Broken (German Edition)

wissen wir über die Schusswaffe?», wollte Rauser wissen.
    «Eine Neun-Millimeter, Lieutenant.»
    Rauser rieb die Hände aneinander, als würde er an einem Lagerfeuer stehen. «Na, wer sagt’s denn. Die sollen den Projektilspurenbericht an unsere KTU schicken, und zwar dalli.» Er griff zum Telefon und wählte eine interne Nummer. «Lang, die Kollegen in Stone Mountain schicken uns einen Ballistikbericht. Lassen Sie die Spuren mit der Kugel vergleichen, die ihr in dem Honda gefunden habt, in dem Kelly erschossen wurde. Dalli, okay?» Rauser legte auf. «So was dauert nicht lange», sagte er. «Ist schließlich keine DNA. Wir werden nicht alt und grau sein, bis das Ergebnis kommt.»
    Ich ging wieder zu meinem Schreibtisch und dem Karton mit den Dingen aus Donald Kellys Wohnung. Ich nahm das Manuskript. Es ging um Baseball und eine tolle Frau, hatte Rauser gesagt. Baseball war doch Troy Delgados Sportart gewesen. Oder eine davon. Seine Eltern hatten bei ihrer herzzerreißenden Vernehmung gesagt, dass ihr Sohn in den meisten Sportarten ein Ass war. Ich las ein paar Seiten, bevor Rauser den Kopf hereinsteckte.
    «Kommst du mal eben, Street? Die Projektilspuren sind größtenteils deckungsgleich. Höchstwahrscheinlich stammen die Kugeln, die Donald Kelly und die Unbekannte aus dem Pavillon getötet haben, aus ein und derselben Waffe.» Wir wandten uns an seine Detectives. «Williams, informieren Sie die Kollegen in Stone Mountain. Und sagen Sie ihnen, wir kommen. Wenn sie Probleme damit haben, sagen Sie, wir halten sie über alles auf dem Laufenden, was mit ihrem Fall zu tun haben könnte. Keye, hast du irgendwelche Ideen?»
    «Wir haben jetzt drei Ablageorte», sagte ich. Ich war sicher, dass jeder in diesem Raum bereits darüber nachgedacht hatte. In Fachkreisen wurde noch immer viel darüber debattiert, wann von Serienmorden gesprochen werden konnte, aber das wesentliche, allgemein anerkannte Kriterium war: drei Opfer mit einer Ruhephase zwischen den Morden. Keiner bei der Polizei wünscht sich diese magische Zahl drei. Weil die Presse dann ausflippt. «Und in jedem der drei Fälle sollte die Leiche gefunden werden. Die Ablage wurde inszeniert. Der Täter musste eine Leiche in einen Pavillon mitten in einem Ort befördern, eine weitere aus einem Auto und in ein Haus in Inman Park. Und Troy Delgados Leiche wurde nur wenige Schritte von der Straße entfernt gefunden. Der Täter muss also einigermaßen vertraut mit den jeweiligen Gegenden sein, muss wissen, was für Gewohnheiten die Anwohner haben, wann und wo die örtliche Polizei Streife fährt. Täter jagen da, wo sie sich auskennen. Wieso kennt er sich so gut in beiden Gegenden aus? Ich glaube, er ist von Stone Mountain nach Atlanta gezogen, nachdem er die Unbekannte aus dem Pavillon getötet hat. Oder er hat beruflich häufig in beiden Gegenden zu tun.»
    «Wenn er umgezogen ist», sagte Balaki und fing an, auf seiner Tastatur zu tippen, «können wir in den Datenbanken vom Straßenverkehrsamt und vom Wahlamt nachschauen und bei Immobilienmaklern nachfragen.»
    «Was haben beide Gegenden gemeinsam?», fragte ich.
    «Restaurants zum Beispiel», antwortete Williams. «Und wir haben schon einen Zeugen, der unseren Täter für einen Kellner gehalten hat. In Stone Mountain Village gibt’s diese kleine Promenade, wo ein Restaurant neben dem anderen liegt.»
    «Gut», sagte Rauser. «Gehen Sie der Sache nach.»
    «Interessant ist, dass er bei den Opfern Party-Utensilien zurücklässt. Das könnte auf eine Zwangsstörung hindeuten, die was mit Partys zu tun hat oder mit Geburtstagen. Kelly starb an seinem Geburtstag. Könnte aber auch ein Verhalten sein, das er mit der Zeit entwickelt hat», sagte ich.
    «Wollen Sie damit sagen, dass er schon Leute umgebracht hat, bevor er angefangen hat, seine Opfer zu dekorieren?» Bevins runzelte die Stirn. «Ich meine, Party-Schnickschnack bei der Leiche gelassen hat.»
    «Ich will damit sagen, dass es möglich ist.»
    «Obdachlose und Nutten.» Balaki schüttelte den Kopf. «Damit fängt es normalerweise an. Leichte Ziele.»
    Ich nickte. «Und wenn Prostituierte verschwinden, wird das nicht so schnell der Polizei gemeldet, falls es überhaupt gemeldet wird. Weniger enge Beziehungen. Täter bauen auf so was.»
    «Wäre schön zu wissen, was das für Flüssigkeiten sind», sagte Williams. «Ich war in der Leichenhalle. Der Junge war voll von dem Zeug. Ohne DNA zu arbeiten, ist ja fast wie im Mittelalter.»
    «Jetzt mal alle gut