Brockmann Suzanne
genug dafür.
Aber Jake war es nicht, verdammt noch mal! Er war nicht stark genug. Und obwohl Liebe offenbar nicht zu Zoes Wortschatz gehörte, blieb der Umstand, dass er sie liebte. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, ob er wollte oder nicht: Er liebte sie.
Obwohl er ihr das Gegenteil weiszumachen versucht hatte, und trotz ihrer gelassenen Gleichgültigkeit würde er ihr nicht erlauben, das zu tun.
Er war der Teamleiter, verflixt noch mal. Er hatte das Recht, ihr vorzuschreiben, was sie tun durfte und was nicht.
Und das durfte sie nicht tun.
Jake stürzte aus seinem Zimmer und rannte den Korridor hinunter.
Lieber Gott, bitte, mach, dass ich sie noch einhole ...
Zoe stand auf.
Himmel noch mal, wie sie es hasste, hochhackige Schuhe tragen zu müssen. Natürlich hatte sie gelernt, darin zu laufen, auch schnell zu laufen - damit sie das konnte, wenn sie musste. Aber trotz endloser Stunden der Übung fühlte sie sich darin nie so sicher wie in flachen Halbschuhen.
Sie strich ihren Rock glatt und atmete tief durch. Ihr Entschluss war gefasst, jeder Zweifel überwunden. Jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte.
Entschlossen und vorsichtig machte sie sich in ihren Stöckelschuhen auf den Weg. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Das würde nicht leicht werden. Genau genommen würde es sehr wahrscheinlich so schwer werden wie noch nie etwas zuvor in ihrem Leben.
Dick Edgers hielt ihn im Treppenhaus auf.
„Hey, Jake! Ich habe gehört, du bist am Freitag bei der internen Besprechung dabei. Gratuliere!”
„Tut mir leid, Dick, ich habe jetzt keine Zeit, mich mit dir zu unterhalten.” Aber als Jake nach rechts auswich, machte Dick einen Schritt nach links und schnitt ihm den Weg ab. Und als Jake daraufhin nach links trat, bewegte Dick sich nach rechts.
„Hoppla”, lachte Dick. „Tut mir leid!” Jake hätte ihn beinahe gepackt und aus dem Weg gestoßen. Er verfluchte die Verzögerung, verfluchte den Umstand, dass er so lange überlegt hatte, bevor er Zoe nacheilte. Er verfluchte die Situation, in die er sie gebracht hatte, und die Tatsache, dass er der Charade nicht schon früher ein Ende gemacht hatte.
Als ihm keine Flüche mehr einfielen, begann er zu beten. Lieber Gott, lass mich sie einholen! Bitte, lieber Gott...
Er nahm drei Stufen auf einmal und riss in vollem Lauf die Tür auf, die zu Vincents Wohnquartier führte.
Und stieß beinahe mit Zoe zusammen.
Er fing sie auf, hielt sie fest, während ihn Erleichterung durchströmte. Er war also nicht zu spät gekommen. Gott sei Dank. Gott sei Dank!
„Was machst du hier?”, fragte sie ihn und löste sich aus seinen Armen, um ihn anzuschauen.
„Du gehst in die falsche Richtung”, sagte er. Vincents Räume lagen rechter Hand, ganz am Ende des Ganges, aber sie ging in Richtung Treppenhaus. Dann sah er, dass Tränen in ihren Augen schwammen und dass sie zitterte. Dennoch reckte sie das Kinn, als ihre Blicke sich trafen. „Ich ziehe die Grenze hier”, sagte sie.
Er begriff auf der Stelle, was sie meinte. Er hatte ihr damals im Wohnwagen das Versprechen abgenommen, von einem Auftrag zurückzutreten, wenn ihr irgendetwas zu weit ging - aus welchen Gründen auch immer.
Und jetzt sagte sie ihm, dass sie diese Farce nicht durchziehen wollte. Sie sagte es ihm.
Er küsste sie. Wild. Mitten auf dem Gang. Jetzt war es ihm egal, wer sie sehen konnte oder nicht. Das interessierte ihn im Augenblick einfach nicht. Sie küsste ihn genauso wild wieder, klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Aber ein Kuss reichte einfach nicht. Er hatte ihr mehr zu sagen.
Jake zog sie mit sich zurück ins Treppenhaus und die Stiegen hinunter. Auf der nächsten Etage gab es eine Herrentoilette.
Wenn sie wollte, konnte sie sich in den Stöckelschuhen verflixt schnell bewegen, und er führte sie rasch den nächsten Gang entlang. Immer noch ihre Hand haltend, schob er die Toilettentür auf, zog Zoe hinein und verriegelte die Tür hinter ihnen.
Dann erst ließ er sie los und drehte sämtliche Wasserhähne auf. Er wusste, wenn das Geplätscher aus drei Wasserhähnen den Raum erfüllte, konnten sie zwar gesehen, aber nicht gehört werden. Zoe wusste das auch.
Sie stand da, die Arme um den Oberkörper geschlungen, als wäre ihr kalt.
„Du bist mir nachgegangen”, sagte sie.
„Ja”, gab er zu. „Ich konnte nicht zulassen, dass du das tust. Es war verrückt von mir, auch nur so zu tun, als wäre ein wahnsinniger Akt wie dieser gerechtfertigt. Er ist es nicht.” Er
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