, antwortete mir: »Sie dürfen nicht mitgehen. Sie sollten im Warteraum Platz nehmen.« Ich hielt an der Tür und sah ihn an. Ich starrte ihn an. Natürlich wollte ich zu ihr. So nahe ich nur konnte. Auch, wenn ich nur vor der Tür des Raumes, wo sie drinnen war, stand. Hauptsache näher.
»Bleiben Sie im Warteraum. Die Ärzte wissen, was sie machen. Es wird alles gut werden.« Ich nickte, stieg aus und ging.
Mias Eltern kamen hineingehetzt. »Was ist mit ihr geschehen?«, fragte mich ihre Mutter, Tränen in den Augen. Schwarz verschmiert von ihrer Schminke.
Kopfschüttelnd antwortete ich: »Ich ... ich weiß es nicht. Heute Morgen lag sie einfach nur da. Sie atmete noch, aber nicht richtig.« Mit einer Hand fuhr ich über mein Gesicht und durch das Haar. Wenn ich nur daran dachte ... der Anblick fiel mir ein. Ich war den Tränen nahe.
»Oh Gott ... gut, dass du da warst.« Irene fiel mir um den Hals. Beruhigend legte ich eine Hand auf ihren Rücken. Strich sanft auf und ab. »Wer weiß, was sonst ...« Sie konnte den Satz nicht beenden, sondern heulte auf der Stelle los. Mias Papa kam näher zu uns. Er griff seiner Frau an die Schulter. Sie drehte sich um und ließ sich in seine offenen Arme fallen. Peter hielt sie fest an sich. Leitete sie so zu den Sitzen. Er hielt sie einfach in seinen Armen, bis keine Tränen mehr aus Irene kamen. Ich stand nur dort. War alleine. Mia wurde von mir gerissen.
Nach langer Zeit kam endlich eine junge Ärztin. Peter sah hoch. Er tippte Irene auf die Schulter, damit sie sich aufsetzte. »Sind Sie Frau Langs Eltern?« Beide deuteten ein Ja. Kein Wort brachten sie heraus. »Ich bin Dr. Ramhofer.« Ich ging etwas näher, somit konnte ich mithören. Sie setzte sich zu ihnen. Mias Vater nahm die Hand der Mutter und strich mit seinem Daumen auf und ab. Der Blick der Ärztin ließ nichts durch. »Ihre Tochter, sie ist nicht bei Bewusstsein. Sie muss auch noch beatmet werden.« Ein Schluchzer entkam der Mutter. Die Ärztin drückte zuversichtlich ihre Hand. »Wir tun alles, was in unserer Macht steht, Frau Lang. Gibt es eine Vorgeschichte?«
Mias Vater begann zu erzählen, was sich in dem einen Jahr zugetragen hatte. Die Medizinerin nickte immer nur. »Danke. Ich werde mich mit der entsprechenden Abteilung in Verbindung setzen«, sagte sie. Danach stand sie auf: »Wir halten sie auf dem Laufenden«, und ging. Irene fiel ihrem Mann wieder um den Hals. Er flüsterte in ihr Ohr.
Ich lief der Ärztin hinterher. »Dr. Ramhofer, warten Sie einen Moment.«
»Bitte, was kann ich für Sie tun?«, fragte sie höflich.
»Ich bin ihr Freund«, sagte ich kraftlos. »Das war nicht alles. Da muss es noch mehr geben. Ich sehe es in Ihrem Gesicht.« Die Ärztin sah mir starr in die Augen. Leise fragte ich: »Wie steht es wirklich um sie?« Die Verzweiflung war mir anzumerken. Sie seufzte nur, schenkte mir ein müdes Lächeln, dann drehte sie sich um. Regungslos blieb ich stehen. »Bitte«, flehte ich sie an.
Sie stoppte. Wartete. Schien einen Moment zu überlegen. Danach sah sie zu mir. Ihr Gesichtsausdruck war leer. Dr. Ramhofer schüttelte ihren Kopf. Senkte ihren Blick und ging weg.
Das durfte nicht wahr sein. Mein Mund wurde trocken. Ich fühlte, wie all das Blut aus meinem Kopf floss. Herzrasen. Nein ... nein. Das musste ich mir eingebildet haben. Diese Welt, welche sich mir in den letzten Wochen eröffnet hatte, fiel mit einem Mal zusammen. Sie war nun
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