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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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zuhören», blaffte Rauser. Er war mit seiner Geduld am Ende. «Dieser ganze DNA-Scheiß ist eine tolle Sache vor Gericht. Aber aufgeklärt werden Fälle mit guter alter Polizeiarbeit. Vergesst das nicht. Der Staatsanwalt kriegt mit DNA eher einen Schuldspruch. Das ist nicht unser Problem. Unser Job ist es, uns wie Detectives zu benehmen und Verdächtige aufzuspüren.»
    «Ich tippe auf Urin», sagte Bevins leise. Wir alle sahen sie an. «Die Flüssigkeit, meine ich.»
    «Sollen wir wetten?», fragte Balaki. Cops sind von Natur aus Konkurrenztypen. Sie wetten gern gegeneinander, und zwar so gut wie auf alles. «Ich setze zehn Dollar auf Sperma.»
    «Ist die Unbekannte von Stone Mountain je identifiziert worden?», wollte Rauser wissen.
    Bevins blickte wieder auf ihren Monitor, tippte eine Weile, nickte dann. «Die Frau heißt Fatu Doe. Zweiundzwanzig Jahre alt. Sie war Prostituierte.»

[zur Inhaltsübersicht]
    25
    R auser drehte den plärrenden Polizeifunk leiser und drückte einen Nikotinkaugummi durch die Folienrückseite der Packung. «Das Zeug hat am Anfang beschissen geschmeckt. Aber jetzt heb ich richtig ab, wenn es so schön prickelig wird und den Stoff freigibt.» Er sah nach hinten und setzte mit seinem Crown Vic schwungvoll aus der Parklücke. Wir stoppten knapp fünf Zentimeter vor einem der riesigen Stützpfeiler. Sein Wagen war bereits ordentlich ramponiert. Rauser fuhr wie jemand, der es eilig hatte. Auf gerader Strecke fand ich das toll. Ich war schließlich mit Provinzjungs und ihren Angeberautos aufgewachsen. Mein Körper reagiert auf heiße Typen in schnellen Autos. Aber im Parkhaus der City Hall East war ich weniger begeistert davon. Ich schloss ganz fest die Augen.
    Er bog nach rechts auf die Ponce de Leon Avenue und musste gleich an der ersten Ampel halten. Die Fritteusen in den vielen mexikanischen Restaurants auf der Ponce produzierten am laufenden Band Tortillachips für die Scharen von hungrigen Mittagspäuslern, und fettiger Dunst vermischte sich mit Autoabgasen – Atlantas Sommerduft. Ich hatte den Ellbogen ins offene Fenster gelegt. Die Klimaanlage von Rausers Wagen streikte mal wieder. Ich konnte die Hitze, die vom Asphalt aufstieg, am Arm spüren. Die Sonne knallte auf uns nieder. Der Motorradladen zu unserer Linken wimmelte von Kaufinteressenten. Georgias heiße Sommer gaukeln uns vor, dass das eine gute Idee ist. Wir sehnen uns nach Wind im Haar. Zu dieser Jahreszeit sind scharenweise Motorräder auf den Highways unterwegs, Motorroller schwirren durch die Straßen der Stadt. Wir lassen unsere Benzinfresser stehen. Auf einmal sind wir ausgesprochen umweltbewusst. Ich weiß, wovon ich rede. Ich wurde mal von einer kleinen roten Vespa verführt. Und dann wirst du an Ampeln unter deinem Helm von der glühenden Sonne gebraten. Oder du fährst dir selbst über die Zehen. Oder der Winter kommt. Leute, die richtige Winter und viel Schnee kennen, finden es komisch, dass wir hier unten über den Winter jammern, aber ich kann Ihnen sagen, wenn einem der kalte Wind im Januar mit 35 Meilen die Stunde entgegenbläst, während man im Business-Kostüm auf ’nem kleinen Roller sitzt, frieren einem die verdammten Lippen an den Zähnen fest. Ich hab fünf Pfund allein durch Bibbern abgenommen. Und meine Bedenken gegen Amerikas Abhängigkeit von ausländischem Öl fanden ein jähes Ende.
    Die Ponce de Leon Avenue wuselt sich laut und trubelig durch Midtown Atlanta – Theater, Kunst, Shoppingmeilen, Spirituosenläden, Obdachlose, Männerbars –, kreuzt dann die North Highland Avenue und schlängelt sich durch das historische Viertel mit Südstaatenvillen und gepflegten Parks. Sie durchquert das Zentrum von Decatur mit seinen tollen Restaurants, passiert Haltestellen des Nahverkehrssystems MARTA und Bauernmärkte, bevor sie sich auf zwei Spuren verengt und an unkrautüberwucherten Bahngleisen, kleinen Holzhäusern und Mietshäusern aus Backstein entlangführt. Wir folgten ihr zehn Meilen bis ins Herz von Clarkston.
    Den ganzen Vormittag über war ich die Ermittlungsakten in den Fällen Troy Delgado, Donald Kelly und Fatu Doe durchgegangen und hatte Einzelheiten über die letzten Momente im Leben der Opfer erfahren. Mikroskopisch feine Rillen und andere markante Spuren auf der Neun-Millimeter-Kugel, die Fatu Does Schädelknochen durchschlagen hatte und in ihrem Gehirn stecken geblieben war, stimmten genau mit den Spuren auf dem Projektil überein, das sich durch die Niere des alten Mannes gebohrt

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