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Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen

Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen

Titel: Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borowiak
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Euphorie nach der anderen durch den Körper.
    Und ich ging in die Küche, um Bernadettes Lieblingsspeisen so schön und romantisch wie möglich zu drapieren.
    Da klingelte es.
    Oha.
    Mir fiel das Salatbesteck aus der Hand und das Herz in die Hose.
    Da sage noch mal jemand, Weihnachten sei ein besinnliches Fest.

    Ein Blick durch den Türspio n – und da stand sie! Tatsächlich! Die schönste Frau der Welt!
    Meine Bernadette! Wie wundersam und zauberhaft sie heute wieder aussah! Und: Wie böse sie meine Tür ansah! Andererseits hatte ich mir ja eine Versöhnung gewünscht, und eine Versöhnung setzt ganz selbstverständlich Unstimmigkeiten oder Streit voraus! Sonst wäre es ja keine Versöhnung. Also war Bernadettes offensichtliche Übellaunigkeit wahrscheinlich nur Phas e I unserer Versöhnungsarie.
    Ich polte meinen Gesichtsausdruck erneut um; diesmal auf »erstaunt-und-liebevoll-abwartend« und öffnete die Tür.
    Bernadette sah mich genauso böse an wie vorher meine Tür und sagte: »Guten Abend.«
    Ich verkniff mir ein abgeschmacktes: »Du hier?« und sagte stattdessen extrem geistreich: »Was führt dich denn hierher?«
    Gleich darauf hätte ich mir für diesen Satz selber eine verpassen können. Warum eigentlich hat man niemals zum rechten Zeitpunkt die rechten Worte parat? »Was führt dich denn hierher? « – dämlicher ging es nun wirklich nicht.
    Meine Bernadette stand ungerührt weiterhin böse blickend auf meinem Fußabtreter und sagte nur: »Mein Reisepass.«
    Aha.
    Kurze Überlegung: Wir hatten in die USA fahren wollen. ICH hatte die Organisation dafür übernommen, und Bernadette hatte mir ihren Reisepass zu treuen Händen gegeben. Es war dann nichts aus unserer Reise geworden. Nicht, dass ich als Reiseorganisator versagt hätte. Nein, es war um die Zeit, als sie Bommelbimm kennen lernte und wir uns so oft in Streit redeten und in die Wolle kriegten, dass wir vernünftigerweise von einem langen gemeinsamen Ausritt in die Prärie absahen. Weil das eventuell Mord und Totschlag zur Folge gehabt hätte. Zumal ich im Gegensatz zu Bernadette ein schlechter Reiter bin.
    Ehrlich gesagt: Ich habe große Angst vor Pferden. Und es war mir immer schleierhaft, dass so ein zartes Persönchen wie meine Bernadette Pferde ganz offenbar als Kumpels ansah. Sie ging mit ihnen u m – so wäre ich höchstens mit einem zahnlosen Welpen umgegangen. Vielleicht war das mit ein Grund für unsere Trennung: Dieser Bommelbammel liebte Pferde eventuell, und jetzt waren sie drauf und dran, genau diese Reise miteinander zu buchen, die unsere letzte Auseinandersetzung bedeutete. Sicher brauchte sie dann dafür ihren Reisepass.
    Aber wenn sie jetzt, heute, in der Stillen Nacht, zu mir kam, um ihren verdammten Pass abzuholen, dann war das wirklich sehr fadenscheinig, und der einzige Grund für diese Fadenscheinigkeit konnte nur sein: Sie musste mich wiedersehen! Sonst begibt man sich doch nicht am Heiligen Abend zu seinem Ex-Freund!
    Whow!
    Da hatte die Fee aber wirklich ganze Arbeit geleistet! Wir schienen in Phase II überzugehen!
    Mir wurde warm um das immer noch polternde Herz.
    »Na, dann komm mal rein.«
    Meine Schöne sah sich um, als gäbe es noch einen Notausgang, der eventuell verhindern könnte, dass sie meine Wohnung betreten müsste. Da ein solcher Notausgang weit und breit nicht vorhanden war, betrat sie schließlich meinen Flur.
    Sie war so zauberhaft: Die blonden Haare streng nach hinten gekämmt wie eine Primaballerina. Der vollendete Körper steckte in einer prallen Winterjacke, dann Jeans, und noch eine Etage tiefer dicke Winterstiefel; all ihre gegebene Grazie in einem quasi kontrapunktischen Outfit. Und dieser Kontrapunkt machte sie noch schöner, noch graziöser, und ich bekam ein solches Heimweh nach unseren guten alten Zeiten, dass es mir richtig organisch in der Herzgegend weh tat. Und dann muss man sich sagen lassen, man sei unromantisch!
    Nur ihr Blick machte mir Sorgen: Diese Abneigung. Dieses »Warum muss ich noch mal mit dir zu tun haben?«.
    Sie wiederholte ihre Forderung: »Ich brauche meinen Pass.«
    Ich war hin- und her gerissen: Ich könnte sie ins Wohnzimmer bitten, aber dann müsste ich ihr die Anwesenheit meiner seltsamen Gäste erklären. Auf dem Flur konnte ich sie schlecht warten lassen, denn wie sollte es da zur Versöhnung kommen? Eine furchtbare Zwickmühle. ABER: Die Versöhnung war für heute Abend so oder so gebucht und notariell bestätigt, also von echten Fachkräften bestätigt und

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