Brockmann Suzanne
wusste nur zu gut: Selbst wenn er all das für eine Nacht oder auch nur für eine Stunde vergessen konnte, selbst wenn er sich völlig in den Armen dieser Frau verlieren konnte, würde er dennoch am Morgen danach aufwachen und wieder genau da stehen, wo er vorher gestanden hatte.
Oder an einem weitaus schlimmeren Punkt.
Ich weiß, dass dir das unangenehm ist...
Er musste das berichtigen, Zoes Worte korrigieren. Er konnte nicht zulassen, dass sie so etwas glaubte. Es gab an diesem Auftrag vieles, was ihm unangenehm war, aber mit ihr zusammen zu sein gehörte definitiv nicht dazu.
Wie er ihr schon vor fast fünf Wochen gestanden hatte: Es hatte ihm gefallen, sie zu küssen. Viel zu sehr. Und es gefiel ihm immer noch. Immer noch viel zu sehr. Er hatte geglaubt, der Abstand würde ihm guttun, würde ihm eine neue Sichtweise eröffnen und ihn in die Realität zurückholen. Aber all diese Wochen hatte er von ihr geträumt. Ausgesprochen unpassend geträumt.
Immer fing es damit an, dass er von Daisy träumte. Erotische, sinnliche Träume von Liebesspielen voller Glut, Licht und Leidenschaft. Aber dann veränderte sich der Traum, wie Träume das häufig tun, und plötzlich lag nicht mehr Daisy, sondern Zoe in seinen Armen, und es war ihr Körper, der ihn umfing.
Immer wachte er verwirrt, außer Atem, ein wenig schwindlig und von schmerzhafter Einsamkeit erfüllt aus diesen Träumen auf.
Jake riss sich gewaltsam in die Gegenwart zurück und begann, die Jukebox mit Münzen zu füttern und sämtliche langsamen romantischen Balladen auszuwählen, die er kannte. Er hatte gerade einen Song von LeAnn Rimes ausgewählt, als er sah, wie Christopher Vincent sich näherte. Er spiegelte sich undeutlich, aber doch unverwechselbar im gekrümmten Glas der Jukebox.
Er spürte, wie er sich verspannte, und kämpfte darum, weiter freundlich zu lächeln. Gott, als Christopher Zoe so brutal packte, hatte Jake sich mit aller Gewalt zurückhalten müssen. Er war verdammt nahe daran gewesen, sich den Mann zur Brust zu nehmen und ihn durch den ganzen Raum zu schleudern.
„Ich schätze, unsere neue kleine Kellnerin hat sich in dich verguckt”, sagte Vincent.
Jake drückte den Knopf für einen Song von Garth Brooks, ohne auch nur aufzuschauen. „Oh, ist sie neu hier?”
„Sie ist vor ein paar Wochen in der Stadt aufgekreuzt. Hai hat sie auf irgendeiner Party aufgegabelt. Keine Sorge. Ich habe sie überprüft. Sie ist exakt das, was sie zu sein behauptet.
„Prima, gut zu wissen.” Jake lächelte Chris an. „Wenn auch keine große Überraschung. Ich meine, sie sieht nicht gerade wie eine Raketen-Wissenschaftlerin oder - was weiß ich - eine Ingenieurin für Biochemie aus. Kannst du sie dir in einem Laborkittel vorstellen?”
Vincent lachte, und Jake lachte ebenfalls, wohl wissend, dass der Scherz auf Kosten des CRO-Anführers ging. Gott, würde das guttun, diesen Kerl zur Strecke zu bringen ...
„Aber ja doch”, meinte Chris. „Ich kann sie mir in einem Laborkittel vorstellen. Nur in einem Laborkittel.” Er lachte erneut. „Sie ist schon eine heiße Nummer.”
Jake wandte sich wieder der Jukebox zu. Ihm gefiel nicht, wie lüstern Vincent Zoe offenbar betrachtete, und er wollte nichts damit zu tun haben.
„Ich habe gesehen, dass sie an ihren Fingern abzählt”, fuhr Chris fort, „aber mit so einer Figur ist eine Frau sowieso beinahe besser dran, wenn sie nicht zu klug ist.” Er schaute zur Bar hinüber und beobachtete Zoe, die gerade wieder einen Bierkrug füllte. „Oh ja, die Kleine ist ein echter Leckerbissen.”
Er betrachtete sie wie ein Stück Fleisch. Jake spürte, wie sein Lächeln immer gezwungener wurde. Er hielt den Blick fest auf die Jukebox gesenkt und rief sich gewaltsam vor Augen, warum er Christopher Vincent nicht einfach sofort und auf der Stelle windelweich prügeln durfte.
„Nur, damit du dir keine allzu großen Hoffnungen machst”, fuhr Vincent fort, bevor er sich zum Gehen wandte.
„Sie will geheiratet werden, die kleine Zoe. Mit Carol wirst du mehr Glück haben.”
Jake wandte sich um, aber Zoe stand nicht mehr an der Theke. Er ließ rasch den Blick durch den Raum schweifen und entdeckte sie mit ihrem Tablett zwischen den Tischen. Sie vergewisserte sich, dass jeder genug Bier und Schnaps vor sich stehen hatte, um die nächsten paar Minuten ohne sie zu überstehen.
Als sie aufschaute, trafen sich ihre Blicke. Einen winzigen Moment flackerte Unsicherheit in ihren Augen auf. Unangenehm. Glaubte
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