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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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ist die Ehre beschieden, Euer Häscher zu sein«, verkündete der Anführer über die Schulter, wobei seine Zähne im gelblich rotbraunen Bart aufblitzten. Sein Haar war stärker blond als rot und in zahlreichen kleinen Zöpfen angeordnet, die Silber- und Goldschleifen zusammenhielten und zierten. Er legte eine ordentliche Geschwindigkeit vor, und Gwendivar brauchte allen Atem, um mit ihm Schritt zu halten.
     
    »Gwendivar, Tochter des Leodegranus, und Fürst Cau, der meine Garde befehligt, haben das Pech, Eure Gefangenen zu sein«, sagte sie, als sie oben am Hang kurz innehielten. Hier vertiefte sich die Bergschlucht, und im Schutz der Bäume warteten Ponys, einheimische Tiere, die das raue Gelände kannten und sich sicheren Fußes darin zu bewegen vermochten.
    »Meint Ihr, das wussten wir nicht? Viele Tage lang haben wir euch beobachtet.« Lachend warf Melguas den Kopf zurück, und Gwendivar sah die Silberkette, die unter seinem Bart funkelte.
    »Ein verflucht gut gelaunter Schurke«, murmelte Cau, aber Gwendivar schloss voll inneren Schmerzes die Augen. Dies war kein böser Zufall gewesen, sondern ein sorgfältig ausgearbeiteter Plan des Feindes, der nur auf ihre Narretei gewartet hatte. Sie dachte an die drei Männer ihrer Garde, die von den Iren getötet worden waren, und wusste, dass ihr Blut an ihren Händen klebte.
     
    Als sie endlich anhielten, war es bereits dunkel, und sie hatten viele Meilen zurückgelegt. Mit zu Tode betrübtem Herzen und vom Schaukeln des Ponys schmerzendem Leib ließ Gwendivar widerspruchslos zu, dass Melguas sie vom Pferd zog und in die Hütte aus Buschwerk stieß. Cau ließen sie gefesselt neben dem Feuer liegen und warfen eine Decke über ihn. Es half nichts, sich einzureden, dass Artor der Verlust eines seiner Gefährten ebenso schmerzen würde wie ihre Entführung – keiner von ihnen hätte sich so mühelos erwischen lassen.
    In jener Nacht kuschelte sie sich in stillem Elend in die stinkenden Decken. Wie lange, fragte sie sich, würde es dauern, bis Selenn bei der Nachhut eintraf und Bericht erstattete? Wie lange, bis ein weiterer Bote Artor erreichte? Bis er in der Lage sein würde, Männer zu ihrer Rettung auszusenden, würde der Regen, den sie auf das Buschwerk prasseln hörte, ihre Spuren verwischt haben. Vielleicht ist er froh, mich los zu sein… Mit bitterer Genugtuung ließ sie sich die Aussicht einer endlosen Gefangenschaft durch den Kopf gehen. Nun war sie froh, dass sie Julia in Camelot zurückgelassen hatten, denn dadurch blieb ihr wenigstens die Last ihres Kummers erspart.
    Am nächsten Morgen reichte man ihr eine Schüssel Haferbrei, dann zwang man sie, wieder auf das Pony zu steigen. Den Großteil des Tages zogen sie stetig weiter und folgten den verborgenen Pfaden durch die Hügel. Hier im Hochland blies der Wind kalt und rein, als wäre er nie mit sterblichen Lungen in Berührung gekommen, und der Adler, der auf halbem Weg zwischen Erde und Sonne am Himmel hing, stellte das einzige Lebewesen dar, das sie sahen. Als Gwendivar sich überrascht zeigte, dass die Iren diese Pfade kannten, lachte Melguas.
    »Mein Vater ist ein Fürst im Lande Laigin, aber ich wurde hier geboren und bin auf Du und Du mit jedem Gipfel, jedem Tal.«
    So wie ich im Sommerland, dachte Gwendivar. »Bringt Ihr mich zu König Illan?«, fragte sie laut.
    »Gewiss – der liebreizende Körper von Artors Königin beschützt uns besser als jeder Steinwall.«
    »Seid Euch da nicht so sicher«, entgegnete Gwendivar grimmig.
    »Wieso nicht?« Überrascht musterte Melguas sie. »Seid Ihr etwa nicht die Weiße Herrin, zwischen deren runden Hüften die Fruchtbarkeit des Landes liegt und von deren Stirn die Herrschaft funkelt?«
    Nicht für Artor, dachte Gwendivar, doch sie wollte ihn nicht verraten, indem sie es aussprach. Diese Iren schienen ungemein überzeugt von ihrem Wert – welche Magie besaßen Königinnen in Eriu, dass diese in der Fremde lebenden Söhne ihnen solche Ehrerbietung zollten? Melguas hatte Gwendivar wohl zum Gehorsam gezwungen, aber weder er noch seine Männer hatten gewagt, sie zu beleidigen oder ihr zudringlich zu werden. Das ist es, was Merlin mir zu sagen versuchte, dachte sie, aber ich muss wohl gleichermaßen eine Heuchlerin und eine Versagerin sein, denn etwas in mir fehlt und verhindert, dass ich wahrlich Artors Königin werde!
    In jener Nacht schliefen sie in Mäntel gehüllt unter einem groben Unterschlupf aus Buschwerk. Mitten in der Nacht verspürte Gwendivar das

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