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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Haedwig.
    »Hier – ich habe es aus der geheiligten Quelle geholt.« Sie reichte ihm eine Schale aus dunkelbraunem Ton mit einem Zackenmuster unterhalb des Randes.
    Oesc tauchte die Finger in das Wasser und träufelte die kühlen Tropfen auf die Stirn des Säuglings. »Eormenric, Sohn des Oesc, benenne ich dich, Enkel des Octha und des Gorangonus von Cantium, Urenkel Hengests des Heerführers und Eadguths, des Myrging-Königs. Ich widme dich Woden, der dir Atem verliehen, und der Herrin dieses Landes, die dir den Leib geschenkt hat. Lebe lang, mein Sohn, denn Cantuware ist dein Erbe!«
     
    »Ich glaube, ich habe früher nie gewusst, wie es sich anfühlt, einfach glücklich zu sein«, meinte Oesc. Wulfhere, der neben ihm ritt, lachte.
    »Nun, Herr, dazu habt Ihr auch allen Grund.«
    Oesc stellte fest, dass er lächelte. Die Bewegung des Pferdes unter ihm, die Art und Weise, wie das Sonnenlicht durch die raschelnden Blätter auf den Pfad schien, der nordwärts durch den Forst nach Aegeles Furt führte, sogar die Süße der Luft, die er atmete – heute erfüllte ihn alles mit Freude. Auch früher war er durch schöne Sommertage geritten, doch nie war ihm ihre Schönheit so zu Herzen gegangen. Es war das Glück, das er in den großen Dingen seines Lebens fand, das ihm gestattete, auch den Wert der kleinen zu schätzen.
    »Einem glücklichen Menschen erscheint alles golden«, gab er das alte Sprichwort wieder. »Fürwahr, ich bin tatsächlich gesegnet.«
    Nach wie vor lächelnd, ging er im Geiste die Gaben durch, mit denen die Götter ihn beglückt hatten: Rigana hatte sich gut von der Geburt erholt, und Eormenric war der ersten Zerbrechlichkeit des Säuglingsalters entwachsen und mittlerweile ein so prächtiges, gesundes Kind, wie man es sich nur wünschen konnte. Die erste, beunruhigende Ähnlichkeit mit seinen Großvätern war verblasst, als er Gewicht zulegte. Der drei Monate alte Knabe hatte pralle Bäckchen, leuchtende Augen und lechzte danach, die Welt mit den pummeligen, rosa Händchen zu umarmen.
    Trotz seiner Freude über das Kind vergaß Oesc nicht die Frau, die es ihm geschenkt hatte. Es würde niemals einfach sein, mit Rigana zusammenzuleben, doch nach einem Jahr Ehe hatte sie ein wenig von der heißblütigen Art abgelegt, die anfangs jede Unterhaltung zu einer Schlacht werden ließ. Nun stritten sie nur noch ein-, zweimal die Woche, und da ihre Schlachten häufig im Bett endeten, konnte Oesc sich kaum darüber beklagen.
    Auch Hengests alte Halle hatte noch nie so strahlend gewirkt. Rigana besaß das Gebaren einer Prinzessin, aber durch ihr Leben auf dem Gehöft in den Hügeln wusste sie, welcher Arbeit es bedurfte, um einen Hof instand zu halten. Sie verlangte von ihren Mägden nichts, was sie selbst nicht besser hätte vollbringen können, und obwohl sie gelegentlich die scharfe Zunge ihrer Herrin zu spüren bekamen, achteten die Bediensteten sie.
    Auch unter den Menschen Cantuwares hatte ihm seine Ehe neue Achtung verschafft, besonders von den Sippenführern und Ältesten. Sie haben keine Angst mehr, dass ich ihre Söhne zu wilden Abenteuern verleite, dachte er. Allmählich werde ich ein wahrer König dieses Landes.
    Haesta jedenfalls schien davon überzeugt. Als Oesc jüngst zu Gericht saß, lobte der Häuptling seine Urteile. Sogar Hengest, meinte er, hätte das Land und dessen Bedürfnisse nicht so gut verstanden.
    Zudem war Oesc immer noch jung und erfreute sich, abgesehen von der fortwährenden Schwäche im linken Arm, bester Gesundheit. Es gab keinen Grund, weshalb er nicht ebenso lange wie sein Großvater leben und zusehen sollte, wie seine Enkel in dem Land Wurzeln schlugen. Er hatte Rigana und den Knaben zu Aegeles Furt gebracht, damit sie den Segen der Göttin der geheiligten Quelle empfangen konnten.
    Plötzlich verlangte seine Freude nach Taten. Die Furt befand sich kaum eine Stunde entfernt, und dann würde er seine Frau und sein Kind wiedersehen, doch er wollte nicht so lange warten. Die Ohren des Pferdes zuckten, als er die Zügel anhob.
    »Wulfhere, deine Mähre schleicht wie ein Ackergaul. Ich habe vor, Aegeles Furt bis Mittag zu erreichen. Glaubst du, du kannst mit mir Schritt halten?«
    »Ich werde vor Euch dort ankommen!« Wulfheres Augen leuchteten.
    »Tu das, und ich überlasse dir die fränkische Schwertscheide, die Haesta mir geschenkt hat.«
    »Und Ihr dürft Euch aus Spitzohrs nächstem Wurf ein Tier aussuchen, wenn Ihr gewinnt«, gab Wulfhere zurück. Die anderen Männer

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