Broken Heart Vampires 02 - Ein Vampir zum Dinner
Unterholz. Ihren goldenen Schwanz schwenkte sie dabei wie eine Fahne.
Ich nahm meinen Rucksack in die Hand und ging gemächlich in die entgegengesetzte Richtung davon. Ich musste an verlorene Liebe denken.
Ich war eine naive Siebzehnjährige gewesen, als Michael Hu dsen von mir Notiz nahm. Es folgte die typische Tee nagerromanze mit bitterem Ende - kitschige Musik ab und Taschentücher bereitlegen! Der Titel: „Schüchterne Streberin trifft gut aussehenden Sportler“. Michael hatte gerade seine Abschlussprüfungen erfolgreich bestanden und mit seiner Cheerleader-Freundin Schluss gemacht. Ich konnte nicht fassen, dass er sich überhaupt an meinen Namen erinnerte, geschweige denn daran, dass Blau meine Lieblingsfarbe war. (Ist es auch nicht mehr. Jetzt mag ich Grün. Blau ist ätzend.)
Michael zog zwei Monate lang das volle Programm durch, um mich für sich zu gewinnen - inklusive Süßholzraspeln, Blumen, romantische Gesten. Eine Woche, bevor er zum Studieren in einen anderen Bundesstaat ging, schenkte ich ihm meine Jungfräulichkeit.
Und er schenkte mir Tamara.
Ich brach die Schule ab und suchte mir einen Job, eröffnete ein Sparkonto und zog mir jedes erhältliche Buch über Schwangerschaft und Elternsein rein.
Zweige knackten und Blätter wirbelten auf. Was war das? Voller Angst sah ich nach oben. Doch selbst mit meinem Vampirblick konnte ich nichts - oder niemanden - erkennen. „Große Eichhörnchen“, murmelte ich zu mir selbst. „Oder Waschbären. Mutierte Waschbären.“
Das Unterholz war zu dicht und der Waldboden zu uneben, als dass ich den Pfad verlassen wollte, um nachzusehen. Ich sprang über einen Baumstamm, plötzlich ergriff mich Nervosität. Bleib mal locker, Eva. Du bist ein großer, böser Vampir - schon vergessen?
Dann hörte ich es. Hinter mir war etwas, und es fauchte leise. Allein im Gruselwald mit fauchenden Kreaturen, das kannte ich doch aus meinen Träumen. Keine Panik. Das konnte alles Mögliche sein: Wildhunde, Kojoten oder eben mutierte Waschbären. Ich wagte einen Blick über meine Schulter.
Die Kreatur war riesig und schnell, und sie raste auf mich zu wie ein Löwe auf eine Antilope. Großer Gott! Sie stank, als hätte sie in einer Jauchegrube gebadet. Lorcan? Nein, unmöglich. Er war geheilt.
Blankes Entsetzen breitete sich in mir aus und nahm mir jegliche Fähigkeit zu denken. Jetzt fing die Kreatur an zu heulen - ein außerirdisches Geräusch, das mir bis ins Mark drang. Ich spürte den fauligen Atem in meinem Nacken und die spitzen Klauen hinter mir. Das Ding war näher gekommen, doch noch nicht nahe genug, um mich packen zu können. Jetzt konnte ich seine Augen sehen, sie funkelten heimtückisch und gierig.
In diesen Augen las ich meinen Tod.
Ich verließ den Pfad und rannte ins knorrige, dichte Gestrüpp. Natürlich blieb ich sofort in einem heruntergefallenen Ast hängen und stürzte. Mit dem Gesicht nach unten knallte ich in einen knorrigen Busch. Als ich wieder zu mir kam und aufstehen wollte, war es zu spät.
Das Monster hatte mich eingeholt.
Und es hatte seine Freunde dabei.
Ein unheimliches Heulen schallte plötzlich durch den Wald, doch das schreckliche Geräusch kam nicht von den drei Lykanen, die mittlerweile sabbernd und fauchend vor mir standen. Nein, dieses Geräusch kam von hinten.
Ich war vor Angst wie gelähmt.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie sich ein vierbeiniges Etwas vor mich stellte, mit einem Fell so schwarz wie die Nacht.
„Lucky!“
Er bellte mir kurz zu und drängte dann mit wildem Knurren die drei Furcht einflößenden Kreaturen ab, sodass ich die Flucht ergreifen konnte.
Und das tat ich auch.
Großer, böser Vampir - von wegen. Ich war außer mir vor Angst. Ich hörte kein Kämpfen, kein Schaben, kein Jaulen mehr. Ich durfte mich auf keinen Fall umsehen, tat es aber doch. Da war nur der dunkle, baumbestandene Weg - und prompt knallte ich gegen eine große Eiche.
Leicht verdattert landete ich auf einem Haufen aus alten Blättern und Erde.
Ich sprang wieder auf die Füße, geriet aber aus dem Gleichgewicht. Die drei Monster brachen zu meiner Linken aus dem Gestrüpp. Mit ausgestreckten Armen wirbelte ich herum. Die nackte Angst packte mich erneut.
Ich wich zurück. Die harte Rinde der großen Eiche scheuerte an meinem Rücken, aber die Berührung war auch irgendwie tröstlich. Der Baum war groß und stark - und erinnerte mich daran, dass das alles kein Traum
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