Broken Heart Vampires 02 - Ein Vampir zum Dinner
winkte meinem besorgten Nachwuchs zum Abschied zu.
„Aber wenn die versagen, stirbst du in den Strahlen der aufgehenden Sonne durch Ustulation.“ Sie grinste böse. „Und du willst doch nicht als gegrilltes Steak enden.“
„Ustulation?“ Ich unterbrach mein sinnloses Aufwärmtraining und glotzte meine Tochter an. Dieser kleine Teufel! „Seine Mutter daran zu erinnern, dass sie verbrennen oder geröstet werden könnte, ist nicht sehr nett.“
Sie grinste. „Ich habe das ,Wort des Tages' vor dir benutzt!“
Damit spielte sie auf unseren täglichen kleinen Wettbewerb an. Das „Wort des Tages“ stammte aus einer Wörterliste, die wir an die Wand gepinnt hatten. Wer das Wort zuerst benutzte, bekam zehn Punkte, und für jede weitere Erwähnung des Wortes am selben Tag gab es fünf Punkte. Am Ende jeden Monats wurde zusammengezählt. War ich die Gewinnerin, musste Tamara einen Tag lang eine ungeliebte Aufgabe im Haushalt übernehmen. Gewann sie, bekam sie fünfzig Dollar von mir und ich fuhr mit ihr zur Shopping Mall.
„Okay, okay. Zehn Punkte für dich.“
„Du bist eine schlechte Verliererin.“ Sie hatte wieder diesen Blick aufgesetzt, dieses Mittelding zwischen Gleichgültigkeit und Sorge. Mit einem tiefen Seufzer sagte sie: „Er ist nur ein Hund, Mom.“
„Ich weiß. Aber ich mache mir Sorgen um ihn. Vielleicht hat er sich verletzt.“
„Oder er bettelt bei anderen Leuten um Futter.“
Das glaubte ich nicht. Lucky war kein Schnorrer. Irgendwas war nicht in Ordnung - sonst wäre er hier gewesen.
Tamara umarmte mich kurz, was so gar nicht zu ihr passte. Dem Elternteil auch nur Spuren von Zuneigung zu zeigen, war streng verboten. Doch da sie sich schon zu dieser Umarmung hatte hinreißen lassen, drückte ich ihr schnell einen Kuss auf die Wange. Sie verbiss sich einen Kommentar, grinste aber, als hätte ich ihr Säure auf die Haut gespritzt.
Mit einem unterdrückten Kichern lief ich die Treppe hinunter und folgte dem Gehweg durch den großen, mit Unkraut überwucherten Vorgarten. Ich winkte ihr noch einmal, sie winkte zurück - und zack! - war ich weg. Hihi. Es war doch immer wieder ein Erlebnis, dank meiner neuen Kräfte Vollgas zu geben.
Innerhalb weniger Sekunden war ich an dem Ort, den Tamara und ich den „Fiesen Gruselwald“ getauft hatten. Broken Heart war umgeben von einem dichten Wald mit nahezu undurchdringlichem Unterholz.
Man sollte meinen, ein Vampir - ausgestattet wie ich mit den Superkräften Hochgeschwindigkeitslauf, Hochsprung und Boxen - hätte keine Angst davor, um vier Uhr morgens in einem kleinen Wäldchen spazieren zu gehen. Aber mein untotes Herz krampfte sich dennoch kurz zusammen, als ich den Wald betrat. Unter meinen Schritten raschelten Blätter und knackten Zweige. Ich hätte am liebsten meine Taschenlampe herausgeholt, aber ehrlich gesagt, konnte ich alles perfekt sehen.
„Lucky!“, rief ich. „Ich bin hier! Komm her, mein Schätzchen! Wo bist du denn?“
Eine goldfarbene Katze mit einem Henkelkreuz-Halsband sprang auf einen umgefallenen Baumstamm in der Nähe und schlich auf mich zu. Etwa zehn Zentimeter vor mir blieb sie stehen und sah mich an.
„Hallo, Lucifer.“
Die Katze senkte wie zur Begrüßung den Kopf.
Ich setzte mich zu ihr. Lucifer sah mich einen Moment an , dann fing sie an, sich zu putzen.
Lucifer war die einzige existierende Vampirkatze. Johnny Angelo, ein Filmstar der Fünfzigerjahre und Vampir wider Willen, hatte sie versehentlich verwandelt, hieß es. Von Jessica wusste ich, dass Johnnys erster Spender ein Betrunkener gewesen war. Der Alkoholspiegel in seinem Blut blieb nicht ohne Auswirkungen auf Johnny, der sich beim Aufwachen in einem Müllcontainer wiederfand, eine schlafende Vampirkatze auf der Brust. Er behauptete immer, er könnte sich nicht daran erinnern, die Katze gebissen zu haben, doch sie hatte die typischen Fangzähne eines Vampirs.
Ich hatte Johnny ein paar Mal getroffen, aber er war kein besonders kommunikativer Typ. Vermutlich war unter dem Stichwort „Grübler“ im Lexikon neben der Definition sein Foto zu finden.
„Miau.“
Komischerweise konnte ich keine Signale von der Katze empfangen, und auch sie schien mich nicht gerade unwiderstehlich zu finden - im Gegensatz zu den meisten anderen Katzen, die mir begegneten. Sie miaute noch einmal und wandte sich dann ab, wie um mir zu sagen: „Du bist meiner Aufmerksamkeit nicht würdig.“ Dann verschwand sie im dunklen
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