Bring mich heim
schlägt so wegen dir, Mia. Es lebt durch dich. Ich lebe durch dich.« Mia sah zu mir hoch. Sie hörte mir sorgfältig zu. »Ich fühlte mich leer. Jetzt bist du da und alles ist mit Leben erfüllt.« Ich strich entlang ihrer Wangen zu ihrem Mund. »Ich bin glücklich, dass ich dich gefunden habe«, flüsterte ich dagegen. Es war mehr als Liebe, es war Leben.
»Ich verstehe dich.« Mia legte sich neben mich. Ihre Arme hatte sie fest um mich. »Es geht mir ebenso.« Ihre Augen wurden wässrig. Jedoch entkam ihr keine einzige Träne, sie schien sie zu unterdrücken. »Ich lebe durch dich, Samuel. Und noch viel mehr«, sagte sie stockend.
»Ich weiß, Mia.« Ich holte sie noch näher zu mir. Meine Augen fielen zu. Der Tag war lang. Es war nur schön, hier mit ihr zu liegen.
»Hätte ich dich nur früher gekannt«, bildete ich mir zu hören ein.
Die Sonne weckte mich. Sie strahlte mich direkt an. Mia lag mit dem Rücken zu mir. Die Decke war hinten hochgerutscht. Mit den Fingern zeichnete ich eine Linie an ihrer Wirbelsäule herab. Sieh rührte sich keinen Millimeter. Die Fahrt musste sie ziemlich ausgelaugt haben. Ich rückte an sie ran und umarmte sie. Ihr Körper war ausgekühlt. Etwas war nicht in Ordnung. Ich hörte sie nicht ordentlich atmen. Besorgt sagte ich ihren Namen. »Mia? Mia, hörst du mich?« Sie fiel leblos auf den Rücken. Panik stieg in mir hoch. Meine zittrigen Hände griffen nach ihrem Handgelenk. Wo war der verdammte Puls? Er war viel zu langsam. Nein, nein ... das konnte nicht sein. Ich schüttelte sie an ihren Schultern. Aber nichts. Gar nichts. In einem Satz sprang ich aus dem Bett. Handy. Ich brauchte ein Handy. Wo war es nur? Tasche. Ich hatte es noch in meinem Rucksack. Alles darin warf ich heraus, bis ich das Telefon fand.
Es dauerte alles viel zu lange. Es hatte mit Sicherheit schon zehn Mal geklingelt, bis jemand abhob. Ich ließ den Mann am anderen Ende nicht aussprechen, sondern schnitt ihm auf der Stelle das Wort ab.
»Ich brauche Hilfe. Meine Freundin, sie atmet kaum, ihr Puls ist schwach.«
»Bleiben Sie ruhig. Hat sie etwas genommen?«, fragte der Mann ruhig.
»Nein, nein, hat sie nicht. Ich weiß nicht, was los ist. Schicken sie jemanden her.«
»Wir benötigen Ihre Adresse.« Er war noch immer sehr ruhig. Das wühlte mich umso mehr auf. Panisch sagte ich, dass ich nur die Straße wusste, keine Nummer. Ich wollte Mia auch nicht alleine lassen, um nachzusehen. Es war auch niemand im Haus. Ihre Eltern erzählten am Abend, dass sie am nächsten Morgen zur Arbeit mussten. Und Anna war bei ihrem Praktikum.
»Behalten Sie Ruhe. Wissen Sie die ungefähre Lage?«
»Ja ... ja. Es ist beinahe am Ende. Eine braune Haustür. Kein Zaun. Daneben war ein leerer Bauplatz«, stotterte ich.
»Wir sind sofort bei Ihnen. Bleiben Sie in der Nähe Ihrer Freundin.«
Schnell zog ich mir etwas über. Mia bedeckte ich mit Kleidung.
»Alles wird wieder gut werden. Die Rettung ist bald hier.« Ich wiederholte dies immer wieder. Strich ihr dabei über ihre Wangen. Sie waren kalt. Sie war kalt. Und sie wachte einfach nicht auf.
Kurze Zeit später kam der Notarzt. Sie zerrten mich von Mia weg. »Sie müssen jetzt weg. Sie können in das Krankenhaus nachkommen.«
Ich wollte sie nicht verlassen. »Lassen Sie mich mitfahren. Ich bin nicht von hier. Habe kein Auto. Bitte«, flehte ich.
»Gut«, sagte einer der Sanitäter. »Beeilen Sie sich.«
Es war Chaos. Oder zumindest für mich war es Chaos. Mia wurde beatmet. Der Puls wurde immer schwächer. Sie begannen mit Herzmassage. Warfen mit unbekannten Wörtern um sich. Ich wollte das alles nicht hören. Ich wollte nur meine Mia zurück. Sie durfte nicht weggehen.
Kapitel 52 1/2
Mia – Ich laufe einfach davon
Graz, Juni 2012
Heute hatte ich die Besprechung nach meinem letzten Check-up-Termin. Wie immer war ich tierisch nervös. Auch wenn das vorige Mal alles vollkommen in Ordnung war. Dennoch, es war nie ein gutes Gefühl, in diesen Raum des Krankenhauses zu gehen. Dr. Oberbichler begleitete mich von Anfang an. Ich mochte ihn nicht. Er blieb mir in Erinnerung als derjenige, welcher alles zerstörte. Auch wenn er dafür nichts konnte. Es war schließlich sein Job.
Nach dem Anklopfen ging ich mit zitternden Knien in den kahlen Raum.
»Setzen Sie sich, Frau Lang«, bat er mich. »Ich bin auf der Stelle bei Ihnen. Nur noch das fertigmachen, dann ...« Er unterzeichnete einige Papiere vor sich, als er schließlich zu mir sah. Sein Blick ließ nichts
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