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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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nur noch eine Erinnerung darstellten, daher war er sich nie sicher, wie er sich dem Mann gegenüber verhalten sollte. Oesc war ganz ruhig; seine Züge wirkten ausdruckslos, aber schließlich hatte dort, wo er herkam, jeder Häuptling eine Hexe oder einen Weisen zur Seite.
    »Herr Merlin«, begrüßte er ihn höflich. »Habt Ihr das in den Sternen gesehen?«
    »Ich habe geträumt, wie Artor auf dem Felsen steht, während die Sonne hinter ihm versinkt.« Mit ernstem Gesicht lehnte der Druide sich auf seinen Stock. »Ihr werdet gegen Naitan Morbet kämpfen und ihn verfolgen.« Der buschige, mittlerweile vorwiegend silbrige Bart bebte, als er lächelte. »Aber ich glaube kaum, dass ich mit euch reiten werde. Meine Knochen werden allmählich zu alt für lange Märsche und Feldzüge. Vielleicht wandere ich eine Weile durch die Wälder von Caledonia und erfrische meine Seele.«
    Wenn Merlin versuchte, freundlich zu sein, wirkte er noch beunruhigender als wenn er sich grimmig zeigte, dachte Bediver.
    »Willst du, dass ich dir verrate, ob du die Schlacht überlebst? Genau das wollen all die anderen Krieger wissen.«
    Bediver schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Schaudern. Kurz verschwammen Merlins Augen und schienen durch ihn hindurch zu blicken. Dann blinzelte der greise Mann, und jenes finstere Starren heftete sich wieder auf Bediver.
    »Die Geister haben beantwortet, was du nicht gefragt«, lachte er heiser auf. »Du wirst lange leben und deinem Herrn bis zum Ende dienen.« Eine Weile musterte er Oesc und legte die Stirn in Falten, dann wandte er sich ohne weiteres Wort um und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    »Wie ausgesprochen seltsam!«, rief Bediver aus und versuchte zu lachen.
    »Er ist ein gefährlicher Mann«, erwiderte Oesc, dann jedoch verstummte er.
     
    Mit den Votadini war Artors Aufgebot vollständig. In ordentlichen Rängen zogen sie los, vorbei an den Feldern reifenden Korns, über die Flüsse, die in das Salmaes-Delta mündeten, und weiter, bis sie zum Stein von Mabon gelangten, einer von einem so alten Volk aufgestellten Felssäule, dass sich niemand mehr an dessen Namen erinnerte. Die Felssäule selbst wurde seit Menschengedenken als der Phallus des Gottes verehrt. In glücklicheren Zeiten hatte er die Grenze zwischen den Gebieten der Novantae und der Selgovae gekennzeichnet, und die Stämme hatten sich auf den Ebenen dahinter versammelt, um Handel zu treiben und Feste zu feiern.
    Tief sog Bediver die frische Luft ein, die von Gerüchen nach Gras, Tidenschlamm und dem Seetang des Meeres erfüllt war. Er hatte schon früher mit Artor gekämpft, diesmal jedoch war es anders. Nun befanden sie sich jenseits des Walls, in einem Land, das sich stets nur kurzzeitig dem Joch Roms unterworfen hatte. Er versuchte zu beten, doch der Gott der Christen schien nicht in diese Wildnis zu gehören; da begriff er, weshalb jemand einen Blumenkranz auf den Stein von Mabon geworfen hatte.
    Er fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis der Feind hier eintraf.
    Eine aus dem Norden kommende Streitmacht, die Luguvalium zum Ziel hatte, musste diesen Weg einschlagen oder auf das Meer ausweichen, und die Pikten waren noch nie zur See gefahren. Im Norden hing Rauch gleich einem dunklen Schleier am Himmel. Der Feind nahte, und Artors Armee bezog Stellung, um ihm zu begegnen – in der Mitte standen beinahe tausend Mann leichte Fußsoldaten, die in die Schlacht geritten waren und ihre Pferde hinter der Front zurückgelassen hatten, und fast ebenso viele mit Lanzen und Schwertern bewaffnete Reiter, die sich zu beiden Seiten in zwei Flügeln formiert hatten.
    Bedivers Stute stampfte unruhig, und er tätschelte ihr unterhalb der Mähne den Hals. Sein Schwert steckte lose in der Scheide, den Schild hatte er sich um die Schulter geschlungen. Er löste die Riemen seines gerundeten Helms, um den Kopf zu kühlen, dann befestigte er sie wieder und veränderte den Griff um die Lanze, die über seinen Oberschenkeln lag.
    Wann würden die Pikten kommen?
    Artor hatte das Kommando des rechten Flügels übernommen und seine Reiter in einem Bogen über das zu den Weiden hin abfallende Heideland verteilt. An seiner Seite waren die Krieger seines Gefolges, ausgenommen Oesc und Cunorix, die nie gelernt hatten, beritten zu kämpfen und deshalb bei den Fußsoldaten, überwiegend Männer aus dem Hügelland südlich von Luguvalium, Aufstellung genommen hatten. Cador von Dumnonia und seine kampferprobten Truppen hielten die linke Seite,

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