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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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der Truppen am westlichen Ende des Walls. Obschon die Fliesen des Bodens mittlerweile einige Risse und die Säulen ein paar Kerben mehr aufwiesen, war es immer noch ein prächtiger Raum, insbesondere wenn ihn der Stolz Britanniens zierte. Die Männer trugen scharlachrote, ockerfarbene und grüne Kittel und goldene Ketten und Armreife, und selbst einige der Schwertgriffe waren aus Gold. Artor selbst hatte zu Ehren des Anlasses das Schwert der Sarmaten am Waffengürtel. Einigen Anwesenden bereitete es zwar Unbehagen, doch es trug zweifellos dazu bei, die Majestät seiner Erscheinung zu unterstreichen.
    Artor hatte vorgeschlagen, dass Bediver und Cunorix sich neben Leudonus’ Sohn setzten; er meinte, die beiden hätten Verständnis für einen jungen Mann, dem das Hofleben fremd war. An Selbstvertrauen mangelte es dem jungen Gwalchmai jedoch nicht. Für sein Alter war er recht groß, er hatte helles Haar, und es war offensichtlich, dass er dereinst seines Vaters stämmigen Körperbau erben würde. Die Ähnlichkeit mit Artor erkannte man lediglich an den Augen.
    »Mein Vater ist der bedeutendste König des Nordens«, verkündete er, als dampfende Platten mit gekochtem Fleisch hereingebracht wurden. »Naitan Morbet ist eine verräterische Schlange und ein Feigling. Hätte er Dun Eidyn angegriffen, anstatt uns zu umgehen, hätten wir ihn bereits allein besiegt.«
    »Und uns anderen einen äußerst langen Ritt erspart«, gab Cunorix freundlich zurück. »War nett von euch, uns an dem Spaß teilhaben zu lassen.«
    Gwalchmai legte die Stirn in Falten, als wüsste er nicht recht, wie er dies auffassen sollte. »Wie ich höre, ist mein Onkel Artor ebenfalls ein großer Krieger«, meinte er etwas höflicher. »Ich freue mich schon darauf, ihn kämpfen zu sehen.«
    »Es gibt viele tapfere Krieger in der Armee deines Onkels«, fuhr Bediver in demselben Tonfall fort. »Da ist zum Beispiel Gai, sein Stiefbruder, und Cyniarchus, der Sohn des Fürsten von Durnovaria. Neben ihnen sitzt Cador von Dumnonia, ein überaus mächtiger Mann.« Er sah, wie Oesc bei dem Namen das Gesicht verzog. Cador hatte seinen Hass gegen die Sachsen, die bei Portus Adurni seinen Bruder getötet hatten, nie verwunden, und er machte keinen Hehl daraus, dass ihm Oescs Teilnahme an dem Feldzug zutiefst widerstrebte.
    »Die Männer des Nordens sind auch mächtig«, beharrte Gwalchmai. »Wir haben Peredur, den Sohn von Eleutherius, der aus Eboracum hergereist ist, und da drüben, neben ihm, Dumnoval, Herr über die südlichen Votadini. Aber wenn ich und meine Brüder erwachsen sind, werden wir die besten Krieger Britanniens.«
    Bediver trank einen Schluck Bier, um sein Lächeln zu verbergen. »Wie viele Brüder hast du?«, erkundigte er sich, als er wieder Herr seiner Miene war.
    »Gwyhir zählt dreizehn Winter, einen weniger als ich, und er war zornig, dass er nicht mitkommen durfte. Aber meine Mutter wollte es nicht erlauben. Ich glaube, wenn sie könnte, würde sie uns alle bei sich zu Hause behalten, aber diesmal hat mein Vater sich durchgesetzt, was nicht allzu oft vorkommt. Aggarban ist erst zehn, also viel zu jung für den Krieg, und Goriat ist vier und noch ein Kleinkind. Trotzdem sind sie alle groß und kräftig für ihr Alter, und ich habe demjenigen meinen Dolch versprochen, der mich als Erster niederzuringen vermag!« Er tätschelte die Waffe, die an seinem Gürtel hing, ein schönes Stück mit einem Griff aus Topas.
    Später an jenem Abend, nachdem Leudonus seinen Erben ins Bett gebracht hatte, saß Bediver mit Oesc am Feuer.
    »Gewiss hat Artor mich dorthin gesetzt, damit der Knabe unter all diesen Kriegern einen Freund hat, aber glaub mir, dieser junge Mann braucht keinen Zuspruch.« Er fasste ihre Unterhaltung zusammen und hoffte, ein Lächeln dafür zu ernten. Oesc war ein netter Bursche, aber in seinen Augen sah man allzu oft Traurigkeit.
    »Woher er das nur haben mag?«, meinte der Sachse. »Leudonus scheint mir kein überheblicher Mann zu sein.«
    »Jetzt wohl nicht mehr, wenngleich ich gehört habe, er sei äußerst ehrgeizig gewesen, als er noch jünger war. Und dann ist da noch die Mutter, die auf der Heiligen Insel ausgebildet wurde. Wenn wir nach Dun Eidyn gelangen, lernen wir sie vielleicht kennen.«
    Oesc nickte. »Falls wir so weit kommen.«
    »Ihr werdet so weit kommen«, erklang eine tiefe Stimme hinter ihnen.
    Kein Grund zur Beunruhigung, sagte Bediver sich, als er sich zu Merlin umwandte. Er stammte aus einem Land, in dem Druiden

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