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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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in seiner Kehle – ein Gemisch aus Holzrauch, Bier, Hund, altem Leder und dem Schweiß von Männern, und einen Lidschlag lang war er wieder dreizehn Jahre alt. Jemand öffnete eine Seitentür, und ein frischer Luftzug holte ihn zurück in die Gegenwart.
    »Die Hausgarde besteht nur noch aus einem halben Dutzend Leuten, und die meisten davon sind alt«, erklärte Haedwig. »Die jüngeren Männer haben jetzt eigenes Land zu bestellen. Außerdem gibt es hier noch einen Koch und drei Küchensklaven, aber ich habe einige der Frauen gebeten, herzukommen und uns zu helfen.«
    Oesc nickte und dachte, dass er einen Großteil der Kostbarkeiten, die Artor ihm geschenkt hatte, würde aufbrauchen müssen, die Dinge hier in Ordnung zu bringen. Verglichen mit Artors geschäftigem Haushalt, an den er sich entsann, glich dieses Anwesen einem Geisterort.
    Seine Schritte hallten auf den Dielen wider, als er an den Platten und Auflageböcken für die Tische vorüberging, die in Stapeln an den Wänden lehnten, und er dachte an bunte Mosaikböden. Der gemauerte Kamin nahe dem Eingang war erkaltet, doch aus jenem vor dem Thron am gegenüberliegenden Ende der Halle kräuselte ein wenig blauer Rauch von den glimmenden Kohlen empor. Er erinnerte sich an das klare Licht, das durch Fenster aus Bleiglas fiel, und an Artors Thron.
    Die Weisfrau hielt inne, als erwartete sie von ihm, sich auf den Thron zu setzen. Oesc betrachtete das geschnitzte Schlangenornament an den Pfosten, die dort, wo Hengest sich angelehnt hatte, abgegriffen wirkten; er sah die Polsterung, die noch von seinem Leib eingedrückt war. Schließlieh schüttelte er den Kopf. »Noch nicht. Es ist lange her, und meine Seele spannt sich noch wie eine trocknende Haut zwischen hier und Londinium. Heiz das Feuer an und lass mich auf einer Bank daneben hocken. Auf den Thron setze ich mich, wenn wir Hengests Totenbier trinken.«
    Sie musterte ihn mit nachdenklichem Blick und reichte ihm abermals das Methorn. Von draußen ertönte der Klang zahlreicher Stimmen. Das Licht von der Tür flackerte, als bewegte sich dort jemand.
    »Die Menschen finden sich ein, weil sie dich sehen wollen. Zwei Lämmer werden bereits gebraten; heute Abend wirst du feiern. Komm zu mir, wenn du bereit bist, dann erzähle ich dir, wie dein Großvater gestorben ist.«
     
    Es war spät, als der Lärm und die Stimmen im Haus letztlich verhallten. Doch nachdem der Letzte der Feiernden nach Hause aufgebrochen war oder sich neben dem Kamin in seinen Mantel gerollt hatte, kam Oesc zu Haedwig, wie sie es nicht anders erwartet hatte.
    Damals, als er sie verließ, war er noch ein Knabe gewesen. Nun hoben seine kantigen Gesichtszüge die Ähnlichkeit mit seinem Großvater hervor, und dies umso eindringlicher, weil er so unsagbar müde wirkte.
    »War es sehr schlimm?« Gewiss hatte er im Haus mehr als genug Bier getrunken. Sie füllte einen Becher mit dem Minztee, der am Ofen simmerte, und reichte ihn ihm.
    Oesc seufzte. »Die Haut des Knaben, der hier vor neun Jahren lebte, passt mir nicht mehr, und der Mann, zu dem er heranwuchs, ist eine Mischung aus Sachse und Brite und scheint nirgendwohin zu gehören. Ich habe ihnen gesagt, ich wäre müde von der Reise, wofür sie auch Verständnis zeigten; trotzdem fürchte ich, die Lehnsleute meines Großvaters glauben mit mir einen schlechten Handel gemacht zu haben.«
    »Dir bleibt ein halber Mond bis zum Ostara-Fest, zu dem sich die Adeligen und Freisassen einfinden werden, um Hengests Totenbier zu trinken. Bis dahin wird sich alles bessern.«
    »Das hoffe ich! Sonst könnte ich mich ebenso gut in sein Grab legen…« Er trank einen kräftigen Schluck von ihrem Tee und ließ sich auf seinem Stuhl nieder. »Dieser Ort ist genau so, wie ich ihn in Erinnerung habe, und dasselbe gilt für dich. Sprich mit mir, hilf mir, meine Wurzeln in dieser Welt wiederzufinden«
    Zumindest wusste er, was er brauchte, dachte sie, während sie ihn beobachtete. Sie würde den Mann ebenso formen müssen, wie sie einst den Jungen geformt hatte, nun aber mochte es schwieriger sein, denn von seiner Zeit in den britischen Landen hatte er keine Wunden davongetragen, sondern einen Panzer um sich geschaffen.
    »Wenn jemand von einer schleichenden Krankheit befallen oder sehr alt ist, kommt eine Zeit, da der Geist sich nach innen kehrt. Meist verlassen uns die Menschen rasch, in einer Schlacht oder durch eine plötzliche Krankheit. Ich habe dies oft genug miterlebt. Als Hengest begann, von uns

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