Brockmann Suzanne
fluchte. „Ich wollte dir befehlen, sofort umzukehren. Dir verbieten, auch nur einen Schritt weiterzugehen. Und wenn das nicht funktioniert hätte, hätte ich mich vor dir auf die Knie geworfen und dich angefleht. Alles hätte ich getan, wenn nötig.”
Im nächsten Moment lag sie in seinen Armen, klammerte sich an ihm fest, als wäre er ihr Erlöser. Und sie weinte. Die tapfere, harte Zoe löste sich in Tränen auf.
„Ich wollte es nicht tun!”, schluchzte sie. „Ich wollte, dass du mir sagst, ich solle es nicht tun. Die ganze Zeit habe ich gehofft, du würdest mich zurückhalten, aber du ... Ich dachte, du hältst das für selbstverständlich! Ich dachte, du erwartest das von mir. Und als du dann auch noch gesagt hast, dass das nichts mit dir zu tun hat ...”
Sie verzog das Gesicht und klammerte sich an ihn.
„Es tut mir leid”, murmelte er. „Oh Gott, Zoe, es tut mir so leid!
„Ich war dir gegenüber nicht ganz ehrlich, Jake.” Sie holte tief Luft und löste sich von ihm, um ihn anzuschauen und sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „Ich wollte Eindruck bei dir schinden. Du solltest glauben, ich wäre wie - ach, ich weiß nicht - James Bond oder so.”
Darüber musste er lachen.
„Und du hast mir geglaubt. Sogar dann noch, als ich versucht habe, dir klarzumachen, dass das alles nicht stimmt. Und dann wurde es noch schlimmer, weil ich ...” Sie hob das Kinn. „Weil ich mich in dich verliebt habe.”
Jake verging das Lachen.
„Deshalb bin ich umgekehrt. Ich wollte dir das sagen.” Schon wieder schimmerten Tränen in ihren Augen. „Ich habe noch nie Sex benutzt, um an Informationen heranzukommen. Oder für irgendeinen anderen Zweck. Noch nie. Ich habe noch nie mit jemandem geschlafen, den ich nicht wenigstens ein ganz kleines bisschen geliebt habe. Aber mit dir ... Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich dachte, es wäre ungefährlich, mich ein bisschen in dich zu vergucken, weil ich ja wusste, dass du mich nicht lieben kannst. Und dann wurde es ein bisschen mehr. Und dann deutlich mehr als ein bisschen und ... Es ist so schön. Es ist wunderschön, weil ich nie geglaubt habe, so viel für jemanden empfinden zu können. Aber jetzt weiß ich, wie das ist, und es ist wundervoll. Und tragisch, denn jetzt weiß ich auch, was du verloren hast, als Daisy starb. Und es tut mir so leid für dich. So leid.” Und wieder liefen die Tränen.
Jake hielt sie in seinen Armen. Er war verwirrt, durcheinander, hatte einen dicken Kloß im Hals. Zoe weinte seinetwegen. Sie weinte um das, was er verloren hatte. Sie war zweifellos einer der bemerkenswertesten Menschen, denen er je begegnet war.
„Ich weiß, dass du sie immer noch liebst”, sagte sie leise, ihr nasses Gesicht an seinen Hals gepresst. „Ich erwarte nicht, dass du aufhörst, sie zu lieben. Ich weiß, dass ich sie nicht ersetzen kann. Aber vielleicht, wenn es dir nichts ausmacht, können wir uns weiterhin treffen. Wenigstens eine Zeit lang? Wenn diese Operation beendet ist?”
Jake versuchte den Kloß in seinem Hals loszuwerden, vergebens. „Eine Zeit lang”, wiederholte er. „Wie lange wäre das?”
Er konnte ihren Atem warm auf seiner Haut fühlen. Konnte spüren, wie sie überlegte, was sie antworten sollte.
„Ehrlich”, mahnte er. „Ich will eine ehrliche Antwort, Baby. Wie lange - ehrlich - soll eine Zeit lang dauern?”
„Ich schätze”, begann sie vorsichtig, „ich hoffe auf irgendwas zwischen, sagen wir, dreißig Jahren und für immer. Mit starker Tendenz zu für immer.”
Für immer. Jake schloss die Augen und drückte sie noch fester an sich. „Oh Zoe”, seufzte er, „dein für immer ist aber sehr viel länger als meines. Mein Leben ist schon zur Hälfte rum. Deines fängt gerade erst an und ...”
Sie legte ihm die Hand auf den Mund. „Schon gut”, sagte sie. „Du hast mich um Aufrichtigkeit gebeten, und ich habe ehrlich geantwortet. Ich weiß, dass du nicht bereit für so etwas bist. Und ich weiß, dass jetzt nicht der richtige Augenblick für eine Neuauflage der Debatte ist, ob du nun zu alt für mich bist oder nicht. Im Moment haben wir ein dringlicheres Problem.”
„Vincent erwartet dich”, stimmte Jake ihr zu. „Du bist schon fünf Minuten zu spät dran.”
„Was machen wir jetzt?”
„Ich habe dem Team heute Nachmittag ein Zeichen gegeben”, erzählte Jake. „Sie sind bereit, warten nur auf meinen Befehl.”
„Ich bin immer noch der Meinung, dass Vincent nicht wirklich weiß, was er da
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