Brockmann Suzanne
hat es sich in den Kopf gesetzt, dass sie mich will. Und du kennst sie doch, verdammt noch mal! Ich hatte überhaupt keine Chance.“
Wes stand nur Zentimeter von ihm entfernt und brüllte ihm ins Gesicht. „Du bist zehn Jahre älter als sie, und da willst du mir erzählen, dass sie dich verführt hat?“
„Ganz so einfach ist das nicht. Du musst mir einfach glauben …“ Bobby unterbrach sich. „Du hast recht. Ich bin schuld. Ich bin erfahrener als sie. Sie hat sich angeboten, und – großer Gott – ich wollte sie. Und ich habe nicht das Richtige getan. Nicht das Richtige für dich.“
„Oh, das wird ja immer besser!“ Wes tigerte auf und ab. Er war wie eine straff gespannte Feder, ein Energiebündel, das jeden Moment explodieren konnte. „Willst du mir etwa sagen, du hättest das Richtige für Colleen getan? Wie richtig ist es denn, Bobby, dass sie zu Hause sitzt und auf dich wartet? Dass sie nur ein halbes Leben führen wird, so tun wird, als gehe es ihr gut, aber in Wirklichkeit stirbt sie fast vor Angst? Wartet nur darauf, die Nachricht zu erhalten, dass dir etwas passiert ist? Aber sagen wir mal, du schaffst es, dass dir nicht bei einem Einsatz der Kopf weggepustet wird. Du kommst immer wieder nach Hause, und dann? Wie richtig ist es denn, dass sie diejenige sein wird, die das Geld verdient? Mit ihrer Arbeit als Rechtsanwältin? Wie soll sie da Kinder erziehen? Soll sie sie einer Tagesmutter überlassen? Wirklich toll!“
Kinder … Tagesmutter … Bobby war schockiert. „Wes! Stopp mal! Ich werde sie nicht heiraten.“
Wes blieb stehen, drehte sich um und starrte ihn mit offenem Mund an, als hätte Bobby gerade verkündet, er wolle eine Atombombe in New York zünden. „Und was zum Teufel hast du dann mit ihr getan, du Arsch?“
Bobby schüttelte den Kopf und lachte ungläubig. „Nun hör mal! Sie ist dreiundzwanzig. Sie experimentiert noch. Sie will mich nicht heiraten.“
Im Nachhinein betrachtet, hätte er wohl nicht lachen dürfen.
Wes ging hoch wie eine Rakete. „Du gottverdammter Hundesohn! Du hast dich mit absolut unehrenhaften Motiven auf sie eingelassen!“ Damit rammte er Bobbys Gesicht mit seiner rechten Schulter.
Bobby sah es kommen. Er duckte sich nicht, er wehrte den Schlag auch nicht ab. Er blieb einfach stehen, drehte nur leicht den Kopf, um die Wucht des Schlages ein wenig abzulenken. Ein bisschen geriet er ins Wanken, fand aber schnell wieder sein Gleichgewicht.
„Wes, bitte lass das!“ Es waren Leute um sie herum. Leute, die in Autos ein- und aus Autos ausstiegen. Es würde nicht lange dauern, bis jemand die Sicherheitskräfte alarmierte, die wiederum die Polizei rufen würden, und dann würden sie im Gefängnis landen.
Wes schlug erneut zu, noch härter diesmal, und wieder verteidigte Bobby sich nicht.
„Wehr dich, du Bastard!“, knurrte Wes.
„Nein.“
„Verdammt noch mal!“ Wes stürzte sich auf Bobby und schlug genau dort zu, wo er wusste, dass er ihn damit zu Boden schicken konnte. Nach jahrelangem gemeinsamen Training kannte Wes Bobbys Achillesferse ganz genau.
„Hey!“ Der Zuruf hallte von den Betonwänden und -decken wider, während Wes ihn mit einem wahren Trommelwirbel von Faustschlägen bearbeitete. „Hey, Skelly, aufhören, aber sofort!“
Die Stimme gehörte zu Lucky O’Donlon. Ein Geländewagen hielt mit quietschenden Reifen neben ihnen, heraus sprangen O’Donlon und Crash Hawken und zerrten Wes von ihm fort.
Die drei neuesten Mitglieder der Alpha Squad, Rio Rosetti, Mike Lee und Thomas King, stiegen ebenfalls aus und halfen Bobby auf die Beine.
„Alles in Ordnung, Chief?“, fragte Rio sichtlich betroffen und besorgt. Der Junge brachte Bobby und Wes größte Verehrung und Bewunderung entgegen. Diese offene Auseinandersetzung sollte ihn eigentlich für alle Zeiten davon kurieren, dachte Bobby.
Er nickte. „Ja.“ Er blutete aus der Nase. Wundersamerweise war sie nicht gebrochen. Eigentlich hätte sie gebrochen sein müssen. Wes hatte hart genug zugeschlagen.
„Hier, Chief.“ Mike reichte ihm ein Taschentuch.
„Danke.“
Crash und Lucky hielten Wes mit eisernem Griff. Der stieß einen unablässigen Strom von Flüchen aus und war bereit, sich sofort wieder auf Bobby zu stürzen, wenn die beiden ihn losließen.
„Wollt ihr erklären, was das hier soll?“ Lieutenant William Hawken, Spitzname Crash, war der ranghöchste anwesende Offizier. Er benutzte äußerst selten einen offiziellen Tonfall – er redete sowieso kaum –, aber
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