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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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eine Schlacht.
    Licht filterte durch das raue Webmuster der Vorhänge und schimmerte auf der hellen Haut seiner jungen Frau, die im Schneidersitz auf dem Laken saß. Oesc stockte der Atem, als er ihre kleinen, festen Brüste und die schlanken Schenkel erblickte; seine Augen bestätigten, was seine Hände bereits ertastet hatten, als sie im Gras miteinander rangen. Seit jenem Tag hatte sie sich kaum von ihm berühren lassen. Dennoch wirkte sie keineswegs scheu.
    »Bist du betrunken?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Meinst du, ich muss mir Mut antrinken, um zu dir zu kommen?«
    »Ich habe mich nur gefragt, was dich so lange aufgehalten hat.« Sie lehnte sich in die Kissen zurück und betrachtete ihn mit demselben unverhohlenen Interesse wie er sie zuvor.
    Oesc hoffte, dass sie im schwachen Licht nicht erkennen würde, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, und legte sich zu ihr ins Bett.
    »Haedwig hat die Runen gelesen. Sie sagt, wir werden einen prächtigen Sohn haben, der König dieses Landes wird.«
    »Tatsächlich? Dann ist es wohl an der Zeit, ihn zu zeugen.«
    Oesc vermochte nicht zu entscheiden, ob ihr Lächeln verheißungsvoll war oder Trotz barg.
    Er hatte sich diesen Augenblick in seinen Träumen ausgemalt, vorgehabt, zärtlich zu sein, sie langsam zu nehmen – er wollte ihre Wange streicheln, mit den Lippen ihren Hals liebkosen und ihre Brust einer zarten Frucht gleich in seiner Hand ruhen lassen. Er konnte nicht ahnen, welches Feuer ihr herausforderndes Lächeln in seinem Blut entfachen würde. Frigg, steh mir bei! dachte er, als er Rigana in die Arme zog.
    Ihre drahtige, geschmeidige Kraft war wie in seiner Erinnerung, doch die zarte Haut, die sich gegen seine schmiegte, als sie miteinander rangen, ließ ihn jeden klaren Gedanken vergessen. Seine Finger packten ihr Haar, als er sie küsste, sein Körper presste sich gegen den ihren, bis sie still lag. Als er in sie eindrang, schrie sie auf und kämpfte abermals gegen ihn an, doch unmerklich fast wurde aus dem Kampf Harmonie, und beider keuchender Atem war im Einklang, während sie wie auf Sturmwogen ritten. Er fühlte, wie sie sich in seinen Armen anspannte, und schließlich trug letztes, leidenschaftliches Aufbäumen sein Bewusstsein mit sich fort.
    Eine Ewigkeit danach nahmen sie einander wieder als eigenständige Wesen wahr. Wind flüsterte durch das Gebälk, und vom Festplatz hörten sie Männerstimmen singen. Oesc stützte sich auf einen Ellbogen und blickte auf seine Braut hinab.
    »Glaub bloß nicht, es wird jedes Mal so einfach…«, mahnte sie mit bebender Stimme.
    »Einfach?« Oesc zuckte, als er sich der Bisse und Kratzer bewusst wurde. »Ich fühle mich wie ein Schiff, das mit knapper Not einem Sturm entkommen ist. Wenn dieser Vereinigung ein Sohn entspringt, dann wird er ein Krieger!«
    »Ein typischer Sachse!«
    »Wild wie seine Mutter!«, gab Oesc zurück. Ratlos schüttelte er den Kopf. »Wenn du uns so sehr hasst, warum hast du mich dann geheiratet?«
    »Du hast mich entführt«, entgegnete sie. »Was hatte ich denn für eine Wahl?«
    »Du weißt genau, dass ich dich nicht gezwungen hätte. Außerdem schien mir dein Körper nach meinem zu verlangen! Rigana – derselbe Wind hat uns erfasst und letzten Endes in einen sicheren Hafen geweht. Selbst jetzt willst du mir dein Vertrauen nicht schenken?«
    »In Wahrheit mag sich wohl mein Körper deinem ergeben haben, aber mein Verstand sagt mir noch immer, dass du mein Feind bist.«
    »Und dein Herz?«, fragte er mit sanfter Stimme.
    Rigana seufzte. »Mein Herz lernt langsam – du musst ihm Zeit geben, damit es versteht.«
     
    In den folgenden Wochen musste Oesc oft an jene Worte denken. Die Ehe mit Rigana glich einer Reise über das Meer, wo die Winde aus allen Richtungen bliesen. Bisweilen wehten sie sanft wie auf einer sagenhaften Insel des Südens, und Oesc, halb trunken von den Küssen seiner jungen Frau, mochte schwören, er hätte sie endlich erobert. Doch dann prallten erneut ihre unterschiedlichen Ansichten über Kulturen oder Ideen aufeinander, oder sie blickte auf die Ruinen, über die ihr Großvater einst geherrscht hatte, und die Winde wehten wieder mit kaltem Biss aus Norden und betäubten seine Seele mit Frost. Ihre Körper jedoch gehorchten eigenen Regeln. So oft Rigana es erlaubte, liebten sie sich, und ihr Liebesspiel wurde zu einer Kraft, die beide bis ins Innerste erschütterte. Und bald wurde offensichtlich, dass Oescs Samen in fruchtbarem Boden keimte.
    Während

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