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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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ohnehin höchst selten Botschaften gesandt hatte, seit Artor von den britischen Fürsten zu ihrem Hochkönig erkoren worden war.
    »Das mag sein«, war Artors Antwort, »aber er schickt seine Steuern. Und selbst wenn er das nicht täte, gilt diese Herausforderung ganz Britannien.«
    Seit dem Vorfall mit Brannos’ Kopf war es Artor gelungen, sich zu behaupten. Seine Berater erhoben zwar Einwände, doch sie konnten nicht verhindern, dass er Boten entsandte, die an den jungen Kornfeldern vorbeieilten, um die Männer Eboracums, Devas, Bremetennacums und aller noch bemannten Festungen entlang des Walls zusammenzurufen, auf dass sie sich zum Mittsommertag in Luguvalium unter seinem Banner vereinten.
    Oesc lauschte dem Tumult der Vorbereitungen mit wachsender Niedergeschlagenheit. In der Vergangenheit hatte er versucht, sich nicht daran zu stören, wenn Artor gegen die Angeln oder die Sachsen ins Feld zog. Aber Artor, Gai und sogar der junge Bediver schufen sich allmählich Namen als Kämpfer, während er, obschon ebenso jung und stark wie sie, sein Latein und seine Bogenschießkunst verfeinerte. Selbst wenn man ihn befreite, wie könnte sein Volk einen Mann ohne jede Kriegserfahrung anerkennen?
    Er hielt sich in der Bibliothek des Palastes auf und half Fastidius, Schriftrollen zu ordnen, als plötzlich ein Luftzug die Flammen der Lampen flackern ließ. Als er sich umdrehte, sah er, dass der König eingetreten war.
    »Deine Waffen solltest du durchsehen, nicht diese Schriftrollen«, meinte Artor, der mit verschränkten Armen in der Tür stand.
    Oesc fühlte, wie ihm Blut in die Wangen schoss. Er hatte nie ernsthaft gewagt, den britischen König als Freund zu betrachten, dennoch war zwischen ihnen gewiss so viel gegenseitige Achtung gewachsen, als dass Artor sich über ihn lustig machen würde.
    »Herr, quält ihn doch nicht«, bat Bediver, der neben ihm auftauchte. »Oesc, nimm deine Waffen – Artor will dich in seiner Streitmacht, wenn wir gegen Naitan ins Feld ziehen!«
    Oesc spürte, wie aus den geröteten Wangen das Blut wieder wich. Artor trat vor und nahm ihn am Arm. »Ich konnte nicht von dir verlangen, gegen dein Volk zu kämpfen, aber die Pikten stehen dir in keiner Weise nahe, und ich brauche jeden Mann. Außerdem wäre es mir eine Ehre, den Enkel Hengests an der Seite zu haben.«
    Endlich fand Oesc seine Stimme wieder. »Ich habe schon einmal neben Euch gekämpft, Herr.« Er rieb sich den im Zuge jener Prügelei gebrochenen Arm, der hin und wieder immer noch Schmerzen bereitete, wenn sich Regen ankündigte. »Es ist mir eine Freude, Euch zu begleiten.«
     
    Sein Lächeln entsprang purer Freude, als Bediver zu den roten Sandsteinmauern der großen Festung namens Petriana emporschaute. Dies war Rom. Keiner der neuen Stämme würde je solche Größe erlangen. Die Petriana diente nach wie vor als Hauptquartier des ranghöchsten Offiziers der Truppen am Wall und wurde besser instand gehalten als die meisten Festungen, welche die Legionen zurückgelassen hatten. Wenn man das gewaltige Torhaus und die starken Mauern betrachtete, die dem Schutz der ein paar Meilen südlich gelegenen Stadt Luguvalium dienten, konnte man die Überzeugung gewinnen, das Kaiserreich des Westens würde wieder aufleben und zwar mit Artor als Kaiser.
    Doch zunächst musste etwas gegen diesen Unruhe stiftenden Piktenkönig unternommen verden. Bediver, der von einem schmalschultrigen, dünnen Jungen zu einem Krieger in Artors Diensten herangewachsen war, kam gar nicht in den Sinn, dass sein König versagen könnte.
    Mit der Armee, die sich hier zur Artors Unterstützung versammelte, musste er einfach den Sieg erringen. Mittlerweile füllten die Männer sämtliche Kasernen innerhalb der Festung, weitere lagerten entlang des Flussufers. Und noch während Bediver sich auf dem Rückweg zur Principia befand, wo Artor gemäß alter Tradition sein Hauptquartier eingerichtet hatte, vernahm er vom Ostturm einen Hornruf. Ein weiterer Trupp Krieger traf ein.
    Als Bediver den König erreichte, wussten alle, um wen es sich handelte. Leudonus, Fürst der Votadini, der auf der östlichen Route und dann entlang des Walls nach Süden gezogen war, brachte alle Männer mit, die er von der Verteidigung seiner eigenen Gebiete abziehen konnte. An seiner Seite ritt Gwalchmai, der älteste seiner vier Söhne und Artors Neffe.
    An jenem Abend speisten sie im großen Saal des Praetoriums, wo einst Artors Großvater Amlodius mit Caidiau gesessen hatte, dem Befehlshaber

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