Brockmann Suzanne
Assistentin tut, was immer nötig ist, um ihrem Arbeitgeber den Rücken freizuhalten“, erwiderte Nell. „Wenn das Geschirr gespült werden muss, dann spüle ich eben das Geschirr. Oder ich mache das Aquarium sauber oder …“
„Die meisten Leute hätten wahrscheinlich schon vor Wochen gekündigt. Stattdessen sind Sie hier eingezogen.“
„Na ja, der Gedanke, dass Daisy in ein Hospiz gehen müsste, war mir unerträglich.“ Nell strich ihr Haar aus ihrem Gesicht und griff nach einem Taschentuch. Sie putzte sich energisch die Nase. „Und der Gedanke, jemand Fremdes für ihre Pflege einzustellen, war Daisy zuwider. Gleichzeitig wollte sie aber diese ganze Verantwortung auch nicht auf Jake abwälzen. Also …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Also habe ich mich zur Verfügung gestellt. Aber ich habe natürlich keine medizinische Ausbildung. Wenn es so weit ist, werden sie trotzdem noch eine Krankenschwester einstellen müssen. Aber wenigstens kann ich auf diese Weise so lange wie möglich für sie sorgen.“ Sie warf das zusammengeknüllte Taschentuch quer durch den Raum und versenkte es zielsicher im Papierkorb. „Es ist wirklich keine große Sache.“ Sie atmete tief durch und tat so, als sehe sie auf den Bildschirm des Computers.
„Das ist es doch und Sie wissen es.“
Sie sah auf und blickte ihm herausfordernd direkt in die Augen. „Wollen Sie mir jetzt helfen, Hawken, oder nicht?“
Crash musste lächeln. Er mochte ihre direkte Art. Verdammt, er mochte sie. Und er würde ihr definitiv helfen, was auch immer sie da gerade tat. Aber zuerst musste er noch etwas klarstellen.
„Ich weiß, dass Sie nur versuchen, so positiv mit dem Ganzen umzugehen, wie Daisy selbst es tut“, sagte er leise. „Aber das ist manchmal ziemlich schwer. Ich will nicht, dass sie sich auch noch darüber Sorgen machen müssen, was ich denken könnte, wenn Sie weinen müssen. Das ist nun wirklich das Letzte, um das Sie sich einen Kopf machen sollten. Wir leben hier mit jeder Menge emotionaler Belastungen. Die ganze Situation ist alles andere als normal. Da können wir wohl kaum voneinander erwarten, dass wir uns normal verhalten. Also lassen Sie uns einen Pakt schließen, ja? Sie dürfen weinen, wann immer Ihnen danach ist. Aber Sie dürfen es mir nicht übel nehmen, wenn ich dann den Raum verlasse. Denn Sie müssen verstehen, dass alles … was Sie empfinden … auch ich kämpfe dagegen an.“
Nell saß regungslos da und blickte ihn an. Ihre Augen waren vom Weinen ganz rot. Sie trug kein Make-up, und offenbar hatte sie in den vergangenen Nächten nicht mehr geschlafen als er selbst. Und das war nicht viel.
Vielleicht würden sie beide besser schlafen, wenn sie ein Bett teilten.
Crash verscheuchte diesen Gedanken rasch wieder. Er wusste, dass etwas Wahres daran war. Aber genauso sicher wusste er, dass das Allerletzte, was Nell in diesem Moment brauchte, eine intime Beziehung mit ihm war.
Sie war genau jene Art von Frau, die er wie die Pest mied, wenn er wieder einmal in einer Bar auf die Jagd ging. Das hatte er sofort erkannt – gleich als sie sich das erste Mal getroffen hatten. Sie war einfach zu liebreizend, zu klug, zu sehr lebensbejahend. Sie steckte voller Hoffnung und Versprechen.
Sie war jene Art von Frau, die große, stille Tränen weinen würde, wenn er seine Taschen packen würde. Die ihn anflehen würde, zu ihr zurückzukommen.
Nein, schon unter anderen, normalen Umständen würde er sich so weit wie möglich von Nell entfernt halten. Und jetzt war sie auch noch ein emotionales Wrack. Er wusste – zwar nicht aus Erfahrung, aber doch mit ziemlicher Sicherheit –, dass es nicht viel bedurfte, damit sie sich einbildete, sie sei in ihn verliebt. Er wusste es vor allem deshalb so sicher, weil er selbst eine ähnliche Achterbahn der Gefühle durchmachte wie sie.
Aber wie er schon zu Daisy gesagt hatte: Verliebt sein war nichts für ihn. Er kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass der Rausch der Gefühle, in dem er sich gerade befand, trügerisch war. Seine Empfindungen für Nell waren nicht real, konnten gar nicht real sein. Und egal, wie sehr er es wollte – er durfte sich auf keinen Fall von dieser unbändigen körperlichen Anziehungskraft, die zwischen ihnen bestand, verführen lassen. Seiner Begierde nachzugeben, wäre das Schlimmste, was er dieser Frau antun konnte – egal wie sehr er sich danach sehnte, von jemandem festgehalten zu werden. Und egal wie sehr er nach sexueller Zerstreuung
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