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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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ihrer Schwangerschaft fand die Königin oft neue Anlässe, ihren Mann zu beschimpfen, insbesondere während der ersten Monate, in denen ihr häufig übel war. Nichtsdestotrotz wandte sich Rigana, während die Frucht ihrer körperlichen Liebe zusehends augenscheinlicher wurde, mehr und mehr ihrem Gemahl zu. Es war ein goldenes Jahr mit reichen Ernten und einem milden Winter, und Oesc genoss sein neues Glück mit einer Mischung aus Staunen und Freude.
    Kurz nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche, als die Regenstürme in stetiger Folge über das Land peitschten, setzten Riganas Wehen ein. Das Bett im Schlafgemach war mit sauberen Tüchern und frischem Stroh ausgelegt, und Oesc wurde aus der Kammer verbannt und wartete draußen in der Halle mit den anderen Männern am Feuer.
    »Frauenzimmer!«, rief Wulfhere aus. »Wenn eine von ihnen im Stroh liegt, tun sie, als wären alle Männer Ungetüme!«
    »Nicht alle Männer«, widersprach Oesc, der zusammenzuckte, als er Rigana von der anderen Seite der Wand fluchen hörte. »Nur ich…« Er rieb sich den linken Arm, wo seinerzeit Riganas Schleuder den vormals gebrochenen Knochen ein zweites Mal verletzt hatte. Der Arm machte ihm nach wie vor Schwierigkeiten.
    »Unsere Königin kennt viele Worte«, stellte Wulfhere fest und fuhr sich mit der Hand durch das sich lichtende aschblonde Haar.
    Oesc zwang sich ein Lächeln ab. Wulfhere war ein guter Freund, geradeheraus und unerschütterlich wie ein jeder guter Sachse. Aber er war in Cantium geboren worden, als Sohn eines Mannes, der mit Hengests erster Kriegsschar nach Britannien übergesetzt hatte. Er verstand Oescs Liebe für das Land. Zudem war er Vater von vier Kindern und wusste, was sein Herr im Augenblick durchlitt.
    Unvermittelt schaute Oesc auf, als ihm bewusst wurde, dass aus dem Schlafgemach kein Laut mehr drang. Ungestüm wollte er aufspringen, doch Wulfhere schüttelte nur den Kopf.
    »Sobald es etwas Neues gibt, kommt jemand heraus.« Er schob ihm den Bierkrug zu.
    »Nein. Ich will nicht betrunken sein, wenn… Das dauert jetzt schon seit heute Morgen, und mittlerweile ist es nach Mitternacht! Ich würde lieber in einer Schlacht kämpfen, als hier zu warten. Dort könnte ich wenigstens etwas tun!«
    »Das ist das Schlachtfeld einer Frau. Der Sieg aber ist Leben, nicht Tod.«
    »Hoffentlich.« Schweren Herzens setzte Oesc sich wieder.
    Aus dem Schlafgemach ertönte ein Stöhnen, dann etwas, das sich sehr nach einem Schlachtruf anhörte. Die beiden Männer starrten einander an, wagten kaum zu atmen, bis sie gleich einem Echo ein leises, aufbegehrendes dünnes Schreien vernahmen.
    Frauenstimmen sprachen geschäftig, als die Tür sich öffnete und Haedwig ihnen ein Zeichen gab. Oesc brauchte kaum zwei Schritte, um zu ihr zu gelangen.
    »Ist Rigana – ist das Kind – « Ihm fehlten die Worte. Hinter der Wicce sah er seine Frau in dem Bett liegen, in dem das Kind empfangen worden war. Auf dem Boden lag ein Haufen blutbefleckter Tücher. Rigana wirkte blass, doch ihre Augen leuchteten ungemein strahlend. Behutsam, so als könnten seine Schritte etwas zerbrechen, trat er an ihre Seite und ergriff ihre Hand.
    »Liebste, es tut mir so leid«, stammelte er. »Ich hatte ja keine Ahnung!«
    »Es tut dir leid? Nachdem ich dir einen prächtigen Sohn geboren habe? Sieh ihn dir doch an!« Sie schlug ein Leintuch zurück, und er erkannte, dass das, was er für ein zerknülltes Laken gehalten hatte, die Tücher waren, in die ein winziges Wesen gewickelt lag, das ob der Störung raunte und sich an die Mutterbrust schmiegte.
    »Geht es dir gut?«, fragte er.
    »Aber ja. Ich habe zu vielen Schafen geholfen, ihre Lämmer in die Welt zu setzen, um viel Aufhebens zu machen – obwohl ich sagen muss, dass die Schafe es leichter zu haben scheinen! Heb ihn mal hoch – ist er nicht wunderschön?«
    Oesc wurde bewusst, dass alle Frauen ihn beobachteten, und jemand hatte seine Hauskarle gerufen, die nunmehr in die Kammer drängten.
    »Er ist wunderschön«, murmelte er, obwohl die runzligen, geröteten Züge eher jenen eines winzigen Trolls als jenen eines Menschen glichen. Behutsam schob er die Hände unter das kleine Bündel und hob es empor. Als die verkniffenen Augen sich öffneten, und er flüchtig das Antlitz seines Großvaters Eadguths in jenem des Kindes erblickte, hielt er den Atem an.
    »Wunderschön«, wiederholte er und wusste, worauf sie alle warteten. »Und ich erkenne ihn als meinen Sohn an! Haben wir Wasser da?« Er schaute zu

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