Broken Heart Vampires 01 - Vampire zum Frühstück
sie zu sagen hatte. „Ich schätze, jetzt, wo die Menschen weg- und all diese anderen Wesen herziehen, liegen die Dinge anders. Aber trotzdem - Rich ist hier geboren und
aufgewachsen. Ich fand, sein Sohn sollte das auch.“
Ich wollte sie nicht mögen. Oder besser gesagt: Ich wollte mich nicht daran erinnern, dass ich sie einst mochte. Wie oft hatte Charlene mit meiner Familie zu Abend gegessen. Oder war mit meinen Kindern Eis essen gegangen. Sie hatte mir bei der Planung von Richs vierzigstem Geburtstag geholfen. Zu dem Zeitpunkt lief ihre Affäre bereits seit zwei Monaten. Rich wurde vierzig, und einen Monat später hätten wir unser sechzehnjähriges Eheglück feiern sollen.
„Du willst von mir hören, dass ich eure Ehe zerstört habe?“, fragte Charlene plötzlich. „Dass du und Rich glücklich wart, bevor ich ihn von seiner Familie weggelockt habe?“
„Habe ich so was je zu dir gesagt? Ich kann mich nicht entsinnen.“ Irgendwie wollte die übliche Wut nicht recht herauskommen. „Ich bin nicht blöd, Charlene. Ganz egal wie es mir in der Ehe mit Rich ging - er war offenbar nicht glücklich. Er hat mir nie gesagt, dass ich etwas ändern soll. Ich glaube, das hat mich am meisten geärgert. Ich hatte nie die Chance zu reparieren, was auch immer zwischen uns falsch lief.“
„Ich habe ihn weggelockt.“
Ich sah sie durchdringend an. Sie hielt meinem Blick stand, obwohl er sie schier zu vernichten schien.
„Er war ein guter Mensch. Ein attraktiver Mann. Und ich wollte, was du hattest, Jessica. Eine Familie. Ein Zuhause. Einen Ehemann, der mich liebt und für mich sorgt.“
„Zu so was gehören immer zwei“, erwiderte ich, erschüttert von ihrem Geständnis.
„Oder nur einer, der verdammt hartnäckig ist. Ich habe mit der Schande gelebt. Mit der Schande meiner Taten. Er hat es mir an jenem Abend auf der Geburtstagsparty gesagt. Er hat Schluss gemacht. Meinte, ich könne meinen Job behalten, aber nur wenn ich mich von ihm fernhielte.“
Ich versuchte ihre Worte zu verarbeiten, versuchte zu verstehen, warum sie etwas zugab, was nicht den Tatsachen entsprach. Rich hatte der Versuchung nicht widerstanden. War es da noch von Bedeutung, ob er die Affäre begonnen oder einfach nur Charlenes Werben nachgegeben hatte? „Ich weiß es zu schätzen, dass du lügst - entweder damit ich mich besser fühle, oder damit du die Lehrerstelle bekommst. Aber du kannst es ruhig lassen, Mädchen. Was zwischen Rich und mir war, ist kaputt. Und ich kann daran nichts mehr ändern.“
„Ich lüge nicht“, entgegnete Charlene. Ihre Unterlippe zitterte. „Ich bin egoistisch. Ich würde nicht lügen, nur damit es dir besser geht. Ich wollte Rich für mich alleine.“ Sie rieb sich die Hände an der Jeansshorts ab und ballte sie zu Fäusten. „Er wollte an eurem Hochzeitstag mit dir nach Hawaii fliegen. Eine Überraschung. Aber ich hatte auch eine für ihn. Ich bestellte ihn ins Motel 6. Ich wusste, dass Lindas kleine Schwester dort Nachtschicht hatte, und sorgte dafür, dass wir gesehen wurden.“
Emily hatte mich an jenem Abend angerufen. Nun fiel es mir wieder ein. Und Charlene hatte das geplant? Sie hatte nicht nur in Kauf genommen, meine Ehe zu zerstören, sondern es aktiv vorangetrieben. Was sagte das über Rich und mich aus? Dass wir Menschen waren und Fehler machten? Oder dass wir einander nicht genügend geliebt hatten, um uns zu vertrauen und zu vergeben?
„Er war ein guter Mann. Aber eben immer noch ein Mann“, fuhr Charlene fort. „Die Versuchung muss nur groß genug sein, dann ist jeder Mann ihr erlegen. Er ist in die Falle getappt, und du bist genau rechtzeitig gekommen, um ihm dabei zuzusehen. Ich hatte meine kleine Bombe bereits platzen lassen. Ich war im zweiten Monat schwanger. Selbst wenn er dir gesagt hat, er würde dich verlassen - in der Sekunde, als du zur Tür hinaus warst, hat er seine Meinung geändert. Er wollte zu dir gehen. Wollte, dass ich dir erkläre, wie ich ihn mit seiner eigenen Lust reingelegt hatte.“
Sie klang angewidert, aber es war mir nicht klar, ob der Grund dafür ihr schlechtes Gewissen war oder die Tatsache, dass Rich von ihr verlangt hatte, den Konsequenzen ihrer Affäre ins Gesicht zu sehen.
„Oh Gott, Charlene. Ich habe ihn rausgeworfen.“ Ich massierte mir die Schläfen. „Ich war so wütend. So wütend wie noch nie zuvor in meinem Leben. Alles war zusammengebrochen. Deinetwegen.“
„Ja“, sagte Charlene.
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