Broken (German Edition)
Akzent, der rhythmisch und schön klingt, aber nicht immer leicht zu verstehen ist.
«Dürfen wir reinkommen und mit Ihnen reden?» Die langen Jahre als Cop hatten Rauser darauf programmiert, Fragen mit Fragen zu beantworten. «Ich hab versucht, Sie anzurufen, aber Sie waren nicht da.» Er zückte seinen Ausweis und hielt ihn vor den Fliegendraht.
Sie schaute gar nicht hin, trat aber heraus und ließ die Tür hinter sich zuknallen. «Wir waren draußen. Mein Mann ist hinten.» Wir folgten ihr die Holzstufen hinab und ums Haus herum. Eine Wäscheleine war von einer Ecke des Hauses zu einer kleinen, frei stehenden Garage gespannt. Etliche Vogelhäuschen aus Holz hingen an der Leine, selbst gezimmert und hübsch bemalt. Dolo Doe stand über einen Sägebock gebeugt mitten in der zu einer Werkstatt umfunktionierten Garage. Er arbeitete mit einem kleinen Meißel. Seine Hände wirkten zu groß für so eine feine Arbeit. Der Boden war mit Holzspänen übersät, die saftig und frisch rochen. Er hob den Kopf, blickte Rauser und mich an, legte den Meißel auf die dicke Sperrholzarbeitsplatte.
«Tomah?», fragte er bloß, ohne die Augen von uns abzuwenden. Er war groß, größer als Rauser, der eins achtundachtzig war.
«Polizei», sagte sie zu ihm. «Wegen Fatu.»
Er wischte sich die Hände an seiner dunkelblauen Jeans ab. Schweiß glänzte in seinem Gesicht. «Gehen wir rein, hier ist es zu heiß.» Er bedeutete uns, ihm die Zementstufen hinauf in den hinteren Teil des Hauses zu folgen. Die Gerätschaften in der kleinen Küche sahen alt aus, waren aber makellos sauber. Ebenso Fußboden und Spüle. Es roch nach Bananenbrot, das auch meine Mutter backt, und als ich das erwähnte, hoben sich Tomahs Wangen zu einem höflichen, aber verhaltenen Lächeln.
Wir setzten uns an einen quadratischen Tisch mit vier Stühlen. Dolo wusch sich die Hände in der Spüle und trocknete sie mit einem blauen Handtuch ab. Unwillkürlich musste ich an Fatu Doe auf dem Edelstahltisch denken. Ich konnte in ihrer Mutter die fast gänzlich unter Prellungen verschwundenen Gesichtszüge der jungen Frau erkennen.
Dolos Arme waren lang und muskulös – Arme, die körperliche Arbeit gewohnt waren. Er setzte sich zu uns und wartete schweigend, während Tomah einen Krug aus dem Kühlschrank nahm und Trinkgläser füllte. Dann hob sie ein Tuch von einem Laib Brot, schnitt vier dicke Scheiben ab und legte sie auf weiße Teller. Sie stellte sie mit Stoffservietten vor uns hin.
«Bananenreisbrot und Saft», erklärte Dolo und trank einen kräftigen Schluck. Ein Schweißtropfen rann ihm an der Schläfe hinunter. Seine Stirn und Nase waren breit, und über den Augen hatte er deutlich vorstehende Wülste.
Der Saft war dickflüssig und eiskalt – Ananas, Mango, Orange. Das Brot war feucht und fest, mit pürierten Bananen und Nüssen. Wir brachen es mit den Fingern. Rauser äußerte sich lobend über beides. Wir übten uns in Geduld.
«Haben Sie den Mörder gefasst?», fragte Dolo Doe schließlich. Tomah saß kerzengerade da, muskulöse Arme auf dem Tisch, Hände gefaltet.
«Wir glauben, wir sind nah dran», erwiderte Rauser. «Als Ihre Tochter getötet wurde, hatte sie eine Schleife aus Geschenkband um den Fußknöchel. Können Sie sich das erklären?»
Mr. Doe schüttelte den Kopf. «Das Leben unserer Tochter war uns in vielerlei Hinsicht ein Rätsel.»
«Haben Sie die Schleife schon mal an ihr gesehen?», fragte Rauser.
«Nein», antwortete Dolo.
Mrs. Doe saß rechts von mir. Eine Träne erschien in ihrem Augenwinkel, verharrte dort, ehe sie ihr einen Strich auf die Wange malte. Mrs. Doe machte keine Anstalten, sie abzuwischen. «Fatu war gerade erst aus dem Suchtzentrum gekommen. Sie war fest entschlossen, einen Neuanfang zu machen.» Ihr Kummer war beinahe greifbar. Manche Wunden heilen nie.
«Welche Einrichtung war das?», fragte ich.
«Peachtree-Ford. Fatu war in der Nachbetreuung. Sie ging jeden Morgen hin und nahm an zweistündigen Sitzungen teil.» Peachtree-Ford Hospital war eine der Einrichtungen, in denen Miki viel Zeit verbracht hatte. «Unsere Fatu ging gern dahin. So viele unterschiedliche Leute.» Sie lächelte schwach.
«Gegenüber der Polizei erwähnten Sie einen Mann, mit dem Ihre Tochter ein lockeres Verhältnis hatte. Können Sie uns irgendetwas über ihn erzählen?», fragte ich.
Mrs. Doe schüttelte den Kopf. «Wir haben den Mann nie zu Gesicht bekommen. Fatu hatte die Beziehung beendet, ehe sie wieder zu uns nach Hause
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