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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Groll gegen die Kirche, aber deren Angelegenheit sind Gebete, keine Politik, und nicht alle Menschen dieses Landes sind Christen. Außerdem ist das im Augenblick gar nicht das eigentliche Problem. Sie wollten sich meine Gründen ja nicht einmal anhören! Im Grunde genommen haben sie mich aufgefordert, raus zum Spielen zu gehen, und ich habe – ich konnte – ihnen nichts entgegnen!«
    Oesc unterdrückte ein Lächeln. So erging es sächsischen Kriegsherren die meiste Zeit. Außer den Hauskarlen, die gelobten, ihren Häuptlingen bis zum Tode beizustehen, dienten Krieger freiwillig und empfanden keine Skrupel zu widersprechen. Manchmal verblüffte es ihn, dass es den Germanen gelungen war, überhaupt so viel zu erobern. Aber Hunger erwies sich als mächtiger Antrieb. Diese Briten waren zu sehr an ihre Sicherheit gewöhnt. Zwar hatten sie eine schmerzliche Lektion erhalten, diese jedoch unverkennbar längst vergessen. Wären sie bereit gewesen, die Truppen zu bezahlen, die sie beschützten, hätte Hengest niemals Land gefordert.
    »Wenn du könntest – wenn sie dir zuhörten –, wie würdest du Ordnung in Britannien schaffen?«, fragte er Artor.
    »Durch eine starke Regierung. Rom hatte deshalb so viel Erfolg, weil es im Mittelpunkt eine Kraft gab, die alle Provinzen zwang, einander zu helfen und zu verteidigen. Das Reich ist untergegangen, weil es zu groß und unübersichtlich wurde. Britannien mit seinen fest umrissenen Grenzen hingegen eignet sich hervorragend, um nach innen und außen eine Einheit zu bilden.«
    »Du willst über die ganze Insel herrschen?«, fragte Bediver.
    »Was ist mit den Pikten?«, wollte Gai wissen.
    »Was mit den Sachsen?«, schlug Oesc in dieselbe Kerbe.
    »Mir scheint«, erwiderte Artor bedächtig, »sobald Stämme oder Gebiete zu sehr an ihre eigenen Rechte, Rituale und Bedürfnisse denken, kämpfen sie gegen ihre Nachbarn und werden somit leichte Beute für jeden besser organisierten Feind. Julius Caesar hat die britischen Stämme besiegt, weil sie einfach nicht gemeinsam handeln konnten. Dein Großvater hat die halbe Insel überrannt, weil Vitalinus und Ambrosius kein Bündnis eingehen wollten, und er konnte die errungenen Gebiete nicht halten, weil die sächsischen Stämme keinen Oberkönig anerkannten. Ich weiß, dass gegnerische Kaiser einander bekämpft haben, aber für die meisten Menschen herrschte innerhalb des Kaiserreichs die meiste Zeit über Frieden.«
    »Aber um welchen Preis?«, gab Cunorix zu bedenken. »Deine Römer haben ganze Völker umerzogen, so wie sie den Erdboden für ihre Festungen ebneten. Ist Friede es wert, dass man alles aufgibt, woran man glaubt?«
    »Habe ich etwa behauptet, es wäre einfach?«, entgegnete Artor mit einem Anflug von Zerknirschtheit. »Ich wäre König der Römer und der Briten, der Menschen aus Eriu, die sich an diesen Ufern angesiedelt haben, der Pikten und sogar der Sachsen, würden sie mich anerkennen, und jeder würde mit seinen eigenen Bräuchen friedlich neben seinen Nachbarn leben.«
    »Stiefbruder, du bist verrückt.« Mitleidig schüttelte Gai den Kopf. »Sogar der Herr Jesus vermochte keine Einigkeit unter allen zu bewirken.«
    »Jesus selbst hat gesagt, sein Königreich sei nicht von dieser Welt, obwohl sich einige unserer Bischöfe scheinbar kaum noch daran erinnern. Wovon ich rede, bedarf eines irdischen Königs.«
    »Jedenfalls scheinst du eingehend darüber nachgedacht zu haben«, meinte Bediver bewundernd.
    Artor zuckte die Schultern. »Was habe ich sonst schon zu tun, während ich bei all diesen Treffen hocke? Ich weiß, dass der König stark genug sein muss, um die Grenzen zu verteidigen und die Menschen innerhalb jener Grenzen davon abzuhalten, einander umzubringen. Er sollte den Handel und das Gemeinwesen fördern. All das erfordert Steuern, die das Volk nicht bezahlen will. Er muss verhindern, dass Stammeshäuptlinge ihr Volk unterdrücken, muss ihnen aber gleichzeitig genug Freiheit lassen, damit sie ihn unterstützen. Vielleicht ist es tatsächlich unmöglich, aber wenn sie aufhörten, mich wie ein Kind zu behandeln, würde ich es wenigstens versuchen!«
    »Du besitzt doch ein magisches Schwert. Verleiht dir das keine Befehlsgewalt?«, fragte Oesc.
    »Das ist ein altes Wunder«, erwiderte Artor verbittert. »Ich brauche ein neues, um die Fürsten zu beeindrucken, oder vielleicht bin ich es, der ein Zeichen braucht, dass dies meine Bestimmung ist…«
    Artor murmelte immer noch vor sich hin, als ein Arbeiter mit weit

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