Broken Heart Vampires 02 - Ein Vampir zum Dinner
war ihre Einstellung, macht das eigene Herz schwer.
Jess versuchte schon lange, Lorcan in die Gemeinde Broken Heart zu integrieren, wobei sie nicht gerade von vielen Seiten Unterstützung bekam. Nicht einmal von Lorcan selbst. Er fühlte sich für alles verantwortlich und schuldig. Außerdem nahm sein Selbstmitleid kein Ende.
Jessica hatte mir einige der Bücher gezeigt, die aus sein Feder stammten - die meisten waren noch mit der Hand geschrieben. Es gab auch Zeichnungen und Gemälde von ihm. Er war ein wunderbarer Schriftsteller, doch seine Themen waren so ernst wie er selbst. Ob er Angst davor hatte zu lachen? Befürchtete er, dass die von ihm verwandelten Wandelblute ihn lynchen würden, wenn er einmal lächelte?
Klar, es war nicht leicht, die Fehler anderer zu verzeihen. Aber sich selbst zu verzeihen, war noch viel schwieriger - das wusste ich aus eigener Erfahrung. Wie oft hatte ich mir vorgeworfen, eine schlechte Mutter zu sein. Was hatte ich Tamara denn zu bieten? Bei ihrer Geburt war ich allein, unverheiratet und eine Schulabgängerin.
Ja, sich selbst zu verzeihen war richtig schwer.
Meine Mutter, die nach Daddys Tod nicht wieder geheiratet hatte, hatte sich ihr Geld mit Kellnerjobs verdient. Sie beschaffte mir auch den Job in „Ralph's Restaurant“, einem kleinen Familienrestaurant an der berühmten Route 66. Kellnern, lesen, mein Kind versorgen - daraus bestanden die ersten zehn Jahre nach Tamaras Geburt. Ich konnte mir keine Kinderbetreuung leisten, aber Ralph teilte Mom und mich immer so ein, dass wir uns abwechselnd um meine Tochter kümmern konnten. Dann wurde Mom krank - und mein Leben war auf einen Schlag nicht mehr erträglich, sondern grauenvoll.
Meine Mutter brachte mir über das Sterben genauso viel bei wie vorher über das Leben. Sie wäre wahrschein lich total gerne ein Vampir. Ich schüttelte die alten Erinne rungen ab. Es bringt doch nichts, das Trauerfähnchen zu sc hwenken, würde Mom jetzt sagen. Von einem Pfund Bedau ern kann man sich nichts kaufen. Ich lächelte. Das war die Art meiner Mutter zu sagen: Du kannst dich in der Vergangenheit verlieren, aber ändern kannst du sie nicht.
Eine plötzliche und schwere Erschöpfung erfasste mich. Der Sonnenaufgang war nicht mehr fern. Sobald die ersten Sonnenstrahlen auftauchten, würde ich sterben. Ich öffnete also die Balkontür und schlüpfte hinein. Mein ehemaliges Schlafzimmer sah kahl und einsam aus. Verzweiflung ergriff mich bei dem Gedanken, dass bald das ganze Haus Vergangenheit sein würde. Ausgelöscht und vergessen, wie so vieles in dieser Stadt.
Ich eilte die Treppe hinunter. Im Flur angekommen, klopfte ich an Tamaras Tür. Die Musik wurde um ein „Zähnchen“ leiser gedreht.
„Gute Nacht, meine Kleine.“
„Nacht.“
Die traurigen, schönen Klänge von Evanescence umfingen mich. Ich dachte an Lorcan. Ein Verfolgter war er ... und so wunderschön. Und intelligent dazu. Aber auf meine Frage hatte er mir keine Antwort gegeben. Was hatte er im Wald gemacht? Und warum hatte es ihn nicht überrascht, dass dort die Lykane waren?
Hilfe! Ich brauche Hilfe! Kann mir jemand helfen ? HILFE!
Ich erwachte, warf die Decke von mir und stand auf. Wäre ich noch ein Mensch, würde mir der Schweiß auf der Stirn stehen und mein Herz rasen. Aber auch ohne diese körperlichen Symptome war ich total durch den Wind.
Eine düstere Vorahnung breitete sich in mir aus. Mein Leib krampfte sich zusammen, Kälteschauer durchfuhren mich. Vor lauter Angst war mein Mund ganz trocken. Ich versuchte dieses Gefühl abzuschütteln, was mir nicht gelang.
Am besten wäre jetzt ein kleiner Imbiss, um Körper und Nerven zu stärken.
Ich schlüpfte in ein Paar ausgewaschene Jeans, ein lilafarbenes T-Shirt mit dem goldenen Aufdruck LIBRARIANS DO IT BY THE BOOK (Bibliothekarinnen tun’s nach Vorschrift) und ein Paar lila Flip-Flops. Und meine goldene Rose steckte ich mir auch an. Meine Güte, war ich peinlich.
Als ich nach oben kam, führte ich mit meinen Vampirsinnen eine Schnellüberprüfung meiner Tochter durch: Sie schlief noch. Ihr Atem war regelmäßig, ihr Herz schlug rhythmisch. Tamara war kein Morgenmensch. Man ging ihr besser aus dem Weg, solange sie noch nicht gefrühstückt hatte und unter der Dusche gewesen war.
Ich ging in mein Büro, um das Handy zu suchen, das mir das Konsortium zur Verfügung gestellt hatte. Es war nicht in seinem Aufladegerät. Mist! Es war im Rucksack,
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