Brockmann Suzanne
so verzweifelt zu klingen, wie er sich fühlte. „Verdammt noch mal, selbst wenn du nicht die Schwester meines besten Freundes wärst – ich bin nur noch ein paar Tage hier. Mehr kann ich dir nicht geben. Ich ertrage zurzeit keine neue Fernbeziehung. Ich kann mir das einfach nicht antun.“
„Ich nehme die paar Tage“, erwiderte sie. „Einen Tag – meinetwegen auch nur einen Tag, wenn du willst. Nur einmal, Bobby, ein einziges Mal.“
„Das kann ich dir nicht antun.“ Aber er hätte es nur zu gern getan. Er konnte tatsächlich in fünf Minuten bei ihr sein. In weniger als fünf Minuten. Ein Kuss, und sie stünde nackt vor ihm. Zwei, und …
„Ich will wissen, wie es ist.“ Ihre Stimme klang rau und sehr intim über die Telefonleitung, als ob sie ihm ins Ohr flüsterte. Er meinte, den heißen Hauch ihres Atems an seinem Ohr zu spüren. „Nur ein Mal! Ohne jede Verpflichtung, Bobby. Komm schon!“
Ohne Verpflichtungen. Ha! Wes würde ihn dafür lynchen.
Wes, der Bobby eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen hatte …
„Hey, Bobby! Wir werden in ein paar Tagen nach Little Creek geschickt, um die Gray Group in Tulgeria zu unterstützen. Die Alpha Squad, getarnt als Wachmänner für ein paar Zivilisten – hast du dir das ausgedacht, Junge? Lass mich raten! Colleen hat auf stur geschaltet, also hast du den Joker gezogen. Gut gemacht, mein Freund! Es wäre perfekt – wenn Spaceman hier nicht so ein bescheuertes Theater abziehen würde. Er tönt überall rum, dass er endlich, endlich Colleen kennenlernen wird. Erinnerst du dich noch an das Foto von ihr, das du hattest? Seit Spaceman es gesehen hat, fragt er ständig nach ihr. Auf welche Uni geht sie? Wie alt ist sie? Blabla. Er faselt nur noch von ihren Haaren, ihren Augen, ihrem Lächeln. Der hat sie ja nicht mehr alle! Als ob ich je einem SEAL Gelegenheit gäbe, auch nur in ihre Nähe zu kommen – auch nicht einem Offizier und angeblichen Gentleman wie Spaceman! Kommt überhaupt nicht in die Tüte! Pass auf, ich ruf dich wieder an, wenn wir in Little Creek sind. Inzwischen bleib in ihrer Nähe, ja? Und halte ihr diese Collegetrottel vom Leib, die um sie herumscharwenzeln. Danke noch mal für alles, Bobby! Ich hoffe, du hattest keine allzu qualvolle Woche …“
Qualvoll traf es bei Weitem nicht. Das Stadium der Qual hatte Bobby längst hinter sich gelassen.
„Vielleicht sollten wir Telefonsex miteinander haben“, schlug Colleen vor.
„Was?“ Bobby ließ den Telefonhörer fallen. Er reagierte schnell und hob ihn wieder auf. „Nein!“
Sie lachte schon wieder über ihn. „Ach, komm schon! Wo bleibt deine Abenteuerlust, Taylor? Was hast du an? So beginnt man doch, oder?“
„Colleen …“
Sie senkte die Stimme. „Willst du gar nicht wissen, was ich anhabe?“
„Nein. Ich muss jetzt weg.“ Bobby schloss die Augen – und legte nicht auf. Ja, ich will es wissen. Oh Mann.
„Mein Nachthemd“, erzählte sie ihm mit noch sanfterer, leicht belegter Stimme. Der dunkle Klang ihrer Stimme war schon unglaublich, wenn sie nicht darum bemüht war, bei ihm einen Herzinfarkt auszulösen. Jetzt aber versuchte sie es. Sie war die pure Verlockung. „Es ist weiß, aus hauchdünner Baumwolle.“ Sie ließ lange Pausen zwischen den Wörtern, als wollte sie ihm viel Zeit geben, sich das Gesagte bildlich vorzustellen. „Ärmellos. Am Ausschnitt sind Knöpfe, der oberste ist aber schon vor langer Zeit abgerissen. Jetzt sieht es ein bisschen … gewagt aus …“
Er kannte das Nachthemd. Bei seinem letzten Besuch mit Wes hatte er es an ihrer Badezimmertür hängen sehen. Er hatte es versehentlich berührt, als er aus der Dusche kam und nach etwas gegriffen hatte, was er zunächst für ein Handtuch hielt. Es war keines. Und es fühlte sich sehr weich an.
Ihr Körper darunter würde sich noch sehr viel weicher anfühlen.
„Willst du, dass ich rate, was du trägst?“, fragte sie.
Bobby brachte keinen Ton heraus.
„Ein Handtuch“, sagte sie. „Nur ein Handtuch. Ich möchte nämlich wetten, dass du gerade geduscht hast. Du duschst gern abends, um dich ein wenig abzukühlen, bevor du schlafen gehst, nicht wahr? Wenn ich dich jetzt berühren könnte“, fuhr sie noch ein wenig leiser fort, „dann würde deine Haut sich sauber, kühl und glatt anfühlen. Du trägst deine Haare offen. Wahrscheinlich sind sie noch ein bisschen feucht. Wenn ich da wäre, könnte ich sie dir bürsten. Ich würde mich hinter dir aufs Bett knien und …“
„Wenn du hier
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