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Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir

Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir

Titel: Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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Ruhe?“
    Damit verließ er das Wohnzimmer und zog sich die Jacke über. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, knallte er die Tür des Trailers hinter sich zu. Verzweifelt stützte ich den Kopf in meine Hände.
    Frühstück. Streit. Aufräumen. So ging das jeden Tag in der Familie Donahue.
    Da klingelte das Telefon.
    Vielleicht war es wieder so ein Telefonmarketing-Heini? Diesen Typen könnte ich ein zweites Loch in den Hintern treten und mich gut dabei fühlen. Ich schnappte mir das Telefon, das auf dem Wohnzimmertisch lag, und ließ mich auf die Couch fallen.
    „Hallo?“
    „Hi, Patsy“, erklang die Stimme meiner viel jüngeren und einzigen Schwester Millie. „Rat mal, was!“
    Aber sie konnte es nicht abwarten. Noch bevor ich etwas sagen konnte, quietschte sie mir ein „Ich heirate!“ ins Ohr.
    „Wieso das denn, um Himmels willen?“, rutschte es mir heraus.
    Sie schwieg einen Moment zu lange, und ich wusste, dass ich sie getroffen hatte. Unsere Eltern waren gestorben, als Millie sechzehn und ich vierunddreißig war. Dieser Altersunterschied von achtzehn Jahren bedeutete, dass meine Mutter uns jeweils wie Einzelkinder aufgezogen hatte. Bis zu ihrer Volljährigkeit hatte Millie bei mir gelebt. Dann wurde ihr Geld von der Stipendienstiftung frei und sie zog nach Texas, um zu studieren.
    Wir hatten eine Hass-Hass-Beziehung. Als ihre ältere Schwester war ich grundsätzlich die Person, die sie ständig herumkommandierte. Als ich dann auch noch die elterlichen Pflichten übernehmen musste, hasste sie mich vollends. Im Mai fuhr ich zu ihrer Schulverabschiedungsfeier, wünschte ihr alles Gute und hörte nichts mehr von meiner undankbaren Schwester außer einer Geburtstagskarte in dem Juni, in dem ich vierzig wurde.
    „Ich bin verliebt“, verkündete sie schließlich und klang nicht mehr begeistert. „Nicht jede Ehe muss lausig sein.“
    „Ja, man muss sich das nur einreden.“
    Sie holte geräuschvoll Atem, dann sagte sie: „Bleib mal kurz dran, da kommt ein anderer Anruf.“
    Ich kam in die Warteschleife. Mist. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie gemein ich gerade zu ihr gewesen war. Millie würde heiraten. Hilfe!
    Es klickte, dann war Millie wieder da. „Ich wusste genau, dass du so reagieren würdest. Meine Güte, Patsy! Du bist meine Schwester. Ich hatte gehofft, du würdest dich wenigstens ein bisschen für mich freuen.“
    Ich würde mich ja auch gerne für sie freuen, aber ich schaffte es einfach nicht, die entsprechende Emotion zu entwickeln. „Und wie heißt der Glückliche?“
    „Ronald Myers. Er ist Arzt.“ Plötzlich klang sie wieder ganz verträumt. „Wir haben uns in der Notaufnahme kennengelernt.“
    „Was? Wieso? Was ist passiert?“, fragte ich leicht hysterisch. Offensichtlich besaß ich doch noch mütterlich-schwesterliche Impulse.
    „Deswegen erzähle ich dir nie etwas, weil du immer überreagierst. Ich bin schon seit einem Jahr mit ihm zusammen, aber ich habe dir nichts davon erzählt, weil ... na ja. Einfach darum.“
    Kein Wunder, dass sie sich nach ihrem Schulabschluss im Mai nicht mehr bei mir gemeldet hatte. Sie hatte wohl vermeiden wollen, dass ich mir ihren Traumprinzen ansehen würde. Ich hatte die Angewohnheit, alle ihre Freunde zu verschrecken.
    „Und wann ist der große Tag?“, wollte ich wissen.
    „In der ersten Dezemberwoche.“
    „Nächstes Jahr?“
    „Nein. Dieses Jahr.“
    Meine Schwester hatte immer von einer romantischen Hochzeit mit allem Drum und Dran geträumt, nicht von so einer überstürzten Eheschließung. Falls sie also nicht beschlossen hatte, diesen Robert Myers zu heiraten, kaum dass sie ihn kennengelernt hatte, musste noch etwas anderes im Busch sein.
    „Entweder, der Mann ist unheilbar krank oder du bist ...“ Beinahe wäre ich an meiner Zunge erstickt. Bitte nicht! „Millie, du bist doch nicht etwa schwanger?“
    „Du schreist so laut, dass man dich bis Kanada hört!“ Millie seufzte vernehmlich. „Ja, zum Kuckuck. Ich bin schwanger.“
    Ich war vollkommen perplex. Meine kleine Schwester heiratete. Und sie war schwanger. Vielleicht ist mein seltsamer Traum ja eine böse Vorahnung dessen gewesen, was ich gerade gehört hatte. Abgesehen von meiner Totaloperation und meinem Dasein als Untote  käme für mich ein weiteres Kind niemals infrage.
    Ich lehnte meinen Kopf an die Rückenlehne der Couch und schloss die Augen. Ich brauchte dringend eine Zigarette. Nein, eine Packung.

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