Brockmann Suzanne
verlangte.
Er mochte Nell viel zu sehr, als dass er sie dafür benutzen konnte. Und bei allem, was er über sie wusste, würde er sie benutzen.
Crash zwang sich dazu, innerlich einen Schritt zurückzutreten und Abstand zu seinen Gefühlen zu gewinnen. Er würde seine flammende Begierde für Nell einfach ebenso verdrängen wie all den Ärger und Schmerz über Daisys bevorstehenden Tod. Er musste sich einfach von all seinen Empfindungen lösen, sich vollkommen frei machen.
Nell rührte sich endlich. Sie streckte ihm ihre Hand über den Schreibtisch entgegen. „Ich nehme Ihren Vorschlag an“, sagte sie. „Ich möchte jedoch klarstellen, dass ich normalerweise nicht so nah am Wasser gebaut habe.“
Er nahm ihre Hand. Sie war viel kleiner als seine. Ihre Finger waren schlank und kühl, aber ihr Händedruck war kräftig. Das Gefühl ihrer Hand in seiner, in Verbindung mit dem unsicheren Lächeln, das sie ihm zuwarf, ließ ihn beinahe alle guten Vorsätze vergessen.
Es fehlte nicht viel und er hätte sie gefragt, ob sie nicht zusammen mit ihm in dieser Nacht etwas von der Anspannung loswerden wollte, die sie beide empfanden. Daisy hatte sie absichtlich in nebeneinanderliegenden Zimmern untergebracht. Es wäre ein Leichtes, unbemerkt zu ihr zu schlüpfen und …
Nell sah ihn mit großen Augen an, so als könne sie erraten, was er dachte. Doch dann bemerkte er, dass er immer noch ihre Hand hielt und ließ sie schnell los.
Mach dich frei!
Er räusperte sich. Diese Unterhaltung hatte doch mal mit Tannen, Swing-Bands und Weihnachtssternen begonnen. „Jake und Daisy wollen also eine Weihnachtsparty schmeißen?“
Nell hob eine Augenbraue. „Glauben Sie denn wirklich, die beiden würden etwas so Vorhersehbares tun – oder überhaupt etwas, das so einfach zu organisieren ist? Nein, das hier wird keine gewöhnliche Weihnachtsparty. Ich war vorhin im Atelier bei Daisy“, berichtete sie. „Da kam Jake rein und wollte wissen, was sie heute Abend unternehmen wollte. Er schlug vor, dass sie ins Kino gehen könnten oder so. Aber Daisy antwortete, dass es ihr nicht fair erschien, dass sie in letzter Zeit nur die Dinge taten, zu denen sie Lust hatte. Sie sagte, heute Abend würden sie etwas tun, was er wollte. Und so begann eine Diskussion über Daisys Liste – Sie wissen schon, die Liste von Dingen, die Daisy noch tun will, bevor …“
Crash nickte. Er wusste, wie der Satz endete.
„Und Daisy sagte, sie fände es nur fair, wenn Jake auch so eine Liste aufsetzen würde. Aber Jake erwiderte, dass er keine Liste bräuchte, weil darauf nur ein Wunsch stehen würde – der, dass sie wieder gesund wird und sie noch weitere zwanzig Jahre zusammen leben können. Und wenn er das nun mal nicht haben könnte, wäre sein einziger anderer Wunsch, dass sie ihn heiratet.“
Crash spürte einen Kloß in seinem Hals. Nach all dieser Zeit wünschte Jake sich immer noch, dass Daisy seine Frau wurde.
„Und da hat sie Ja gesagt“, ergänzte Nell leise.
Er versuchte, den Kloß loszuwerden, doch der blieb, wo er war. „Einfach so?“
Nell nickte. „Ja. Sie hat endlich nachgegeben.“
Armer Jake! Er wünschte sich die Ewigkeit mit dieser Frau, und alles, was er bekam, war eine billige Illusion.
Crash fühlte, wie Hilflosigkeit und Ärger in ihm aufstiegen. Seine Gefühle drohten ihn zu übermannen. Das war einfach nicht fair! Er musste wegsehen, durfte keinen Moment länger in Nells blaue Augen sehen, oder er würde in Tränen ausbrechen.
Und wenn er erst einmal angefangen hatte, würde er garantiert nicht mehr aufhören können.
„Vielleicht“, fuhr Nell nachdenklich fort, „vielleicht hilft Jake ja irgendwann die Gewissheit, dass sie ihn genug geliebt hat, um seine Frau zu werden. Vielleicht wird ihm das irgendwann über den Verlust hinweghelfen.“
Crash schüttelte den Kopf. Er konnte sich immer noch nicht dazu bringen, sie anzublicken. Er stand auf und war sicher, dass sie ihn schon verstehen würde, wenn er einfach den Raum verließ. Aber sie hatte ihn um seine Hilfe gebeten. Also setzte er sich wieder und zwang sich, seine Gefühle erneut zu unterdrücken. Er atmete tief ein und aus. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme vollkommen ruhig. „Das heißt also, wir planen eine Hochzeit?“
„Genau. Daisy hat Ja gesagt und sich dann zu mir umgedreht, um mich zu fragen, ob ich mich um die Einzelheiten kümmern könnte – in drei Wochen. Und natürlich habe ich auch Ja gesagt.“ Sie lachte, aber es klang doch
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