Brockmann Suzanne
unter ihm. Ein Bein hatte sie über seines geworfen, das andere daruntergeschoben. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, und er hielt sie fest in seinen Armen. Ihre Brüste schmiegten sich weich an seine Brust, ihre Hand lag auf seinem Hals.
Sie waren beide noch vollständig bekleidet, aber Bobby wusste mit seltsamer Schicksalsergebenheit – irgendwie war der Gedanke tatsächlich beruhigend und friedvoll –, dass sich das sehr schnell ändern würde, wenn Colleen erst einmal wach war.
Er hatte seine Chance zur Flucht gehabt, und er hatte sie verpasst. Jetzt war er hier. Und um nichts in der Welt würde er nun noch gehen.
Na schön, dann musste Wes ihn eben umbringen! Es würde die Sache wert sein. Bobby würde mit einem Lächeln auf den Lippen sterben.
Seine Hand hatte sich unter Colleens T-Shirt verirrt, und er strich mit den Fingern über ihren Rücken, nach oben bis zum Verschluss ihres BHs, nach unten bis zum Bund ihrer Shorts. Rauf und runter, rauf und runter, immer und immer wieder.
Er hätte ewig so liegen bleiben und sie sanft streicheln können. Aber Colleen bewegte sich leicht. Er wartete ab, liebkoste weiter ihre zarte glatte Haut, spürte, wie sie erwachte und allmählich begriff, dass sie nicht allein war.
Sie rührte sich nicht, rückte nicht von ihm ab. Und er streichelte sie weiter.
„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte sie schließlich mit noch rauerer Stimme als sonst.
„Keine Ahnung“, gab er zu. „Ich bin auch eingeschlafen.“ Er warf einen Blick zum Fenster. Es dämmerte bereits. „Es müsste gegen neunzehn Uhr sein.“
„Danke“, sagte sie, „dass du gekommen bist.“
„Möchtest du reden? Über Analena?“
„Nein. Wenn ich es ausspreche, klingt alles so dumm. Ich meine, was habe ich mir denn vorgestellt? Sie hierherzubringen, damit sie bei mir leben kann? Das ist doch lächerlich! Ich habe gar keinen Platz. Schau dich in meiner Wohnung um. Und ich habe kein Geld. Es reicht gerade so eben für mich selbst. Ich könnte die Wohnung nicht bezahlen, wenn Ashley nicht die halbe Miete beisteuern würde. Ich musste schon mein Auto verkaufen, um weiterstudieren zu können, und dabei habe ich schon ein Studiendarlehen. Und wie soll ich mich um ein Kind kümmern, solange ich an der Uni bin? Ich habe keine Zeit für eine Familie, nicht solange ich noch studiere. Ich habe schon keine Zeit für einen Ehemann, geschweige denn für ein Kind. Und doch …“
Sie schüttelte den Kopf. „Als ich die Fotos von ihr sah und ihre Briefe las … Oh, Bobby, sie war so lebensfroh! Ich hatte nie die Chance, sie kennenzulernen, aber ich wünschte es mir so sehr.“
„Wenn du sie kennengelernt hättest, hättest du dich bis über beide Ohren in sie verliebt.“ Er lächelte. „Ich kenne dich recht gut. Und sie hätte dich auch geliebt. Und du hättest das Ganze irgendwie auf die Reihe gekriegt“, fuhr er fort. „Es wäre nicht leicht geworden, aber manche Dinge muss man einfach tun, weißt du? Also tut man sie, und es funktioniert. Es tut mir leid, dass du es nicht mehr mit Analena versuchen kannst.“
Sie hob den Kopf und schaute ihn an. „Du meinst also nicht, mein Verhalten sei lächerlich?“
„Ich würde dich niemals für lächerlich halten“, sagte er leise. „Großzügig, ja. Warmherzig. Freigebig. Liebevoll. Mitfühlend …“
Die Stimmung schlug um. In ihre Augen trat plötzlich ein Ausdruck, der ihn erkennen ließ, dass ihr schlagartig ebenso bewusst wurde wie ihm, wie eng sie beieinanderlagen.
„… unglaublich begehrenswert“, flüsterte er. „Aber keinesfalls lächerlich.“
Ihr Blick hing an seinen Lippen fest. Er sah es kommen. Gleich würde sie ihn küssen, und damit war sein Schicksal besiegelt.
Er kam ihr entgegen, wollte nicht nur eine passive Rolle spielen, wollte mehr tun, als einfach nur der Versuchung nicht widerstehen können.
Ihre Lippen waren weich und beinah unerträglich süß. Es war ein langsamer, verträumter Kuss. Geradeso, als wüssten sie beide, dass es von diesem Punkt an keine Umkehr mehr gab, keinen Weg zurück, keinen Grund zur Eile.
Er küsste sie noch einmal, diesmal länger und inniger – nur für den Fall, dass sie noch leise Zweifel daran hegte, was gleich kommen würde.
Aber bevor er sie noch ein weiteres Mal küssen konnte, löste sie sich von ihm. Tränen standen in ihren Augen.
„Ich wollte nicht, dass es so kommt“, sagte sie.
Er versuchte zu verstehen, was sie ihm damit sagen wollte, versuchte, sich zu beherrschen.
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