Broken Heart Vampires 01 - Vampire zum Frühstück
zuvor wahrgenommen hatte. Die Tür zur Umkleide stand offen. Hm. Vielleicht mussten die Spinde mal aufgeräumt werden. Vermutlich waren sie voll muffiger Socken und halb vergammelter Sandwiches. Bäh.
Ich drängelte mich in den Kreis der Ladies und sah Linda beim Geschenkeauspacken zu. Während sie ein Spitzendessous nach dem anderen aus den funkelnd verpackten Schachteln holte, schweiften meine Gedanken ab.
Fast alle menschlichen Einwohner von Broken Heart hatten ihre Sachen gepackt und waren weggezogen. Wir waren eine Geisterstadt ... und wenn auch nicht mit Geistern, so zumindest mit ein paar Untoten. Das Konsortium hatte die Hopfen-und-Höschen-Hütte dem Erdboden gleichgemacht und die Fundamente für mindestens zwei neue Gebäude gelegt. Langsam aber sicher veränderte sich alles. Der stetige Wandel war wohl zugleich der beste und schlechteste Aspekt des Lebens. An manchen Tagen waren die Veränderungen groß und an anderen klitzeklein. Doch nichts und niemand blieb für immer gleich.
„Danke Jessie!“, rief Linda erfreut, als sie die Rubinohrringe hochhielt, die ich ihr geschenkt hatte. „Sie sind wunderschön!“ Ich hatte den Schmuck auf einem Tagesausflug nach Tulsa gekauft und dann weggepackt, weil ich sie meiner Mutter zu Weihnachten hatte schenken wollen. Aber jetzt fand ich, dass sie viel besser zu Linda passten. Sie mochte glitzernde Dinge.
Eine Stunde später wimmelte es von Gästen in der Halle. Ich beobachtete, wie eine nervöse Linda mit einem nervösen Ivan sprach und machte mich endlich auf die Suche nach Patrick. Ich hatte ihn ein paarmal in der Halle gesehen, doch er war nicht zu mir gekommen. Ich war stinkig, obwohl ich keinen Grund dazu hatte. Ich ging nach draußen und versuchte, unsere mentale Leitung zu aktivieren. Nichts. Er nahm den Hörer nicht ab. Antwortete einfach nicht. Okay, aber wir hatten Anspruch aufeinander erhoben. Im Prinzip gehörte er jetzt auch ohne den Bund eine Zeit lang mir.
Das war mein letzter Gedanke, als ich Patrick entdeckte. Er stand mit dem Rücken zu mir an der Hausecke. Ich wusste, wen er in den Armen hielt, weil die Person ihm ihre widerlichen Zähne neben dem Hals ins Fleisch gebohrt hatte und mich über seine Schulter hinweg ansah. Mit blutverschmiertem Mund und aufgerissenen Augen sah mich Charlene panisch an, als ich auf sie zustapfte. Ich würde sie umbringen, diesmal endgültig. Zorn brodelte in mir. Oh nein. Nicht noch einmal. Nicht noch mal, verdammt!
„Scher dich weg von ihm!“ Ich streckte die Handflächen nach vorn und hatte das Gefühl, die Luft vor mir einfach wegzudrücken. Obwohl ich noch gut anderthalb Meter von ihr entfernt war, wurde die Schlampe aus Patricks Umarmung gerissen. Heilige Scheiße. Ich sah, wie sie schreiend durch die Luft rauschte, bis sie die dicken Äste einer Eiche touchierte und zu Boden fiel.
Patrick sah mich ernst an. „Sie trinkt nur, Liebste. Das ist alles.“
„Ach so, dann ist ein Spender also nicht gut genug für sie, was?“ Ich fletschte die Zähne. „Ich will nichts von dir hören.“
„Ich bin ihr Meister und muss für sie sorgen.“
„Bist du taub? Ich. Will. Nichts. Hören.“
Ich flog zu der Stelle, an der Charlene gelandet war. Sie stand auf und schaute mich verschämt an. „Er ist auch mein Meister.“
„Ist mir scheißegal!“
Sie schüttelte den Kopf und sah aus wie ein hilfloses kleines Mädchen. „Warum macht es dir denn so viel aus, Jessica? Du willst ihn doch sowieso nicht.“
„Und ob ich ihn will!“, schrie ich. „Aber man kann eben nicht immer alles haben, was man sich wünscht, vor allem dann nicht, wenn man dadurch einen anderen verletzt. Aber diese Art zu denken ist dir ja völlig fremd, nicht wahr?“
Arme Charlene. Glaubte sie, Patrick gäbe ihr, was sie von Rich nicht bekommen hatte? Vielleicht hatte sie dasselbe Ziel wie Linda - Schutz, Sicherheit, Treue. Koste es, was es wolle. Meine Wut kochte von Neuem hoch.
„Rich wollte zu mir zurückkehren. Was glaubst du wohl, warum?“, fragte ich sanft.
Oh, das hatte gesessen. „Rich konnte nicht mehr klar denken. Er war ... durcheinander.“ Sie leckte sich über die Lippen. Ihre Augen wurden matt, als sie versuchte, die Worte aneinanderzureihen. „Rich. Ach verflucht. Eine Warnung. Ja, es war nur eine Warnung, sonst nichts.“
Gefangen in der Erinnerung trat sie zurück.
„Er ... er wollte mich nicht. Ich trug sein Kind im Bauch. Ich versuchte uns ein Nest zu
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