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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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vorwärts, stützte sich auf die linke Hand, trieb mit der rechten den Dolch oberhalb der Silberkette in die Kehle seines Feindes und riss ihn seitwärts, sodass der Kopf des Iren mit vor Überraschung geweiteten Augen jäh zur Seite ruckte.
    Mit verzerrter Miene starrte Artor auf ihn hinab, dann sank er langsam zurück; Blut breitete sich auf seiner Hose aus.
    »Artor!«, »Herr!«, riefen Gwalchmai und Bediver gleichzeitig aus, als sie ihn erreichten. Behutsam streckten sie ihn aus und zogen das Kettenhemd beiseite. Der Dolch hatte das Fleisch an Artors Schenkelinnenseite aufgerissen und sich bis in die Lendengegend hochgearbeitet. Der König gab zwar keinen Laut von sich, aber er wurde zunehmend blasser, und sein Körper bebte vor Schmerz.
    »Die Arterie hat er nicht erwischt«, murmelte Bediver, der den Stoff von der Wunde schälte. Zwar floss beständig Blut, doch nicht in jener roten Flut, die keine Arztkunst einzudämmen vermochte.
    »Ebenso wenig Eure Männlichkeit!«, fügte Gwalchmai hinzu und drückte Artors Schulter. »Lasst es vorerst bluten, dadurch reinigt sich die Wunde. Legt Euch auf die rechte Seite, dann befreien wir Euch von diesem Kettenhemd.«
    Gwendivars Fäuste hatten sich krampfhaft in ihren Rock geklammert, doch diese Männer wussten mehr über Wunden und Rüstungen als sie. Erst nachdem sie ihm Schwertgurt und Kettenhemd abgenommen und die Hose wegschnitten hatten und nach Tüchern suchten, um sie auf die Wunde zu drücken, konnte Gwendivar etwas tun.
    Nach drei Tagen im Sattel waren ihre eigenen Kleider alles andere als sauber, aber sie trug mehr und weicheren Stoff am Leib als seine Gefährten zu bieten hatten. Hastig zog sie ihre Röcke hoch, schnitt die Vorderseite ihres Hemdkleids ab und faltete es zu einem Ballen, den sie mit ihrem Kopftuch über die Wunde band.
    »Ihr müsst eine Bahre bauen«, befahl sie den Männern. »So kann er nicht reiten.«
    »Ja, und zwar schnell«, pflichtete Gwalchmai ihr bei. »Bevor diese Bastarde, die entkommen sind, uns Ulan auf den Hals hetzen, um ihre Aufgabe für sie zu vollenden.«
    »Bediver… du führst die Armee an«, flüsterte Artor, während die Männer begannen, eine junge, am Hang des Hügels wachsende Eiche zu fällen. »Nimm den Großteil der Männer und halte geradewegs auf die Küste zu. Illans Männer sollen dir folgen.«
    »Und was wird aus Euch, Herr?« Bediver verlieh seiner Stimme einen ruhigen Klang, doch seine Züge waren beinahe genauso fahl wie jene Artors.
    »Gwalchmai bringt mich… zum See… zu Igraine.«
    »Ich begleite dich…«, erklärte Gwendivar fest entschlossen. Artor, der ihrem Blick nicht mehr begegnet war, seit sie seine Wunde verbunden hatte, sagte nichts, und als sie auf die anderen ihren Blick heftete, erkannte sie, dass sie, zumindest in diesem Augenblick, nicht nur durch ihren Titel, sondern wirklich eine Königin war.
     
    Als ihre Frauen kamen, um ihr zu berichten, dass ein Bote eingetroffen sei, war Morgause keineswegs überrascht – galoppierende Hufe hatten sie bereits in ihren Träumen heimgesucht. Der Reiter war der Mann, den sie als ihre Augen und Ohren zu Artors Armee geschickt hatte. Als sie ihn erkannte, spürte sie, wie etwas schmerzlich in ihrem Bauch zuckte, und das überraschte sie durchaus.
    »Was ist los?«, erkundigte sie sich mit beherrschter Stimme. »Ist dem König etwas geschehen?«
    »Er ist nicht tot, Fürstin«, antwortete der Mann rasch. »Aber er ist verwundet, und zwar zu schwer, um den Feldzug fortzusetzen. Er hat Bediver die Befehlsgewalt übergeben.«
    »Nicht Gwalchmai?« Morgause runzelte die Stirn.
    »Euer Sohn ist bei Artor. Sie reisen in gemächlichen Abschnitten gen Norden – niemand will sagen wohin oder warum…«
    »Zum See«, erklärte Morgause nachdenklich. »Das muss ihr Ziel sein. Seine Verletzung muss fürwahr schwerwiegend sein, wenn er sich um Heilung an meine Mutter wendet.«
    An Igraine und an den Kessel, fügte sie für sich hinzu und grub die Fäuste in den Rock ihres Kleides. War die Wunde tatsächlich so schlimm, oder bediente Artor sich der Entschuldigung, um Zugang zu den Geheimnissen des Kessels zu erlangen?
    »Welcher Art ist die Verletzung?«, erkundigte sie sich.
    »Ich weiß es nicht genau«, erwiderte der Spion. »Jedenfalls kann er nicht reiten. Es heißt«, fügte er etwas verschämt hinzu, »der König sei in der Lendengegend verwundet…«
    Morgause unterdrückte ein siegesbewusstes Lächeln. Die Königin hatte Artor kein Kind geboren. Ob es

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