Brisante Enthüllungen
schlug sie vor.
Die Contessa ignorierte die Bemerkung. "Meine arme Bianca", fuhr sie fort, "sie hat ihn sehr geliebt und ihm zuliebe so viel ertragen. Er hat sie viel zu rasch vergessen." Sie seufzte wieder.
"Das glaube ich nicht", entgegnete Polly ruhig. "Ich weiß genau, dass er sie in guter Erinnerung behalten wird."
"Es ist nett, dass Sie das sagen. Aber der Anschein spricht dagegen. Sie war so unschuldig. Ihr einziger Fehler war, dass sie Alessandro zu sehr geliebt hat. Nur deshalb musste sie sterben." Sie schüttelte traurig den Kopf. "Er ist immer zu schnell gefahren. An diesem besagten Tag war er sehr zornig. Er hatte sich mit seinem Vater gestritten. Bianca ist ihm gefolgt und wollte unbedingt mit ihm fahren. Sie wollte ihn überreden, sich mit seinem Vater zu versöhnen. Und dann ist sie nicht mehr zurückgekommen. Er war außer sich und ist mit viel zu hoher Geschwindigkeit in die Kurve gefahren. Dann ist der Wagen in die Schlucht gestürzt.
Seine schweren Verletzungen haben ihn vor einer Anklage bewahrt. Er fühlt sich jedoch schuldig. Deshalb hat er alles entfernen lassen, was an Bianca erinnert, auch ihr Porträt." Sie sah Polly durchdringend an. "Es tut mir Leid, Ihnen Kummer zu bereiten. Aber Sie sollten die Wahrheit erfahren."
"Ich bin sicher, mein Mann fühlt sich so schuldig, wie Sie es sich wünschen, Contessa", erwiderte Polly.
"Nennen Sie mich doch Antonia", bat die ältere Dame. "Sie sind wirklich nicht zu beneiden. Alessandro ist unberechenbar. Ich befürchte, er wird Sie vernachlässigen. Sie können sich gern an mich wenden, wenn Sie Probleme haben."
"Danke, das ist sehr nett von Ihnen", erwiderte Polly. Dann verließ die Contessa den Raum.
Polly war beunruhigt. Aus dem, was die Contessa erzählt hatte, schloss sie, dass man Sandro verdächtigt hatte, an Biancas Tod schuld zu sein. Zusammen mit Emilios Bemerkungen ergab sich ein erschreckendes Bild. War Sandro wirklich aus Zorn und Rücksichtslosigkeit zu schnell gefahren und hatte dadurch den Unfall verursacht?
Mit Geld lässt sich alles regeln, überlegte Polly unglücklich. Als Sandro sie hatte loswerden wollen, hatte er ihr viel Geld anbieten lassen, damit sie das Land verließ. Und der einzige Augenzeuge des Unfalls war überredet worden, den Unfallhergang so darzustellen, dass Sandro nichts zu beweisen war. Außerdem hatte er ihr mit einem Gerichtsverfahren gedroht, um sie gefügig zu machen.
Es klopfte an der Tür, und Teodoro erschien. "Entschuldigen Sie, der Marchese bittet Sie, zu ihm an den Swimmingpool zu kommen. Ich zeige Ihnen gern den Weg."
"Gut." Sie atmete tief durch. Dann stand sie auf, straffte die Schultern und verließ den Raum.
10. Kapitel
Teodoro führte Polly durch den Garten und den mit blühenden Sträuchern gesäumten Weg entlang. Als man den ovalen Swimmingpool sehen konnte, ließ Teodoro sie allein weitergehen. Um den Pool herum hatte man eine breite Sonnenterrasse angelegt.
Sandro lag in der Badehose auf einer der Liegen unter dem Sonnenschirm und las. Bewundernd betrachtete Polly Sandros gebräunten Körper, ehe sie auf ihn zuging.
"Hallo." Er nahm die Sonnenbrille ab und sah Polly aufmerksam an. "Ist alles in Ordnung?"
"Natürlich", behauptete sie betont munter. "Was für ein wunderschöner Platz – und so ruhig und friedlich."
"Wenn Dorotea mit Carlino kommt, ist es mit der Ruhe vorbei", entgegnete er spöttisch.
"Dorotea?" wiederholte sie und runzelte die Stirn, während sie sich auf die Liege neben seiner setzte. "Warum nicht Julie?"
Er zuckte die Schultern. "Das weiß ich nicht. Vielleicht ist sie erschöpft, denn der Tag gestern war sehr anstrengend."
"Ah ja." Sie zögerte kurz. "Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich heute Morgen nicht dabei war, als die Gäste sich verabschiedet haben. Hoffentlich ist niemand beleidigt."
"Ich habe allen klargemacht, dass du Ruhe brauchst. Man hatte Verständnis dafür."
"Das kann ich mir vorstellen", erklärte sie ironisch.
"Es stimmt doch, was ich gesagt habe. Du hast schlecht geschlafen und hattest Albträume. Sonst hättest du sicher nicht meinen Namen gerufen und meine Nähe gesucht."
Sie errötete. "Glaub mir, dessen war ich mir nicht bewusst", erwiderte sie kühl. "Albträume habe ich übrigens öfter."
"Damals hattest du keine, meine Liebe."
"Das mag sein. Aber du hättest mich trotzdem letzte Nacht nicht in den Arm zu nehmen brauchen."
"Es wird sowieso nicht wieder vorkommen. Ich habe die Anweisung erteilt, dass du ein
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