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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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auf die Uhr gesehen und gesagt: »Ich hab gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht.«
    Es war offensichtlich, dass er nicht häufig Partys besuchte. Sie fragte ihn, ob er direkt nach Hause wolle. Teilte ihm mit, dass sie ihn begleiten würde. »Irgendwo gibt’s doch bestimmt noch was zu trinken. Hier trocknet die Bar langsam aus.« Und als er sie nur verständnislos ansah, schob sie nach: »Vielleicht bei dir zu Hause?«
    Er hob die Schultern, als hätte er sie immer noch nicht richtig verstanden, und um ihm die Entscheidung zu erleichtern, küsste sie ihn.
    Sie konnte nicht leugnen, eine romantische Ader zu haben, auch wenn sie für die Dinge, die gemeinhin als romantisch galten, nicht viel übrig hatte. Hätte Alan Kerzen angezündet und sanfte Musik gespielt, sie wäre auf der Stelle aus seinem Zimmer verschwunden. Damit, dass er wie in Schockstarre neben ihr verharrte, als sie eine Weile später nackt auf seinem Bett lag und die Bildschirme auf seinem Schreibtisch zählte, hatte sie nicht rechnen können, wirklich nicht. Auch nicht damit, dass er sich schließlich, als er die Sprache wiedergefunden hatte, lange darüber ausließ, welche Bedeutung zwischenmenschliche Beziehungen für ihn hatten und wie er den Einfluss einer sexuellen Ebene auf selbige generell einschätzte, um dann darüber zu sinnieren, welche Form des Zusammenseins er sich mit Em vorstellte.
    Dies war nicht die Art Vorspiel, mit der Em umgehen konnte, und sie war überzeugt, dass man ihre Reaktion, sich anzuziehen und gehen zu wollen, durchaus als mehrheitsfähig bezeichnen konnte, was erklären würde, warum ein hübscher, intelligenter Junge wie Alan keine Freundin hatte. Geschweige denn nennenswerte Erfahrung mit Frauen.
    Alan war ihr hinterhergelaufen und hatte versucht, sie aufzuhalten. Bis zur Straße war sie gekommen, als er sie packte und zum Stehenbleiben zwang. Der Druck seiner Hände war so stark, dass Em blaue Flecken bekommen hatte.
    »Hab ich was Falsches gesagt?«, fragte er.
    »Wonach sieht das wohl aus? Und lass mich los, du tust mir weh.«
    Er hatte nicht gemerkt, wie fest sich seine Finger um ihre Arme gekrampft hatten. Erschrocken ließ er sie los. »Tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun. Wirklich nicht.«
    Sie rieb sich die Arme. »Ich bin weg. Lass mich in Ruhe.« Sie drehte sich um und ging weiter.
    »Em, was hab ich denn getan? Wir können doch über alles reden. Hab ich dich beleidigt?«
    Vielleicht war es der entscheidende Fehler gewesen, in diesem Moment zu zögern, stehen zu bleiben, ihm zu antworten. Mitleid war kein gutes Gefühl, für niemanden. Es hatte immer etwas Herablassendes. »Hör zu. Ich dachte, wir hätten einen schönen Abend. Und dann hältst du mir einen Vortrag, als ginge es darum zu heiraten.«
    Er nickte stumm.
    »Alan, das ist ein bisschen … viel. Das kann man nicht machen.«
    »Ich will doch nur, dass du weißt, wie ernst ich es meine.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, wir haben ein bisschen Spaß zusammen. Und dann sehen wir, was daraus wird«, log sie.
    Er sah enttäuscht aus.
    »Sorry. Ich geh jetzt besser.«
    Wieder packte er sie, diesmal am Handgelenk und mit nur einer Hand, aber sehr viel fester als zuvor. Em rührte sich nicht, aus Angst, er könnte ihr den Unterarm brech en. So viel Kraft hatte sie ihm nicht zugetraut.
    »Du hast doch mich angesprochen«, sagte er leise.
    »Ja. Hab ich. Lässt du mich bitte los?« Sie sprach so ruhig, wie es ihr möglich war.
    » Du hast mich angesprochen, und du hast gesagt, du willst mit zu mir nach Hause. Du hast mich geküsst. Du hast dich ausgezogen. Und jetzt gehst du einfach? Warum machst du das mit mir?«
    »Noch mal: Ich dachte, wir hätten ein bisschen Spaß zusammen. Ganz normal. Lässt du mich los?«
    »Ganz normal?« Er hielt sie noch immer fest.
    »Ja, also … Du weißt schon.«
    »Em, ich liebe dich.«
    Sie lachte. »Das kann nicht dein Ernst sein. Du kennst mich doch gar nicht richtig.«
    »Ich weiß alles über dich. Ich …«
    »Wie, du weißt alles über mich?«, fiel sie ihm ins Wort. »Was soll das denn jetzt?«
    Er sah zu Boden. »Ich dachte wirklich, dir liegt was an mir. Ich dachte, du meinst es ernst.« Der Druck an ihrem Handgelenk wurde stärker, und sie schrie vor Schmerz auf.
    Zu diesem Zeitpunkt dachte sie zum ersten Mal daran, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Aber nicht auf diese harmlos-ungeschickte Art, wie sie den Computernerds immer nachgesagt wurde.
    Er ließ sie los, schob die Hände in die Hosentaschen

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