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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Bedürfnis, sich zu erleichtern. Sie kroch aus dem Unterschlupf und schauderte, als die kalte Luft ihre Haut berührte. Nachdem sie fertig war, erhob sie sich und betrachtete die schwarzen Schemen der Berge, die sich vor den Sternen abzeichneten. Wäre dies ihr Heimatland gewesen, hätte sie versucht, sich in der Finsternis davonzustehlen, doch sie kannte diese Gegend nicht. Außerdem war Melguas ein umsichtiger Befehlshaber, und obwohl sie keine Wachen sah, waren gewiss welche in der Nähe.
    Sie drehte sich um, und als hätte der Gedanke ihn herbeigerufen, sah sie, wie die dunkle Gestalt eines Mannes sich von den Felsen löste.
    »Ah, Fürstin, Ihr friert ja – lasst mich Euch wärmen.«
    Es war Melguas, doch irgendetwas in ihr hatte es bereits vorausgeahnt. Ein Gefühl der Unvermeidbarkeit beschlich sie, als sie spürte, wie seine Hände sich um ihre Schultern schlossen, ihr der Geruch männlichen Schweißes in die Nase stieg, er sie an sich drückte und auf den Mund küsste.
    »Ich bin eine Königin«, flüsterte sie, als er sie schließlich losließ. »Ist das die Achtung, die Ihr mir entgegenbringt?« Doch ihr Herz pochte heftig in der Brust, und sie hatte nicht gewollt, dass er sie losließ.
    »So ist es – genauso würde ich dem Land selbst dienen, hätte es einen Körper, dem ich huldigen könnte…« Die leise, irische Stimme zitterte, sein Griff hingegen war fest.
    Ich muss dies beenden, dachte Gwendivar, als er sie abermals an sich zog und seine Hände ehrfürchtig über ihre Haut strichen. Doch selbst wenn sie laut aufschreien würde, käme niemand zu Hilfe – es gäbe höchstens weitere Zeugen ihrer Schande. Seine Hand suchte ihre Brust; sie taumelte, als all ihre enttäuschte Sinnlichkeit nach Befriedigung rief. Melguas spürte das Verlangen ihres Körpers, lachte und trug sie in den Schutz eines Felsvorsprungs, wo er sie auf das weiche Gras legte.
    Vom Gewicht seines Körpers auf die Erde gedrückt, hatte die Königin keine Kraft, sich zu wehren. Und im Augenblick der Erfüllung vermeinte sie, die Erde zu sein, die sich verzückt öffnete, um seine Liebe zu empfangen.
     
    Voller Scham und Schmerz erwachte Gwendivar in einem sanften Nieselregen, der den ganzen Tag lang andauern sollte. Sie zog sich das Kopftuch über und musterte die Mienen der Krieger. Doch sie entdeckte keine anzüglichen Blicke, kein verschmitztes Grinsen, und für Melguas triumphierendes Antlitz war ihre Entführung Grund genug. Vielleicht war ihr Geheimnis sicher. Sie fragte sich, ob Cau einen Verdacht hegte. Ihre Häscher hatten ihn die ganze Nacht in Fesseln gelassen; er musste sich noch weitaus schlimmer fühlen als sie. Zwar hockte er auf dem Pony, ohne sich zu beklagen, aber er lächelte nicht mehr.
    Die Wolkendecke begann, sich zu verfinstern, als Melguas das Ross zügelte.
    »Illans Lager befindet sich dort drüben.« Er deutete auf die nächste Hügelkuppe, und Gwendivar, die sich nach zwei Tagen an die kalte Stille des Hochlands gewöhnt hatte, vermeinte, ein fernes Murmeln zu hören, das an einen Hochwasser führenden Fluss erinnerte. »Wenn Ihr wollt, halten wir eine Weile inne, damit Ihr Euer Haar kämmen, die Kleider bürsten und als eine Königin vor meinen Herrn treten könnt.« Aus seinem Blick sprach eine vertraute Wärme.
    Gwendivar starrte ihn nur an. Da sie mit Artors Männern geritten war, hatte sie jeglichen königlichen Schmuck verstaut, damit die Männer sie als eine Schwester und Kameradin betrachteten. Nach zwei Tagen im Sattel musste sie wie eine der Frauen aussehen, die der Armee folgten, das Gesicht schmutzig, das Haar mit Laub verfilzt. Wenn all meine Juwelen mich zu keiner echten Königin machen, was nützt es da, wenn ich mir das Haar richte?
    Melguas wartete. Gwendivars Mutter hatte sie stets ermahnt, sie sollte zumindest so tun, als wäre sie eine Fürstin. Wieso sollte dieser Moment hier anders sein? Seit drei Jahren tat sie so, als wäre sie eine Königin. Was ihr letzte Nacht widerfahren war, hätte selbst den Anschein von Rechtmäßigkeit zerstören müssen, doch der Glaube ihres Häschers an sie als Königin nötigte sie. Langsam ergriff sie den Kamm, den der Ire ihr entgegenstreckte, und begann, ihre Zöpfe zu entwirren.
    Durch den Schleier ihrer Haare sah sie, wie das Licht in Melguas Augen sich in eine Flamme der Verehrung verwandelte. Als der Wind die rotgoldenen Strähnen erfasste, starrten auch die anderen Männer sie an; sogar Cau richtete sich im Sattel auf und beobachtete sie mit

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