Brockmann Suzanne
war trotzdem deutlich zu hören.
Jake stützte sich am zerbeulten Kombi des Teams ab, um das Gleichgewicht zu halten, während er erst im einen, dann im anderen Bein die Muskeln dehnte. Seine Miene blieb freundlich, seine Stimme unbekümmert. „Sagen Sie, was Sie denken, Harvard! Wenn wir als Team zusammenarbeiten wollen, müssen wir offen miteinander reden.”
„Ich schätze, Sir, ich dachte: Wenn ich Admiral wäre, würde ich niemals freiwillig um sieben Uhr morgens an einem Lauftraining teilnehmen, wenn ich bis drei Uhr morgens auf einem Erkundungsgang war.”
Jake schaute seine Männer der Reihe nach an. Und die eine Frau. Zoe. Sie stand zwischen den anderen und trug einen Jogginganzug, der saß wie angegossen. Er wandte hastig den Blick von ihr ab, wehrte sich dagegen, an den Abend zuvor zu denken. An jenen unglaublichen Kuss.
„Cowboy war genauso lange draußen wie ich”, erwiderte er. „Lucky und Wes ebenfalls. Ich weiß nicht recht, ist überhaupt einer der Anwesenden letzte Nacht vor halb vier morgens ins Bett gefallen?”
Niemand.
Jake lächelte. „Na dann, wie Sie eben schon sagten, Senior Chief: Auf geht’s! Ich bin bereit, wenn Sie es sind.”
Harvard warf Cowboy einen Blick zu, und Cowboy nickte kaum merklich.
Die Botschaft hätte kein bisschen deutlicher sein können, wenn sie Flaggensignale ausgetauscht hätten: Wir müssen aufpassen, dass dem alten Mann nichts passiert.
Oh, Mann!
Harvard gab das Tempo vor und lief locker voran, die Straße entlang, die etwa zwei Meilen rund um den Campingplatz führte.
Und niemand beschwerte sich. Im Gegenteil: Alle hielten sich zurück und überließen Jake gemeinsam mit Harvard die Spitze.
Nicht einer glaubte also, dass Jake mit ihnen mithalten konnte. Nicht einmal Crash oder Mitch.
Es hätte lustig sein können, wenn es nicht zugleich so verdammt ernüchternd gewesen wäre. Wenn seine Einsatzgruppe nicht einmal daran glaubte, dass er einem Morgenlauf mit ihnen gewachsen war, was trauten sie ihm dann überhaupt zu?
Aber dann zog Zoe der Gruppe davon, beschleunigte, bis sie auf einer Höhe mit Jake und Harvard war. Sie sagte kein Wort, sah Jake nur von der Seite an. Dann schnitt sie eine Grimasse wegen des langsamen und gleichmäßigen Tempos und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Wollen wir?
Hör endlich auf an diesen Kuss zu denken! Herr im Himmel, er musste jetzt aufhören, an diesen Kuss zu denken. Das hatte sie nicht gemeint. Wollen wir laufen? Das war ihre Frage gewesen. Wollen wir schneller laufen?
Jake nickte. Ja! Er wandte sich dem Senior Chief zu und schenkte ihm sein kameradschaftlichstes Lächeln. „Hey, Harvard, wie viele Runden haben Sie geplant?”
Harvard lächelte zurück. Ganz offensichtlich mochte er Jake. Aber hier ging es nicht darum, ob er ihn mochte oder nicht. „Oh, ich denke, zwei reichen, Sir.”
„Bei diesem Tempo brauchen Sie dafür wie lange? Etwa vierzig Minuten?”
„Etwas weniger, schätze ich.”
„Dr. Lange und ich werden ein wenig Tempo zulegen”, erklärte Jake, „und weiter laufen. Drei Runden in zwei Dritteln der Zeit. Melden Sie sich bei mir, wenn Sie ins Lager zurückkommen.”
Zoe war bereit, und als Jake das Tempo anzog, hielt sie problemlos mit.
„Hey!”, rief Harvard ihnen nach, als sie ihn hinter sich ließen. Er beschleunigte und schloss wieder auf. „Admiral, das ist völlig unnötig. Sie müssen hier niemandem etwas beweisen.”
„Offensichtlich doch.”
„Wir sind heute Morgen alle müde ...”
„Sprechen Sie für sich selbst. Ich bin ein alter Mann. Ich brauche nicht viel Schlaf.”
Harvard klang gequält. „Ich versichere Ihnen, Sir ...”
„Sparen Sie sich den Atem, Senior Chief. Sie werden ihn noch brauchen, wenn Sie mithalten wollen.” Und damit legte Jake noch einen Zahn zu.
Zoe stand unter der Campingplatzdusche und ließ sich das Wasser über den Kopf rinnen.
Sie war schon lange kein solches Rennen mehr gelaufen. Und es war ein echtes Rennen gewesen. Dreimal rund um den Campingplatz, mindestens sechs Meilen, und das in höchstem Tempo.
Im Grunde genommen war es eine Art Kräftemessen unter Machos gewesen, und Jake war daraus klar als Sieger hervorgegangen. Er war ein guter Läufer, und er hatte seine Kräfte klug eingeteilt, sodass er zum Schluss noch einen Spurt einlegen konnte. Während die anderen Mühe hatten, das Tempo zu halten, drehte er auf der letzten halben Meile noch einmal richtig auf, als wäre das Rennen bis dahin nur ein Spaziergang
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