Brockmann Suzanne
wenn er es tat, dann gehorchte ihm jeder sofort. Ohne das geringste Zögern.
Aber in diesem Augenblick hätte Wes nicht einmal auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten gehört, und Bobby wollte niemandem erklären, worum es ging. „Nein“, antwortete er steif und ausgesucht höflich. „Bei allem Respekt.“
„Deine Schwester hat angerufen, Skelly“, erklärte Lucky O’Donlon. „Sie bestand darauf, dass wir dir zum Flughafen folgen. Weil sie gute Gründe habe anzunehmen, dass du versuchen würdest, Taylor windelweich zu prügeln. Sie wollte nicht, dass einer von euch verhaftet wird.“
„Hat sie gesagt, warum ich Taylor windelweich prügeln wollte?“, fragte Wes. „Hat sie dir die guten Gründe dafür genannt?“
Offensichtlich nicht.
Bobby trat einen Schritt auf Wes zu. „Worüber wir uns gestritten haben, geht niemanden sonst etwas an. Erweise deiner Schwester wenigstens ein bisschen Respekt.“
Wes lachte ihm ins Gesicht und wandte sich Crash und Lucky zu. „Wisst ihr, was dieser Freund von mir getan hat?“
Bobby richtete sich zu voller Größe auf. „Das geht nur dich und mich was an, Skelly! So wahr mir Gott helfe, wenn du auch nur ein Wort …“
Es waren vier Wörter. Wes erzählte allen, was Bobby mit seiner Schwester getan hatte. In voller Lautstärke und so vulgär wie nur irgend denkbar. „Anscheinend experimentiert sie zurzeit ein wenig. Ihr braucht nur nach Cambridge, Massachusetts, zu fahren und nach ihr Ausschau zu halten. Colleen Skelly. Die Adresse steht ganz bestimmt im Telefonbuch. Möchte noch jemand sie ausprobieren?“
Wes Skelly war ein toter Mann.
Bobby sprang ihn mit wütendem Grollen an. Zur Hölle damit, dass Wes von Crash und Lucky festgehalten wurde! Zur Hölle mit allem! Niemand hatte das Recht, so über Colleen zu reden! Niemand.
Er schlug Wes ins Gesicht, viel härter als jemals zuvor. Dann stürzte er sich auf ihn, sodass sie alle – auch Lucky und Crash – zu Boden gingen.
Er schlug erneut zu. Er wollte Blut sehen.
Dann waren die anderen SEALs über ihm, packten ihn am Rücken und an den Armen, versuchten ihn festzuhalten und wegzuziehen, aber sie konnten ihn nicht aufhalten. Niemand konnte ihn aufhalten. Bobby riss Wes am Hemdkragen hoch, als er selbst wieder auf die Beine kam, zerrte ihn von Lucky und Crash fort, während Rio, Mike und Thomas sich an ihm festklammerten wie Affen.
Er zog seinen Arm zurück, um wieder mit voller Wucht zuzuschlagen, als eine neue Stimme alles übertönte: „Aufhören. Sofort!“
Das war Harvard. Der Senior Chief.
Ein weiterer Geländewagen hatte neben ihnen gehalten.
Bobby erstarrte, und das reichte den anderen SEALs. Lucky und Crash befreiten Wes aus seinem Griff und brachten ihn außer Reichweite von Bobbys Fäusten, und dann baute sich Senior Chief Harvard Becker zwischen den beiden Kontrahenten auf.
„Danke, dass du gekommen bist, Senior Chief“, sagte Crash ruhig. Er schaute Bobby an. „Ich war am Telefon, als Colleen anrief. Sie sagte nicht, worum es ging, aber ich habe richtig geraten, was zu diesen … Spannungen zwischen dir und Skelly geführt hat. Ich dachte mir, Harvards Anwesenheit könnte sich als nützlich erweisen.“
Wes’ Nase war gebrochen. Bobby beobachtete mit grimmiger Befriedigung, wie er das Gesicht abwandte und sich leicht nach vorn neigte, sodass das Blut auf den Boden tropfte.
Lucky gesellte sich zu Harvard und sprach leise mit ihm. Zweifellos erklärte er ihm, was los war. Sagte ihm, dass Bobby mit Wes Skellys Schwester geschlafen hatte.
Gott, das war so unfair Colleen gegenüber! Sie würde mit ebendiesen Männern nach Tulgeria reisen, und alle würden sie mit anderen Augen betrachten, weil sie wussten, dass sie und Bobby …
Verdammt noch mal! Warum hatte Wes sich nicht einfach darauf einlassen können, das Problem unter vier Augen zu besprechen? Warum hatte er einen Faustkampf vom Zaun brechen und Bobbys intime Beziehung zu Colleen an die große Glocke hängen müssen?
„So, was wollt ihr beiden jetzt tun?“ Harvard hatte die Hände in die Hüften gestemmt und ließ den Blick von Bobby zu Wes schweifen. „Wollt ihr Kinder woanders hingehen, um euch gegenseitig die Seele aus dem Leib zu prügeln? Oder wollt ihr zur Abwechslung mal so tun, als wärt ihr erwachsen, und versuchen, das Ganze in einem Gespräch zu klären?“
„Colleen schläft sich nicht durch die Betten!“, knurrte Bobby in Richtung Wes. Er wollte, dass der ihn anschaute. Aber Wes blickte nicht auf, also
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