Brockmann Suzanne
verkuppeln!“ Ihre Stimme stockte, während sie gegen die Tränen kämpfte, und sie wirkte plötzlich unglaublich jung, unsicher und verletzlich, als sie ihn so anschaute. „Bobby, was ist los? Willst du mich nicht mehr?“
Oh, verdammt! Er wollte sie mehr, als er jemals zugeben konnte. Er wollte sie mit jedem Atemzug, mit jedem Herzschlag. „Ich will doch nur das Beste für dich, Colleen. Ich muss …“
Sie küsste ihn.
Sie küsste ihn, und er war verloren.
Schon wieder.
In Wahrheit war es kein normaler Kuss. Dahinter steckte Feuer, Hunger, Verlangen. Leidenschaft und Raserei, vermischt mit einer gehörigen Portion Schmerz und Wut. Dieser Kuss überwältigte ihn. Plötzlich hatte er keine Wahl mehr zwischen richtig und falsch. Was das Beste gewesen wäre, war ihm unmöglich. Also tat er das einzig Richtige in dieser Situation: Er hob sie auf seine Arme und trug sie zum Bett. Beinahe hätte er ihr das Kleid zerrissen, weil er es so eilig hatte, es ihr auszuziehen, seine Hose loszuwerden, ein Kondom überzustreifen und sich schnell und hart in sie zu versenken. Und sie klammerte sich an ihn und bettelte um mehr.
Mehr.
Er war bereit, ihr alles zu geben, was er geben konnte: Seinen Körper, sein Herz, seine Seele. Und er tat es – unter dem Deckmantel von nahezu besinnungslosem Sex. Hart und schnell.
Sie rief seinen Namen, als sie den Höhepunkt erreichte. Ihr Körper erbebte, und er holte sie ein, erlebte einen so heißen Rausch unglaublicher Befriedigung, die so intensiv war, dass sie beinahe wehtat.
Und dann war er wieder er selbst. Zurück aus dem Rausch des Wahnsinns und der Leidenschaft, zurück in der so vertrauten Welt zwischen zerwühlten Laken und bohrenden Schuldgefühlen.
Er fluchte. „Es tut mir leid“, flüsterte er und rollte sich von ihrem Körper.
Sie setzte sich auf die Bettkante, statt sich an ihn zu kuscheln, und er begriff, dass sie sich anzog. BH, Kleid, Sandalen. Ihr Höschen war zerrissen – verdammt, das musste er getan haben –, und sie warf es in den Abfalleimer.
Dann fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar, nahm ihren Rucksack auf. „Es tut mir leid, dass es dir leidtut“, sagte sie leise, „aber … ich bin eine dumme Gans. Ich möchte dich immer noch heute Abend sehen. Wirst du mit in meine Wohnung kommen? Nach der Abschiedsparty?“
Bobby antwortete nicht sofort, und sie schaute ihn fragend an. „Bitte?“
„Ja“, flüsterte er, und sie verließ sein Hotelzimmer.
Die Fahrstuhltür öffnete sich, und Colleen stand ihrem Bruder gegenüber. Er stieg aus, gefolgt von dem Trio der Jüngsten der Alpha Squad: Rio Rosetti, Thomas King und Mike Lee. Offenbar wollten die vier zu Bobby.
Wes schaute ausgesprochen grimmig drein, und Colleen wusste, dass ihr anzusehen war, was sie gerade getan hatte. Vielleicht hätte sie sich mehr Zeit lassen sollen. Ein Abstecher ins Bad, ein bisschen kaltes Wasser ins immer noch stark gerötete Gesicht …
Allerdings wäre sie dann noch in Bobbys Zimmer gewesen, wenn Wes angeklopft hätte.
Hoch erhobenen Hauptes betrat sie den Aufzug, während ihr Bruder sie zornig anfunkelte. „Keine Bange“, sagte sie. „Du hast gewonnen. Nach heute Abend werde ich ihn nicht wieder treffen.“
Am nächsten Morgen würden sie nach Tulgeria abreisen. Dort würde sie sich ein Zimmer mit Susan und Rene teilen, während Bobby mit einem oder zwei der anderen SEALs zusammen untergebracht wäre. Zeit und Raum für ungestörte Zweisamkeit gab es also nicht. Und Bobby konnte ihr leicht aus dem Weg gehen.
Nach ihrer Rückkehr in die Staaten flog er mit dem Rest der Alpha Squad zurück nach Kalifornien.
An einer Fernbeziehung hatte er kein Interesse.
Und sie hatte kein Interesse an einer Beziehung, die nur endlose Qualen und Schuldgefühle mit sich brachte.
Nein, aus ihnen beiden konnte einfach nichts werden. Genau das hatte er ihr gerade zu erklären versucht. Genau deshalb hatte er sich bemüht, bei ihr Interesse für seinen dummen Freund zu wecken.
Was zwischen ihnen gelaufen war – ein paar Tage wirklich toller Sex –, war fast vorbei. Nein, es war bereits vorbei, und tief in ihren Herzen wussten sie das beide. Lediglich ihre Körper brauchten ein bisschen länger, um es auch zu begreifen.
Die Fahrstuhltür schloss sich, und Colleen setzte ihre Sonnenbrille auf. Wer weiß, wem sie auf dem Weg durch die Lobby noch begegnen würde. Sie wollte nicht, dass irgendwer sie weinen sah.
Bobby öffnete nicht.
Er wusste, wer vor der Tür stand. So
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