Brockmann Suzanne
still zu sitzen, bestimmt als Zugeständnis gewertet. „Die Wahrheit ist, dass ich es nie lange bei einer Frau aushalte. Ich könnte ja noch nicht einmal bleiben, wenn ich wollte – aber ich will auch gar nicht. Du weißt doch ganz genau, dass ich nie länger als ein paar Wochen in der Stadt bin. Und da ich mir dieser Tatsache bewusst bin, habe ich beschlossen, niemals jemandem falsche Hoffnungen zu machen, indem ich sie mit hierherbringe.“
„Das klingt aber alles sehr trostlos. Was tust du denn dann?“, fragte Daisy. „Hast du etwa nur One-Night-Stands? Dir ist doch klar, dass das heutzutage gefährlich ist?“
Crash sah aus dem Fenster. Der Himmel war grau und verhangen. Der Dezember in Virginia war wie immer, nass, kalt und trostlos.
„Was ich tue, ist Folgendes“, setzte er an, ihr zu erklären. „Ich gehe in eine Bar und sehe mich um. Wenn jemand meine Blicke erwidert und ich so etwas wie einen Funken verspüre, gehe ich rüber zu ihr. Ich frage, ob ich ihr einen Drink spendieren kann. Wenn sie einwilligt, frage ich sie, ob sie Lust auf einen Strandspaziergang hat. Wenn wir dann den Trubel der Bar hinter uns gelassen haben, frage ich sie nach ihrem Leben, nach ihrem Beruf, ihrer Familie, ihrem letzten Freund, egal nach was – und ich höre sehr aufmerksam zu. Nicht viele Leute hören aufmerksam zu, und ich weiß, dass man damit bei Frauen landen kann. Meistens habe ich sie bereits nach einer Viertelmeile so weit, dass sie mit mir schlafen würden.“
Daisy sagte nichts, sondern sah ihn einfach an. Ihr Blick war traurig, so als ob das, was er zu ihr sagte, nicht das war, was sie zu hören gehofft hatte. Und trotzdem lag in ihren Augen kein Urteil.
„Stattdessen bringe ich sie nach Hause und küsse sie“, fuhr Crash fort, „und frage sie, ob ich sie am nächsten Tag zum Abendessen in ein schönes Restaurant ausführen darf. Sie sagen immer Ja. Also gehen wir am nächsten Tag zusammen aus und, ich behandle sie wie eine Prinzessin. Und beim Dessert sage ich ihr, dass ich mit ihr schlafen möchte, aber dass ich nicht auf eine Beziehung aus bin. Ich sage es genauso, wie es ist. Dass ich ein SEAL bin. Und dass ich jederzeit abkommandiert werden kann. Ich sage ganz ehrlich, dass ich gar kein Interesse an etwas Festem habe. Dass ich vielleicht eine Woche oder auch zwei mit ihr verbringen möchte. Die meisten wissen meine Ehrlichkeit so zu schätzen, dass sie mich mit zu sich nach Hause nehmen. Während der nächsten Woche oder so lange, bis ich den Einsatz habe, kochen sie dann für mich und kümmern sich um meine Wäsche. Und nachts halten sie mich warm und machen mich sehr, sehr glücklich. Und wenn ich schließlich gehe, gibt es kein Theater, weil sie ja von Anfang an wussten, dass es so kommen würde. Und dann gehe ich – ohne Schuldgefühle, ohne Bedauern.“
„Hast du den überhaupt nichts von mir gelernt? In all der Zeit, die wir miteinander verbracht haben?“
Crash sah sie direkt an. Daisys Augen waren immer noch sehr traurig. „Ich habe gelernt, ehrlich zu sein“, verteidigte er sich. „Das hast du mir beigebracht.“
„Aber was du tust, erscheint mir irgendwie … kalt und berechnend.“
Er nickte. „Natürlich ist es berechnend. Wie könnte ich das abstreiten? Aber wenigstens gehe ich offen und ehrlich damit um – mir selbst und den betroffenen Frauen gegenüber.“
„Hast du denn nie eine Frau getroffen, für die du gebrannt hast? Eine Frau, vor der du niederknien und der du dich hingeben wolltest? Für die du leben wolltest und sterben würdest?“
Crash schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er. „Danach suche ich auch gar nicht. Ich glaube, so etwas begegnet mir ohnehin nicht. Die meisten Leute gehen durchs Leben, ohne so eine Erfahrung zu machen.“
„Ich finde das so traurig.“ In Daisys Augen standen Tränen, als sie ihn anblickte. „Und verrückt. Ich bin diejenige, die hier stirbt, aber im Augenblick habe ich das Gefühl, um einiges glücklicher zu sein als du.“
Nell rannte, als ginge es um ihr Leben. Als sie um die Ecke am Fuße der Treppe bog, stieß sie mit voller Wucht mit Crash zusammen.
Irgendwie gelang es ihm, sie aufzufangen und so zu verhindern, dass sie ineinander verknotet auf dem Boden landeten.
„Entschuldigung.“ Nell spürte, wie sie rot wurde, während er sich davon überzeugte, dass sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er und ließ sie schließlich los. „Geht es Daisy …?“
„Daisy
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