Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen
und sie trat in Aktion: Sie öffnete ihre Aktentasche und zog einen Stapel Papiere hervor, die von Weitem wie eine Art Coupon aussahen. Dann nahm sie einen davon und legte ihm mir hin: »Hier, für deine drei Wünsche.«
Ich starrt e – halb skeptisch, halb hingerisse n – auf die Zettel:
»Und du musst jetzt einfach nur den Wisch ausfülle n – und meine Wünsche gehen in Erfüllung?«
»Ganz so einfach ist das nicht. Normalerweise treten wir bei den Wünschern nicht in Erscheinung. Wir HÖREN, wie sich jemand etwas wünscht, und wenn das dann in meinem Ermessenspielraum lieg t …« Und dieses Durch-die-Stadt-ziehen und den Wünschen der Menschen lauschen, sei ein »verdammtes Klinkenputzen«. Und dass sich die »hohen Herren« wie der Nikolaus und der Weihnachtsmann natürlich die besten Stadtteile aussuchten; das sei auch der Grund dafür, dass die Geschenke in den reichen Stadtteilen so opulent ausfielen: Die haben ja den größeren Wunsch-Spielraum, einen größeren Etat und fast vollständig freie Han d …
Ich konnte nicht glauben, dass das Wohl und Wehe von uns Menschen davon abhängig sein sollte, WELCHE Fee mit WELCHEN Vollmachten da gerade an unserer Tür lauschte. Andererseits: Was, wenn es funktionieren sollte, hier, mit dieser Fee und meinen drei immateriellen Wünschen? Mir wurde blümerant: Was, wenn ich mir eine Versöhnung mit Bernadette wünschen konnte? Dann hätte ich nicht nur Bernadette wieder, sondern sogar noch zwei Wünsche übri g …
Drei Wünsche! Hand aufs Herz: Wer hätte noch nie davon geträumt? Wer hätte sich noch nie einen Wunschplan zurechtgelegt für den Fall, dass er plötzlich in diese Situation gerät? In die Situation, von einer Fee oder einem ähnlich geratenen Märchenwesen oder meinetwegen irgendeinem Heiligen nach seinen Wünschen gefragt zu werden? Man habe aber nur der Wünsche DREI an der Zahl!
Unvorbereitet würde einen solch ein Moment doch als riesiger Stress überrollen. Nicht, dass man sich übereilt irgendeinen Käse wünschte und dann später jammernd vor dem Käse und der verpassten Situation säße?
Ich jedenfalls hatte mich auf genau diese stressige Situation vorbereitet.
Mein Wunsch Nummer eins lautet: Die perfekte Gesundheit. Nie wieder Ärger mit den Zähnen! Nie wieder ein Krankenhaus von innen sehen! Nie wieder in Wartezimmern in alten Gala-Exemplaren herumblättern! Nie wieder zehn Euro Praxisgebühr abdrücken! Außerdem: Einen Magen aus Stahl, den kein Ärger der Welt dazu brächte, sich zusammenzuziehen und sich selbst zu zerlegen. Dazu: Super Muskeln, Gelenke und Reflexe. Also etwa die Konstitution eines kleinen Akrobaten aus dem Chinesischen Nationalzirkus. Kurz: Endlich die Überwindung sämtlicher Schwachstellen der Körperlichkeit! Und das alles mit nur EINEM Wunsch! Blieben immer noch Nummer zwei für die Gesundheit der Freunde und Lieben und als dritter Wunsch noch der Wegfall jeglicher finanzieller Sorgen!
Letzteres fand ich nun geradezu schweinchen-schlau von mir: Denn ich hatte mir ja kein Geld in meine Börse gewünscht, keine konkrete Summe, sondern, wie von der Fee beschrieben, einen höchst immateriellen Zustand, nämlich den der finanziellen Sorglosigkeit! Und wie sie DAS bewerkstelligte, das lag nun ganz in ihrer Hand.
Ja, so sah mein Drei-Wünsche-Plan aus. Es schien mir ein wasserdichter Plan.
Ach, meine Bernadett e … Du wärest in Wunsch Nummer zwei enthalten und könntest von Wunsch Nummer drei mitprofitiere n … Du wärest immer gesund, munter und guter Laune. Und beseelt von eitel Liebe zu mir. Dann würdest du auch nie mehr auf die Idee kommen, mich wegen angeblicher »grober Unromantik« zu tadeln oder gar zu verlassen! Und dich einem angeblich viel romantischer veranlagten Schleimer wie Bommerlunder an den Hals zu werfen! Und das alles nur, weil ich zum Beispiel nie einen direkten Zusammenhang zwischen »Blumen« und »Frauen« gesehen habe. Oder weil ich nie begriffen habe, inwiefern »Kerzenlicht« etwas mit »Zuneigung« zu tun haben könnt e … Auch die Sache mit den Sonnenauf- und -untergängen hat mir nie so richtig eingeleuchtet. Sicher, auch ich gerate bei Sonnenuntergang in eine besondere Stimmung; die ist aber mehr allgemeiner Natur und steht für mich in keiner Beziehung zu einer Beziehun g …
Inzwischen streckte die Fee die Beine aus, legte die Füße auf den Couchtisch, schloss die Augen und fragte mich mit nunmehr schwächelnder Stimme: »Um unseres lieben Heilands Wille n – könnte ich
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