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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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hatte und im Honda des Fahrers gelandet war. Eine zweiundzwanzigjährige Prostituierte und ein Mann, der seinen Geburtstag nicht hatte feiern wollen. Wieso hatte der Mörder sie ausgesucht? Ich glaubte nicht an eine zufällige Auswahl.
    Anhand des Schusskanals konnte der Gerichtsmediziner folgern, dass der Mörder hinter Fatu Doe gestanden hatte. Die Eintrittswunde war relativ klein, zwischen Schläfe und rechtem Ohr. Die Mündung war gegen Haut und Knochen gedrückt worden, was einen sauberen Einschuss ermöglichte. Doch beim Eindringen des Projektils explodierten all die Gase im Innern des Schädels und rissen in einer Millisekunde einen Pfad der Zerstörung durch ihr Gehirn. Bei der Untersuchung auf Vergewaltigung war kein Ejakulat gefunden worden. An der Innenwand des Uterus wurde Blut festgestellt, das nicht menstruationsbedingt war, und in der Vagina befand sich eine größere Risswunde. Gerichtsmediziner vermeiden juristische Begriffe wie Vergewaltigung , doch es stand praktisch außer Zweifel, dass Fatu Doe vor ihrem Tod Opfer sexueller Gewalt geworden war. Sie hatte Prellungen und Schürfwunden an den Armen und im Gesicht. Dunkel verfärbte Wunden. Sie lebte noch, als sie vergewaltigt und geschlagen wurde. Ihre Eltern hatten den Detectives erzählt, dass Fatu wegen ihrer Meth-Abhängigkeit in einer Entzugsklinik gewesen war und danach keine Drogen mehr genommen hatte und auch nicht mehr anschaffen gegangen war. Die toxikologische Untersuchung hatte THC in ihrem Blut festgestellt. Marihuana hält sich lange im Körper. Es kann durchaus noch bei jemandem nachgewiesen werden, der seit ein paar Wochen drogenfrei ist. Does Eltern hatten den Ermittlern erzählt, dass ihre Tochter eine lockere Beziehung zu einem Mann gehabt hatte, den sie nie kennengelernt hatten; ihre Tochter hatte ihn stets nur «Mister» und manchmal «Mister R.» genannt. Doch die Polizei von Stone Mountain hatte keinen Verdächtigen gefunden. Die Initiale war eine Spur ins Leere gewesen.
    Rauser warf mir einen Blick zu, als wir die Gleise überquerten. Er bog nach links auf die Church Street in Clarkston, einer Multikulti-Gemeinde aus Immigranten und Flüchtlingen. Hier ist der Hauptsitz der Fugees Family, einer Organisation für minderjährige Kriegsflüchtlinge, die schätzungsweise die Hälfte der hiesigen Bevölkerung ausmachen.
    Wir fuhren ein paar Blocks und bogen dann rechts ab in eine mit Schlaglöchern übersäte Seitenstraße, die einen Halbkreis beschrieb. Vor den Häusern zu beiden Seiten standen auffällig viele Zu-verkaufen -Schilder in ungepflegten Gärten. Die Hälfte der Häuser stand leer. Schlaksige, dunkelhäutige Jungs spielten auf einem freien Grundstück Fußball. Sie hörten auf und starrten uns an, als wir vorbeifuhren. Rausers Crown Vic war ein Zivilfahrzeug, aber dennoch unübersehbar ein Cop-Auto.
    Wir parkten vor einem mintgrünen Haus. Fehlende Dachschindeln gaben stellenweise den Blick auf schwarze Teerpappe frei. Vermutlich eine Erinnerung an einen der heftigen Stürme in diesem Jahr. Eine Hochdruckreinigung und ein neuer Anstrich waren seit zehn Jahren überfällig, aber irgendjemand liebte das Haus offensichtlich. Die Blumenkästen quollen über vor Petunien, die ihre samtigen Köpfe der heißen Mittagssonne entgegenstreckten. Farne hingen an Haken im Schatten der Veranda, und Kübel mit roten Geranien standen zu beiden Seiten der Holzstufen, die zur Fliegentür führten. Eine Weiß-Eiche überragte den Vorgarten und beschattete eine Seite des Hauses. Die Fenster waren geöffnet. Jeder versucht, die Klimaanlage möglichst lange aus zu lassen, um Geld zu sparen. Aber Ende Juli ist die Hitze dann so drückend und schwül, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als die Fenster zu schließen und die Haushaltskasse bis Ende September um ein paar hundert Dollar zusätzlich pro Monat zu erleichtern.
    Ehe Rauser auch nur die Hand heben konnte, um anzuklopfen, tauchte eine hochgewachsene Frau hinter der Fliegentür auf. Sie trug einen langen Rock in verwaschenem Orangegelb und eine weiße Leinenbluse, hatte Apfelbäckchen, eine tiefbraune Haut und ebensolche Augen. Ihr Haar war raspelkurz. Sie sah Rauser an, dann mich, sagte aber nichts. «Guten Tag, Ma’am», sagte Rauser. «Ich bin Lieutenant Aaron Rauser vom Atlanta Police Department, und das ist Keye Street. Sind Sie Mrs. Doe?»
    Ihre Augenbrauen zogen sich fast unmerklich zusammen. «Ich bin Tomah Doe. Geht es um Fatu?», fragte sie mit einem liberianischen

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