Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir
machte in der Schule Schwierigkeiten und begann schließlich, den Unterricht zu schwänzen. Ein Gespräch mit mir war auch nicht mehr drin. Keine Strafe nützte etwas. Keine Belohnung. Nichts. Wie schafft man es, dass jemandem nicht mehr alles egal ist? Wie durchbricht man den Schutzwall einer Person, der durch Schmerz und Trauer entstanden ist?
Wie oft waren wir im selben Zimmer und kommunizierten nicht miteinander? Dieser Schmerz war beinahe unerträglich für mich.
Ich hatte meinen Sohn verloren.
Und ich wusste nicht, wie ich ihn wieder zurückbekommen konnte.
Es war auch nicht fair, Sean für alles verantwortlich zu machen. Er war nicht absichtlich zum Alkoholiker geworden. Aber er hatte sich immerhin entschieden, nicht mehr nüchtern sein zu wollen.
Ich fühlte mich einsam. Mich aus meiner Ehe mit Sean zu befreien war so, wie kurz vor dem Ertrinken zu sein und plötzlich doch noch aus dem Wasser aufzutauchen. Ich genoss meine neue Freiheit, immer noch. Manchmal dachte ich auch, vielleicht würde ich noch mal jemanden kennenlernen, mit dem ich mein Leben teilen könnte, meine Sorgen, meine Enttäuschungen, meine Freude, meinen Spaß.
Der Gedanke war ziemlich unbesonnen und auch gefährlich, denn in diesem Zusammenhang fiel mir Gabriel ein. Nicht, dass ich glauben würde, ich hätte eine echte Chance bei einem so gut aussehenden Typ wie Gabriel. Ich würde mein Abo der Cosmopolitan darauf verwetten, dass ich nicht gerade die Traumfrau von Mr. Wunderbar war.
Normalerweise hatte ich keine Probleme mit meinem Selbstwertgefühl, aber ich war auch realistisch. Ich lebte in einem Trailer statt in einem Haus, stand auf Country-Musik, hatte einen Schönheitssalon und war zu allem Überfluss auch noch blond. Außerdem wohnte ich in einer Kleinstadt, hatte nichts studiert und nicht einmal eine Meinung zu Themen wie Politik, Religion oder aktuelle Ereignisse.
Ich ging durch mein kleines Reich und dachte, dass ich eigentlich meinen Laden aufmachen müsste. Nicht, dass irgendwelche Termine anstanden. Ich hatte zum x-ten Mal Inventur gemacht und so oft geputzt, dass es nichts mehr zu putzen gab. Ich war ruhelos und hatte Langeweile. Mein Leben lang hatte ich davon geträumt, Kosmetikerin zu werden und das Familiengeschäft zu übernehmen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, etwas anderes zu tun. Meine Ehe hatte ich schon aufgegeben, jetzt wollte ich nicht auch noch meine Arbeit verlieren. Wie viel konnte man einer Person wegnehmen, bis plötzlich nichts mehr von ihr übrig war?
Ein Blick auf die Wanduhr im Wohnzimmer brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Oh Mann, schon in einer Stunde erwartete mich Jessica beim ersten Elternabend des Paranormalen Eltern-Lehrer-Verbands. Dabei gab es für mich nicht einmal einen Grund, diese Veranstaltung zu besuchen. Die neue Nacht-Highschool, die im Oktober eröffnet worden war, hatte Wilson noch nie von innen gesehen. Außerdem befand sich die Schule auf dem Konsortiums-Gelände, und ich hatte ja bereits erwähnt, wie sehr ich diesen Ort hasste.
Okay, der Elternabend war gestrichen. Außerdem fühlte ich mich hungrig. Ich beschloss, den Laden in dieser Nacht nicht zu öffnen und mich auf den Weg zum Haus meines Spenders zu machen.
Ich schlüpfte in meinen Mantel und trat auf meine kleine Veranda.
„Patsy.“ Diese Stimme hatte ich noch nie gehört.
Da stand ein großer, gut aussehender Mann mit hellbrauner Haut und kahl geschorenem Schädel. Er hatte braune Augen und wirkte irgendwie weise. Zu einem geschmackvollen schwarzen Anzug trug er eine knallblaue Krawatte.
„Wer sind Sie?“, fragte ich ihn.
„Ich bin Khenti. Dein Meister.“
„Mein Meister?“
Khenti musste mein „aber garantiert nicht“-Gesicht richtig interpretiert haben, denn er lachte. „Ich bin derjenige, der dich verwandelt hat.“
„Oh.“
Offensichtlich wartete er auf eine weitere Reaktion.
„Äh ... Danke?“
Er lachte wieder. „Gern geschehen. Wir haben wenig Zeit, aber ich habe dir viel beizubringen.“
„Du meinst, jetzt?“
„Genau. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Koschei erneut angreift. Und du bist nicht das einzige Wechselblut, das Ziel einer Attacke wurde.“ Khenti rieb die Hände aneinander. „Also, fangen wir an.“
„In Ordnung.“ Ich folgte ihm auf den mit Unkraut überwucherten Hof.
„Bevor mein Vater sich zurückzog, gab er mir den Rat, nicht zu viele Vampire zu erschaffen, weil unsere speziellen
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